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The Unofficial SNES Pixel Book: Test - Neu sehen, was man eh schon kennt

Wir sind nicht hier, um was zu lernen. Oder doch?

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Kreativ gestellte Pixel-Schönheit zur SNES-Prominenz geht Hand in Hand mit unterhaltsamen, aber wenig tiefgründigen Texten.

Und das passiert, wenn man mal ein paar Tage so halb im Urlaub war: Benjamin hat vor ein paar Monaten die deutsche Ausgabe des SNES Pixel Buches besprochen - keine Übersetzung, sondern in dem Falle das Original. Das bekam ich damals aber nur am Rande mit und hatte es natürlich bereits vergessen, als vor zwei Wochen der britische Verlag die englisch übersetzte Ausgabe zusammen mit dem CRPG Book schickte. Als wir das bemerkten, war der Text hier praktisch fertig. Aber was soll's. Ein gutes Buch kann man auch zwei Mal erwähnen.


Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von hübschen Büchern über hübsche Erinnerungen. Screenshot-Sammlungen zum Durchblättern und in Nostalgie versinken, zumindest für ein halbes Stündchen. Keines davon will euch etwas Neues erzählen. Aber manchmal wollen sie euch etwas Neues zeigen. So wie dieses Werk aus deutschen Landen, das mit dieser englischen Ausgabe nun seinen Weg in die weite Welt macht.

Ihr werdet den etwas über 250 Seiten des Unofficial SNES Pixel Books nichts sehen, was ihr nicht schon vorher auf dem Screen hattet. Zumindest solange ihr einen umfangreichen Erfahrungsschatz in Sachen Super Nintendo mitbringt. Die Zahl der unbekannten Exoten auf diesen Seiten ist klein. Ich würde sogar sagen: Sie liegt bei ziemlich genau null.

Zelda: Link to the Past, Mario, F-Zero, Castlevania, Harvest Moon, Street Fighter. Wenn es hier obskur wird, dann sind das Sachen wie Metal Warriors, Pocky & Rocky, Mechwarrior oder King of Dragons, die immer noch recht vertraute zweite Reihe des SNES-Adels. Es gab genau ein Spiel, bei dem ich mich jetzt überraschen ließ, was denn auf der Seite kommen würde. Wie sich herausstellte, lag das aber nur an der seltsamen Beschriftung dieser einen Doppelseite im Inhalt, es war der Name eines Parodius-Bosses. Erneut, ein sehr vertrautes Spiel für fast jeden, der mit der Konsole vertraut ist.

Die Sortierung erfolgt dabei nach Genres. Shooter, Platformer, RPGs, Prügler und ein paar mehr bilden die relativ klare Struktur. Was jedoch überraschte, war die Menge an Text. Auf den ersten Seiten habt ihr lediglich ein paar große Sprite-Artworks, das also, was ich angesichts des Titels erwartet hätte. Ein reines Kaffeehaustischbuch im klassischen Sinne.

Mit dem Beginn des ersten Kapitels zeigt sich dann aber doch mehr Redebedarf. Jedes der Genre-Kapitel beginnt mit einem längeren Essay über mehrere Seiten. Mal wird Zelda ein wenig im Detail zerpflückt, dann der Werdegang der Hüpfer, die Bedeutung von Street Fighter. Nichts davon bringt die Welt der Games-Literatur jetzt weiter, es sind nette Retrospektiven und mehr nicht. Aber durchaus eben ganz unterhaltsam zu überfliegen, egal ob im deutschen Original oder hier in der gelungenen englischen Übersetzung.

Mehr noch, es gibt praktisch keine Seite, die nicht auf das Spiel eingeht, das gezeigt wird und das sogar relativ weit ins Detail. Meist ein einzelnes Detail, das Relevante, das das Spiel auszeichnet. Mehr ist hier auch nicht nötig, wobei auch diese Texte eher von denen geschätzt werden, die damals nicht dabei waren, wenn es um den Informationsgehalt geht. Es gibt keine großartig nachrecherchierten Geheimnisse aus der Entwicklung. Gedanken zu schönen Spielen, nicht mehr und nicht weniger.

Darum geht es hier dann auch natürlich, um auf den Titel des Buches zurückzukommen. Es geht um die Schönheit von 16-bit-Pixeln, die hier oft nicht einfach nur mit Screenshots abgefertigt wird. Ihr habt viele kreative Freistellungen von Sprites, Hintergründen und Details und das ist es, wo ihr neue Einblicke in die Spiele finden könnt. Man setzt sich dann eben doch nicht so oft hin und würdigt die Feinheiten eines Lost Vikings, Kirby oder R-Type III. Nicht auf diese Weise, nicht mit der Ruhe und exakten Ausarbeitung, die ihr hier in den Bildern findet.

Das Layout ist dabei vorbildlich, jede Seite lädt ein wenig zur Erkundung dieser Landschaft von Pixeln ein und die Mischung aus der richtigen Menge an Text gibt den Bildern die nötige Einordnung, um nicht nur kurz drüberzublättern, sondern kurz zu reminiszieren, das Gehirn erst mit ein wenig Informationen und dann mit den visuellen Eindrücken zu füttern. Viel besser lässt sich das kaum handhaben.


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Bitmap Books gab sich auch Mühe, den Preis von 38 Euro als relatives Schnäppchen wirken zu lassen. Der dicke Hardcover-Einband steckt in einem nicht weniger massiven Schuber, bei dem nur enttäuscht, dass er kein eigenes Artwork genießt, sondern lediglich das Cover des Buches zeigt. Die Seiten selbst sind ein hochwertiger, natürlich durchgehend farbiger Druck auf stabilem Papier mit solider Bindung. Da hat man ein Weilchen was von, auch wenn man häufiger drin blättert.

Das Unofficial SNES Pixel Book ist ein recht vorbildlicher Vertreter dieser literarischen Form nostalgischer Schmusekissen. Zwar ist die Auswahl der Spiele für den Kenner, der neue Impulse sucht, zu Mainstream und die Texte werden ihm nichts Neues verraten. Aber es sind solide Informationen und Essays, die ihre Qualitäten haben und vor allem die schön herausgearbeiteten Pixel-Eindrücke solide einrahmen, sodass ihr hier mehr in der Hand habt als nur ein schönes Bilderbuch. Es ist sicher kein Pflichtkauf, aber niemand, der sich auch nur vage an 16-bit und/oder dem Super Nintendo erfreuen kann, wird den Kauf bereuen. Das gilt, im Gegensatz zu den exotischer gehaltenen Kompendiums aus demselben Hause, die noch mehr auf die nostalgische Synapsenmassage setzen, auch für alle, die damals noch ein wenig zu jung waren und das hier als historische Weiterbildung sehen möchten.


Autor/Publisher: Robert Bannert - Christine Bauer / edition elektrospieler (deutsch), Bitmap Books (englisch)- Preis: zirka 40 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch oder Englisch


In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor
Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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