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To Hell with Hell: Raus aus der Hölle

Das Pixelblut an meinen Händen

In den vergangenen Jahren habe ich es mir glücklicherweise einigermaßen abgewöhnt, auf frustrierte Stellen in Spielen mit barbarischem Herumschreien und der rituellen Zerstörung von Controllern zu reagieren. Ich bin älter geworden, ruhiger! Und das ist gut so, denn noch vor ein paar Jahren hätte die Early-Access-Fassung von To Hell with Hell das Schlimmste in mir nach außen gekehrt.

Ich hätte meine Maus durch den Bildschirm geworfen, in meine Tastatur gebissen, meine Fingernägel in meine Stirn gegraben und dabei teuflische Grimassen geschnitten. To Hell with Hell ist verflucht schwer. Die Entwickler wissen das. Und sie sind Sadisten. Deswegen haben sie nicht nur auch noch die Anzahl der Speicherstände reduziert, die euch zur Verfügung stehen, sondern auch das gesamte Pixelszenario bewusst sadistisch gestaltet. Dieses Spiel ist gekommen um euch zu bestrafen.

Die Kugeln fliegen bei To Hell with Hell nicht zu knapp über den Bildschirm.

Wie gesagt, To Hell with Hell befindet sich gerade im Early Access, die Entwickler beschreiben den aktuellen Stand als frühes Alpha-Stadium. Dabei könnt ihr das Spiel schon jetzt durchspielen, wobei für die finale Version mehr Gegner, mehr Waffen, mehr Settings, schlicht mehr von allem versprochen wird. Unabhängig davon: Wenn der Schwierigkeitsgrad so bleibt, wie er jetzt ist, werdet ihr es auch in der finalen Version mit einem wirklich harten Knochen zu tun haben.

Das Spiel ist inspiriert von Titeln wie Nuclear Throne und Enter the Gungeon und legt ein gutes Tempo vor, während es euch gnadenlose Gegner entgegenschickt. Aus einer isometrischen Perspektive steuert ihr Natasia, die Tochter von Asmodius, der wiederum der Herrscher der Hölle zu sein scheint. Der braucht jetzt die Hilfe seiner letzten Tochter, um seine Feinde in der Hölle zu besiegen und ... ich weiß es auch nicht. Die Story gehört vermutlich auch zu jenen Teilen des Spiels, von denen es später mal mehr geben wird, aber bei einem Spiel wie diesem legt ja auch niemand besonders viel Wert drauf.

Nach jedem Level könnt ihr einen von vier zufälligen Perks wählen.

Am besten spielt sich To Hell with Hell meines Erachtens noch mit Maus und Tastatur, obwohl dann natürlich die Twin-Stick-Shooter-Erfahrung, die das Spiel eigentlich anpeilt, ein bisschen verloren geht. Ich habe die höhere Genauigkeit der Maus aber vorgezogen, denn die Gegner in To Hell with Hell sind mitunter schnell und unberechenbar. In jedem Level müsst ihr jeden einzelnen besiegen, dann öffnet sich ein Tor und ihr betretet den nächsten Abschnitt.

Die Level sind prozedural generiert, unterscheiden sich dadurch aber nie so extrem, dass die Erfahrung eine ganz andere wäre. Ihr bewegt euch am besten entlang der Wände und gebt darauf acht, dass ihr mit eurer Waffe nur einzelne Gegner ins Visier nehmt und euch langsam vorarbeitet, damit nicht das halbe Level auf euch zurennt. Umso befriedigender sind dann die Momente, in denen ihr doch eine Schrotflinte in die Gegnermassen haltet, die sich daraufhin in blutigen Pixelmatsch verwandeln.

Damit es nicht so eintönig ist, kann es in der Hölle auch schneien.

