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Tomb Raiders Multiplayer ist ein erster Schritt in Richtung Online-Gaming

'Die Idee eines Multiplayers in Tomb Raider ist nicht wirklich neu'

Wirklich neu ist die Idee eines Multiplayers in Tomb Raider tatsächlich nicht, wie Eidos Montreals Multiplayer Producer Joe Khoury im Gespräch mit Eurogamer.de erklärt. Zugegeben, in der Hauptreihe vielleicht schon, aber vor ein paar Jahren gab es da ja diesen kleinen Download-Ableger namens Lara Croft and the Guardian of Light, den man sowohl alleine als auch kooperativ mit einem menschlichen Mitspieler angehen konnte.

Im kommenden Tomb Raider sieht das aber ein bisschen anders aus. Die Kampagne ist wie gewohnt nur alleine spielbar, dafür bringt das Spiel aber zusätzlich einen kompetitiven Modus mit kooperativen Elementen mit sich. Aber bevor wir uns das ein kleines bisschen genauer anschauen, sollte man vielleicht erst einmal die wohl wichtigste Frage stellen: Warum braucht ein Tomb Raider einen Multiplayer-Modus?

„Natürlich, das ist die ultimative Frage“, sagt Khoury und lacht. „Die Idee eines Multiplayers in Tomb Raider ist nicht wirklich neu. Vor dem kommenden Tomb Raider gab es ein Spiel namens Guardian of Light, das es den Spielern erlaubte, gemeinsam zu spielen und es vermittelte ihnen einen Eindruck davon, wie es sich anfühlt, Tomb Raider mit Freunden zu spielen. Es kam recht gut an und man stellte sich die Frage: Okay, welche Möglichkeiten könnten wir den Spielern im neuen Tomb Raider bieten, damit sie gemeinsam spielen könnten?“

„Für uns bei Eidos Montreal - der Multiplayer wird hier von einem völlig anderen Team entwickelt als der Singleplayer bei Crystal Dynamics - war es wichtig, dass wir es richtig machen. Und um das zu tun, schauten wir uns diese zentralen Elemente und Grundpfeiler des neuen Tomb Raider an und versuchten, eine Idee davon zu bekommen, was möglich war. Ebenso wollten wir herausfinden, ob ein Multiplayer auch interessant genug ist, weil wir dem Spiel gerecht werden wollten und sich der Multiplayer-Part von Tomb Raider so anfühlen sollte, dass er bei dieser Neuauflage ins Tomb-Raider-Universum passt.“

„Zuallererst führten wir lange Gespräche mit Crystal Dynamics und versuchten zu verstehen, worum es im Spiel wirklich geht“, sagt Khoury. „Das Thema Survival sagte uns sehr zu, weil Survival als Team wirklich gut funktioniert. Also schauten wir uns an, was mit Lara auf der Insel passiert. Sie strandet dort, muss ihre Schiffskameraden finden und es gibt eine Gruppe von Inselbewohnern, die sie davon abhalten, gerettet zu werden und die Insel zu verlassen.“

Spiele ohne Bogen gelten aktuell wohl als uncool.

„Daraus ergab sich die Idee eines kompetitiven Multiplayers, aber mit verschiedenen Aufgaben pro Seite. Auf der Seite von Lara und den Überlebenden geht es schlicht darum, zu überleben und gerettet zu werden. Die Plünderer wollen die Überlebenden jedoch ausschalten, da sie für sie eine Bedrohung darstellen. Und letzten Endes wäre da noch die Insel, die unserer Meinung nach ein einzigartiges Element in den Multiplayer mit einbringt. Es gibt all diese Umwelteffekte und solche Sachen. Bereiche der Karte mit gefährlichen Wettereffekten, Stürmen und ähnlichen Dingen waren für uns eine sehr interessante Ergänzung des Multiplayers. Und diese Idee haben wir dann aufgegriffen und den Multiplayer auf Basis dieser Elemente erstellt.“

Wer es lieber etwas traditionell mag, kann sich im fertigen Spiel in den standardmäßigen Team-Deathmatch-Modus stürzen. Der Survivor-Modus entspricht dann schon eher dem, was Khoury beschreibt. Die Aufgabe der Überlebenden besteht auf einer der Karten etwa darin, fünf Medi-Packs einzusammeln und diese zu zufälligen Positionen zu bringen, während die Plünderer einfach 20 Kills erreichen müssen. Zwar können die Überlebenden grundsätzlich recht einfach niedergeschossen werden, allerdings sterben sie nur dann, wenn sie direkt tödliche Verletzungen erleiden oder mit der Zeit verbluten. Man muss mitunter also nah an sie herankommen für einen Finisher und die Überlebenden sind im Gegenzug nicht sofort tot, haben also gewissermaßen noch eine zweite Chance.

Bei den Plünderern ist das nicht so, also unterscheiden sich neben den Aufgaben auch die Skills beider Teams. Weiterhin kann man die Eigenheiten der Karte für sich nutzen, indem man Feinde in Fallen lockt und ähnliches. Kurz gesagt: Man will auch diese Art von Spielmechaniken, für die Tomb Raider eigentlich bekannt ist - etwa das Erkunden und Klettern - im Multiplayer verwenden.

