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The Last of Us 2 - Warum die Leaks und Spoiler mir egal sind

Verfluchtes Wissen?

Vorweg: Im Text gibt es natürlich keine Spoiler zu The Last of Us 2. Und die Kommentare bleiben gefälligst auch frei davon.


Es ist einfach so: Ein Spiel wie dieses weckt Begehrlichkeiten. So viel ist klar. Wer würde nicht The Last of Us 2 lieber heute als morgen spielen, wer machte kein zerknirschtes Gesicht, als er die Meldung las - "auf unbestimmte Zeit verschoben"? Abgesehen von seltsam überhitzt auf den empfundenen sozialen Kommentar in Naughty Dogs neuem Spiel reagierenden Anti-SJW-Wutspielern, wanden sich weite Teile der Spielerschaft fast wie unter Schmerzen, als klar war, dass der Titel sein Mai-Launch-Fenster wegen der Corona-Pandemie verpassen würde.

Sicher hat das auch die Intensität befeuert, mit der Hacker nach Verwundbarkeiten in der digitalen Infrastruktur des Entwicklers suchten und sie auch fanden - und jetzt sind angebliche erste Details mit empfindlichen Story-Spoilern im Netz. Zum Teil aus echter Neugierde verbreitet, zum Teil aber auch mutwillig als Internet-Tretmine auf Twitter und Instagram, gedacht, um dem einen oder anderen die Drüse zu sprengen, die das Hormon für Vorfreude ausschüttet. Naughty Dog und Sony gehen dagegen an und das sollten sie auch. Die Art und Weise, wie die Infos an die Öffentlichkeit drangen, ist schlichtweg kriminell.

Auch wenn wir wissen, was auf uns zukommt. Wir werden es überleben.

Ich hatte diesmal Glück - bisher - und ich habe auch kein Problem damit, meine Internet-Verhalten gründlich zu desinfizieren und unter strenge Quarantäne zu stellen. Doch auch, wenn es mich irgendwann erwischen sollte und ich plötzlich über den Aufbau und entscheidende Details der Handlung Bescheid wissen sollte, würde es meine Vorfreude und meine Lust auf dieses Spiel nicht trüben. Das hat mehrere Gründe, der sich im Grunde zu einem zusammenfassen lässt:

Kontext ist alles. Wie immer eigentlich, oder? Nichts entfaltet allein und für sich genommen dieselbe Wirkung, als wenn man es als Teil des großen Ganzen betrachtet. Eine bloße Zusammenfassung, oder mutwillig zu einer Info-Kapsel verdichtete Details, die jemand, der offensichtlich darauf wettet, dass es keine Hölle gibt, nichts ahnenden Spielern unterjubelt, zeichnen niemals das komplette Bild einer Geschichte, können niemals dieselbe Wirkung entfalten. Klar, ist das eine Sauerei, wenn einem das passiert, und für den Moment versteift man sich ein wenig auf ein solches Detail, fürchtet um sein Erlebnis, wenn es dann soweit ist. Aber ich kann nicht sagen, wie häufig vorab verratene unerwartete Bildschirmtode, Allianzen, die man sonst nicht hätte kommen sehen und andere, als Überraschung gedachte Plot-Gegebenheiten live und in echt eine komplett andere Wirkung erzielten, als ihre bloße Kenntnis. Und wäre Kenntnis allein ein Problem - warum schauen wir uns unsere Lieblingsfilme immer wieder an?

Soviel steht fest: Es wird hart.

Gut, es wäre etwas anderes, wäre Naughty Dog im Business Shyamalan-artiger Twist-Geschichten oder wenn es in ihren Spielen um die Entschlüsselung großer Geheimnisse. So, wie es ist und angesichts der Stories, für die sich die Kalifornier bisher interessierten, kommt einem hier der zentrale Erlebniswert nicht abhanden. Das Spiel hängt einfach nicht allein an den Eckpfeilern seiner Handlung und sicher nicht an vereinzelten, aus dem Zusammenhang gerissenen Filmsequenzen. Bei aller derben Gewalt, die man in diesen Titeln an sich selbst erfährt und auf andere wirkt, sind das hier feinsinnige Geschichten, die zwischen den Zeilen in den Ruinen ihrer Welt genau so viel oder mehr erzählen wie in den wohl gewählten Worten, die Naughty Dogs Autoren ihren Protagonisten in die Münder legten.

Noch dazu: Jede Silbe, jede Emotion und jeder innerer Konflikt, den man den Figuren oft genug am Gesicht ablesen kann, hat mehrere Lesarten, diverse Bedeutungen und ein gut durchgeführter Spannungsmoment funktioniert auch dann noch, wenn man weiß, wie er ausgeht. Die Wirkung all dieser erlebt man erst wirklich, wenn man selbst "dabei" ist, sich in diese Welt eingewickelt hat und beginnt, zusammen mit den Charakteren diese Tortur durchzumachen.

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Natürlich verfälscht es im schlimmsten Fall den Effekt, den die Macher sich für ihr Spiel erhofft hatten und Creative Director Neil Druckmanns zerknirschtes Gesicht dieser Tage ist ebenso verständlich wie gerechtfertigt. Aber letzten Endes stimmt es, wenn er sagt: "Egal, was ihr gesehen, gehört oder gelesen habt, nichts ist vergleichbar damit, es von Anfang bis Ende zu spielen." Da bin ich mir sicher. Dafür muss ich den Spoiler-Terroristen - mögen sie bekommen, was sie verdienen - nicht erst auf den Leim gehen.

Insofern: Bleibt sauber, am besten bis zum 19. Juni - und wenn nicht: Freut euch trotzdem mit uns zusammen auf dieses Spiel. Was auch immer ihr gesehen habt oder wisst - das Beste liegt noch vor euch!


Wollt ihr aber trotzdem ein wenig spekulieren, worum es in The Last of Us 2 so gehen könnte - aber nur anhand von Entwickleraussagen und frei zugänglichem Bildmaterial - dann lest ihr am besten unseren Artikel: The Last of Us Part 2: Zeitsprünge, Wahrheiten und Gewalt - Was wir bisher wissen und was nicht und fabuliert ein bisschen mit uns herum. Wir versprechen, wir wissen auch nicht mehr als ihr!


Tipps zu Last of Us 2 findet ihr in unserer The Last of Us 2 Komplettlösung.

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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