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The Stalin Subway 2: Red Veil

Ich bin ein Redakteur, holt mich hier raus!

Es gibt Spiele, die gibt’s gar nicht. Vertreter, bei denen es selbst dem besten Redakteur schwer fällt, angesichts vieler spektakulärer Momente die passenden Worte zu finden und in angemessener Form dem Leser greifbar zu machen. Beispielsweise, wenn man in Call of Duty 4 mit dem Rücken zum Marterpfahl steht und Opfer einer öffentlichen Hinrichtung wird. Oder sich in Crysis erste zaghafte Sonnenstrahlen über eine verschlafene, aber wunderschöne Insel strecken, und das ganze Eiland in ein atmosphärisches Licht rücken, dass so schön ist wie die Sahne-Tüpfelchen auf einer Schwarzwälder Kirschtorte.

Das sind die Sekunden im Leben eines Gamers und Schreiberlings, die man garantiert so schnell nicht vergisst und trotzdem nur mehr schlecht als recht über die Lippen beziehungsweise in sein Word-Dokument bekommt. Und dann gibt es da Spiele wie The Stalin Subway 2: Red Veil. Seines Zeichens ein Ego-Shooter, in dem Ihr die Frau des KBG-Offiziers Gleb Suvorov (Protagonist vom ersten Teil) mimt, bestückt mit einem Verlauf wie eine einzige schmerzhafte Folter, bei dem sowohl Augen, Ohren als auch der Blutdruck in Mitleidengeschaft gezogen werden.

Wer einmal eine geschlagene Stunde an einer einzelnen, eigentlich total simplen Eskortierungsmission gesessen hat, ja, dem wird es wirklich schwer fallen, Unwissenden begreifbar zu machen, welch Qual ein einzelnes Spiel mit sich bringen kann. Da stürzt das Programm nicht selten, ohne auch nur im Ansatz ersichtlichen Grund ab und reißt sämtliche Hoffnungen in den Abgrund, einen der wohl ödesten Aufträge in der Geschichte der virtuellen Unterhaltung zu überstehen.

Echt schade: Hier sind ein paar gute Ideen gestorben.

Da wären speziell in diesem Abschnitt noch zwei andere gravierende Probleme zu nennen: Das Unvermögen des wohl lahmarschigsten Subjektes aller Zeiten, auch nur einen, ja wenigstens einen Gang zuzulegen. Und an zweiter Stelle die beeindruckenden Fähigkeiten der feindlichen Russen. Die kommen nämlich nicht nur aus den unmöglichsten Ecken – wo eigentlich kein Durchkommen ist, die Fantasie der Entwickler scheint es jedenfalls so zu wollen –, sondern stecken auch noch mächtig ein. „Ein ganzes MP-Magazin frisch serviert? Kein Problem. Hoffentlich schmeckt es Ihnen. Was, noch nicht satt!?“ Okay, dann halt noch eine Ladung zur Nachspeise, bis der unliebsame Widersacher neben Gabel und Messer auch endlich mal den Löffel abgibt.

Diese ganzen Fehler, egal ob in Bezug auf Gameplay oder Technik, die dem Spieler ein um die andere Sekunde wie eine klatschende Schelte um die Ohren gehauen werden, gehen unter keine Kuhhaut mehr. Oder wie ist der unglaublich hohe Anteil an russischen Selbstmördern, die von Dächern fallen, nur weil man ihnen einen Schritt zu nahe gekommen ist, zu erklären? Red Veil wirkt wie ein billig produzierter C-Movie, nur ohne den rechten Anteil an reingestecktem Herzblut. Wenn ich nur die erste Mission als weiteres Beispiel heranziehe, ertappe ich mich wieder dabei, in einem Atemzug zu lachen und gleichzeitig bitterste Krokodilstränen zu weinen.

Ihr wollt die dümmste künstliche Intelligenz, die man aktuell bekommen kann? Geht in einen Laden Eurer Wahl und kauft das Spiel für im ersten Moment wenig erscheinende 20 Euro. Das gleiche lege ich Euch ans Herz, wenn Ihr auf Schergen steht, die scheinbar den Wallhack erfunden haben, oder Ihr mit tristen Levels Marke Sperrmüll sympathisiert.

Maximale Details, hohe Auflösung: Ich schwöre!

Denn wirklich alles am vorliegenden Spiel wirkt für sich allein genommen schlecht und hinsichtlich einer geradezu haushoch überlegenen Konkurrenz sogar richtig übel. Eine lausige Story rund um eine Entführung – obwohl wir das Opfer wegen der späteren Eskortierung am liebsten da gelassen hätten, wo der Pfeffer wächst –, ist da noch das kleinste Problem des Spiels. Vielmehr versinken Spannung, Spielspaß und Ernsthaftigkeit angesichts einer mannigfaltigen Palette an mehr und minder großen Fehlern irgendwo im Nirgendwo.

Aber für einen dreistündigen Einzelspieler-Alptraum und einen, für mich nicht existierenden, da sinn- und nutzlosen, Multiplayermodus, im Ernst Geld zu verlangen, darin liegt meiner Meinung nach das größte Problem von Red Veil.

Sei's drum, die jüngste Vergangenheit hat glücklicherweise mehr als genug Toptitel und solche, die nur knapp daran gescheitert sind, mit sich gebracht, als dass ich Stalin Subway 2 auch nur eine einzige Träne hinterher weinen sollte. Summa summarum habe ich Euch hoffentlich zeigen können, dass läppisch erscheinende 20 Euro oft mehr sein können, als man vielleicht vermutet und Spiele wie eben dieses Machwerk nun wirklich keine Menschenseele braucht.

Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist: Solltet Ihr doch Gefallen am Titel gefunden haben, dann schlendert einfach in den nächsten Laden. The Stalin Subway 2: Red Veil ist bereits erhältlich.

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Christopher Link

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