Das Alleinstellungsmerkmal von To Hell with Hell sind aber wohl die Masken, die Asmodius aus irgendeinem Grund in der Hölle herumliegen ließ. Die kann Natasia wiederum aufsetzen, um neue Fähigkeiten zu erhalten. Das Spannende ist, dass die Masken die Fähigkeiten verändern, die ihr ohnehin durch eure Waffen habt. Das bedeutet, dass es beispielsweise eine spezielle Version der Shotgun gibt, wenn ihr die Ninja-Maske tragt. Andere Masken verändern euren Waffenvorrat grundsätzlich, so dass ihr auf einmal nur noch ein riesiges Schwert nutzen könnt. Natürlich sind manche Fähigkeiten nützlicher als andere und To Hell with Hell ist bewusst darauf ausgelegt, mehrfach gespielt zu werden, damit ihr herausfindet, was für euch gut funktioniert. Das Problem ist aktuell aber, dass es recht viele mögliche Kombinationen gibt und mit noch mehr Waffen und noch mehr Masken könnte das zum finalen Release-Termin recht unübersichtlich werden. Andererseits: Irgendwie macht es auch Spaß, eine neue Maske aufzuheben und zu sehen, was das mit den gesammelten Waffen macht. Wäre da nicht der Angst vor dem Tod ...

Denn wie schon erwähnt: To Hell with Hell schränkt ein, wie oft ihr speichern könnt. Es gibt in der jetzigen Fassung drei Spielabschnitte zu je vier Abschnitten, einer davon ist immer ein Bosskampf. Nach jedem Level könnt ihr entscheiden, ob ihr speichern wollt oder nicht. Aber Obacht: selbst auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad dürft ihr das nur sechs Mal. Und das ist knapp bemessen, wenn man bedenkt, dass man unter Umständen schon in den ersten Sekunden eines neuen Levels in eine Horde Gegner rennt, die einen schneller umbringt, als ihr gucken könnt. Um eure Chance ein bisschen zu verbessern, dürft ihr nach jedem Level einen von vier zufälligen Perks wählen. Gerade weil das Spiel so anspruchsvoll ist, fühlen sich die ziemlich wertvoll an. Einer schwächt die Gegner etwa um 20 Prozent, immer eine gute Wahl. Ein anderer stellt euch ein Skelett mit Armbrust zur Seite, das zwar nicht unsterblich ist, aber immer dann neu spawnt, wenn ihr einen Gegner erledigt. Macht Spaß und gibt euch eine neue taktische Option, weil euer knöchriger Kumpel perfekt dazu geeignet ist, Gegner von euch abzulenken.

In solchen Comic-Panels erzählt das Spiel seine rudimentäre Geschichte.

Besonders nützlich ist auch der Perk, der es euch erlaubt, eine Waffe mehr zu tragen. So wechselt ihr nicht nur zwischen Nah- und Fernkampfwerkzeug, sondern habt im Fall, dass euch die Munition ausgeht, auch ein Backup dabei. Wenn ich mir etwas für die fertige Version von To Hell with Hell wünschen dürfte, wäre es wohl ein Multiplayer-Modus. Das Spiel schreit mit seinem simplen Gameplay eigentlich nur so danach, vorgesehen haben das die Entwickler derzeit aber wohl nicht.

Man merkt To Hell with Hell an, dass es noch im Early Access ist. Nicht, weil es voller Bugs wäre, sondern weil der übliche Feinschliff noch fehlt. Das geht so weit, dass die Entwickler per Texteinblendung bekanntgeben, dass es manchmal vielleicht besser ist, das Spiel neu zu starten, anstatt sich wieder und wieder erfolglos am gleichen Level zu versuchen. Soll heißen: Vor allem der Schwierigkeitsgrad ist gerade ziemlich ungleichmäßig und teilweise fast schon unverschämt schwer, kleine Fehler werden brutal bestraft.

Ob die Entscheidung, zwangsläufig nur eine gewisse Anzahl von Speicherständen zur Verfügung zu stellen, eine schlaue war, wage ich aktuell noch zu bezweifeln. Aber: To Hell with Hell lässt sich angenehm direkt steuern und die Waffen haben den gewissen Wumms. Die Grundlage für ein schönes Pixelmassaker haben die Entwickler also schon geschaffen. Jetzt braucht's mehr von allem: Mehr Pixelblut, mehr Levelvielfalt, mehr Waffen ... und vielleicht auch mehr Spielstände.


Entwickler/Publisher: Lazurite Games/Deck13, WhisperGames - Erscheint für: PC - Preis: 13,99 Euro - Erscheint am: im Early Access erhältlich - Gespielte Version: PC - Sprache: deutsche Texte - Mikrotransaktionen: Nein

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.
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