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Tiny Tina's Wonderlands: Warum die Ableger das Beste sind, was Borderlands passieren konnte

Tiny Tina ist der heimliche Star der Borderlands. Es gibt in der Serie allerdings ein Juwel, das ihr glatt den Rang abläuft und sträflich unterschätzt wird.

Am 25. März erscheint ein neues Borderlands. Das wird zwar kein großer Nachfolger, aber ein Ableger mit Tiny Tina, die in Teil zwei schon ihren ersten Auftritt hatte, später in ihrem eigenen DLC auftrat und jetzt sogar ein komplettes Spiel leitet - buchstäblich, da sich die Sprengstoffexpertin nicht nur mit Explosivkram auskennt, sondern auch Spielleiterin des Pen-&-Paper-Rollenspiels Bunkers & Badasses ist. Man erlebt also eine fiktive Geschichte in einer fiktiven Geschichte, die von Tina höchstpersönlich frei erfunden und bei Bedarf verändert wird, während man das übliche Kaliber verballert, gleichzeitig mit Zaubersprüchen um sich wirft und sogar im Nahkampf wütet. Könnte cool werden!

Ich find's jedenfalls klasse, dass die Ableger nicht nur die übliche Formel in neuen Nebengeschichten aufwärmen, sondern sich auch spielerisch von der Hauptserie abheben. Man denke an das von Telltale entwickelte Tales from the Borderlands, ein Point-&-Klick-Adventure in der Tradition von The Walking Dead.

Schon die stärker an Science-Fiction angelehnten Schauplätze waren cool.

Man denke vor allem aber ein Spiel, das für meinen Geschmack viel zu selten Erwähnung findet, obwohl es - ja, da lege ich mich fest - mit das Beste ist, was Borderlands je hervorgebracht hat: The Pre-Sequel, das ich seinerzeit übrigens gemeinsam mit Eurogamers damaligem Testschreiber gezockt habe. Ganz genau, ich meine den nach Teil zwei erschienenen Titel, dessen Handlung mehr oder weniger direkt davor stattfindet. Der bekommt nämlich gleich mehrere Sachen so gut hin, dass ich mich dort immer ein Stückchen wohler gefühlt habe als mit den zentralen Episoden...

... was mit Sicherheit auch daran liegt, dass er im Wesentlichen von einem anderen Studio entwickelt wurde, das sich noch dazu in einem anderen Teil der Welt befand als das amerikanische Gearbox. Bei dem inzwischen geschlossenen 2K Australia schien man jedenfalls etwas anders zu ticken als in den Vereinigten Staaten, was sich unter anderem in den Nuancen des Humors zeigte. Und ich habe dessen querlogische Albernheit einfach lieber als die mitunter großartigen, aber doch recht geradlinigen Zaunlatten von Gearbox.

Beispiel? Bitte: Weil der Bürgermeister (engl.: Mayor) von Concordia gleichzeitig dessen Sheriff ist, nennt er sich selbst Meriff. Liest sich unscheinbar, ich weiß, aber als beim kurzen Reinschauen gestern der Held mit tiefer Stimme "The Meriff!" krächzt, fand ich das dermaßen bescheuert, dass es um mich schon wieder geschehen war. Und dann die ganzen Nebenmissionen mit ihren Protagonisten, einer bekloppter als die anderen. Ich erinnere mich an eine Ehefrau, deren Zwillingsschwester man nur deshalb umbringen sollte, damit sie ihr Mann endlich für tot erklären würde. Oder an den aus der Zeit gefallenen Raumfahrer, der im Namen von King George einen längst besiedelten Mond für frisch entdeckt erklärte und dann so lange vor der neu gehissten Flagge salutierte, dass man seinen Arm stützen musste.

No risk, no fun: In der Luft schwebend konnte man besonders viel Schaden anrichten - und einstecken.

Ach, und kennt ihr noch jenen Claptrap (tratschende Metallbüchse mit Größenwahnkomplex), den man im Pre-Sequel zum ersten Mal selbst spielen durfte? Der redet ja nicht nur jede Menge Unfug, sein chaotisches Gemüt schlägt sich auch auf seine Fähigkeiten nieder - bzw. seine einzige Fähigkeit, wenn man's genau nimmt. Denn das ist ein Malware-Programm namens vaulthunter.exe, welches beim Auslösen zufällig eine von sechs Aktionen auslöst, von denen ich die Laser speiende Diskokugel ebenso mochte wie die Verwandlung in eine unkontrollierbare Granatenschleuder, Friendly Fire inklusive. Welch wundervoller Unfug!

Dabei war der Humor nicht mal das Beste am Drehbuch, denn der Ableger erzählt auch eine ganz hervorragende Geschichte - nicht irgendeine im Borderlands-Universum, sondern die des chronologisch späteren Antagonisten Handsome Jack bzw. davon, wie er überhaupt erst Bösewicht wird. Und das gelang außerordentlich gut, weil Jack mitnichten als gemeiner Fiesling mit hinterlistigen Eroberungsplänen gezeigt wird, sondern als zwar geistig dezent aus dem Ruder laufender, letztlich aber tragischer Held. Das hatte 2K Australia klasse hinbekommen.

Ob die Tinas Wunderland wohl genauso begeistern kann wie The Pre-Sequel oder ein großes Borderlands?

Na, und dann war da noch das Wichtigste: die Action, welche das Studio in Down Under um eine höchst interessante Note ergänzte. Weil man die meiste Zeit nicht auf Pandora, sondern dessen Mond Elpis sowie der Raumstation Helios ballert, ist man nämlich einer deutlich geringeren Schwerkraft ausgesetzt, was nichts anderes heißt, als dass man mit riesigen Sätzen durch die Luft schwebt - und über lange Abgründe hinweg bis in die Rücken der Gegner oder wie eine Dampframme krachend auf den Boden zurück. Wenn man sein Alter Ego dann noch so einstellt, dass es nur in der Luft besonders viel Schaden anrichtet, gewinnt das Ganze einen Schwung, den kein anderes Borderlands hat. Ich mag akrobatische Action und im Pre-Sequel gab es eine Menge davon, weshalb es schon rein spielerisch mein liebster Teil ist.

Ob Tiny Tina's Wonderlands mit seiner durchgeknallten Spielleiterin und den magischen Extrawaffen ähnlich einschlagen wird? Kann ich euch nicht sagen. Aber manchmal ist es eben eine hervorragende Idee vertraute Pfade zu ver- sowie der Fantasie freien Lauf zu lassen. Und weil Gearbox hier genau das tut, bin ich sehr darauf gespannt darauf, wie sich das Sprengstoffmädel schlagen wird.

In diesem artikel

Borderlands: The Pre-Sequel

PS3, Xbox 360, PC

Tiny Tina's Wonderlands

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC

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Über den Autor
Benjamin Schmädig Avatar

Benjamin Schmädig

Redakteur

Für ihn ist WipEout 2097 der Grund, aus dem es Videospiele gibt – aber auch Indiesachen, Shooter sowie fast alles, das mit Weltraum zu tun hat. Sucht gute Storys, knackige Herausforderungen und freut sich, wenn die grauen Zellen nicht unterfordert werden.
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