„Ja, natürlich“, erklärt Khoury. „Das Zweite, was wir nach der Festlegung der Grundelemente getan haben, von denen ich zuvor sprach - Survival -, war das Anschauen der Hilfsmittel, die für den Singleplayer entwickelt wurden und im Multiplayer ebenfalls Verwendung finden könnten.“

„Es ist genau das, was wir im Multiplayer haben wollten, also schauten wir uns an, was jeder Level zu bieten hatte, welche Hilfsmittel sich - wie etwa Fallen - auf der Karte verteilt finden. Wir haben einen Game Changer, den der Spieler zum Vorteil seines Teams auslösen kann. Auf einer Karte gibt es beispielsweise einen Sandsturm. Wenn ihr ihn auslöst, seht ihr währenddessen die Gamertags eurer Freunde und Feinde auf dem Bildschirm, während der Feind seine Kameraden und Feinde für zwei Sekunden sieht.“

Es gibt mehrere Wege, das gemeinsame Ziel auf jeder der Karten zu erreichen, also wollten wir auch alternative Pfade anbieten.

Wer lange genug spielt, bekommt Lara.

„Solche Tomb-Raider-Elemente, die wir neben der Spitzhacken-Mechanik und dem Bogen, den Lara auf ihrer Reise bekommt, aus dem Singleplayer übernommen haben, verwenden wir im Multiplayer im gleichen Kontext. Wenn Lara sich zum Beispiel fortbewegt und die Spitzhacke nutzt, um an eine höhere Position zu gelangen, könnt ihr das hier auch tun. So erreicht ihr Deckungen, schlicht eine höhere Ebene oder eine gute Scharfschützenposition - sie sind einfach mit der Spitzhacke zu erreichen. Es gibt mehrere Wege, das gemeinsame Ziel auf jeder der Karten zu erreichen, also wollten wir auch alternative Pfade anbieten. Oberirdisch, unterirdisch, höher gelegene Wege oder Seile, die beide Seiten nutzen können, um nach oben zu kommen, die Überlebenden gelangen damit aber auch nach unten. Wir haben also viele der Werkzeuge, die Lara im Singleplayer nutzt, übernommen, damit wir den Spielern verschiedene Möglichkeiten und Optionen bieten können, wenn sie den Multiplayer spielen.“

Das Ziel des Multiplayer-Modus besteht Khoury zufolge darin, dass die Leute „miteinander spielen“. Man wolle aber auch diese „persönlichen Momente“ schaffen, diese einzigartigen Augenblicke, die die Spieler mit ihren Freunden erleben und dann darüber sprechen. Solche Situationen sollen entstehen, indem man eben all die Möglichkeiten nutzt, die einem zur Verfügung stehen, die das Momentum eines Matches verändern und womöglich die Wendung herbeiführen können.

„So wie der Singleplayer also ein erinnerungswürdiges Erlebnis mit Lara bietet, hoffen wir auch, dass die Spieler mit ihren Freunden ihre eigenen Erlebnisse schaffen und diese unvergesslichen Momente erleben, über die sie mit euren Freunden sprechen können.“

Aber warum entschied man sich nach Lara Croft and the Guardian of Light für diese kompetitive Variante - zwar mit Koop-Elementen - und verfolgte nicht diesen alleinigen Koop-Weg?

„Wir wollten dieses Gefühl für kooperative Elemente in unsere kompetitiven Multiplayer-Modi mit einbringen. Aber wir waren auch der Meinung, dass sich das Szenario dieses Tomb-Raider-Teils wirklich gut für einen Multiplayer-Modus mit kompetitiver Natur eignet. Es gibt auf der Insel eben diese zwei Lager, die miteinander kämpfen - sowohl auf Laras Seite als auch aufseiten der Plünderer“, erklärt er. „Um überleben zu können, muss man jedoch zusammenarbeiten. Das sind also diese kooperativen Elemente, die nötig sind, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Nach einem engen Match soll man aber auch das Gefühl bekommen, dass man sein Ziel zusammen erreicht hat, gemeinsam überlebte und eine enge Bindung zum Team hatte.“

Dass viele Fans noch skeptisch sind, kann man ihnen wohl nicht verübeln, wenn man bedenkt, dass Tomb Raider bisher ein reines Einzelspieler-Franchise war.

Abkürzungen und alternative Weg sollt ihr überall finden.

Dass viele Fans noch skeptisch sind, kann man ihnen wohl nicht verübeln, wenn man bedenkt, dass Tomb Raider mit Ausnahme von Guardian of Light ein reines Einzelspieler-Franchise war. Es braucht also sicher einiges, um sie davon zu überzeugen, dem Multiplayer zumindest mal eine Chance zu geben.

Laut Khoury soll bereits die Kampagne den Spielern ein Gefühl dafür vermitteln, wie es ist, mit Lara an der Seite ihrer Schiffskameraden ein Abenteuer zu erleben. Und wer dann neugierig sei und mit seinen Freunden spielen wolle, habe dann die Möglichkeit dazu. Zumal der Multiplayer-Part auch recht „zugänglich“ sei, da man viele Elemente übernommen hat: „All die Tools, die sie im Singleplayer nutzen, die Spitzhacke, die Mechaniken, die Steuerung all das, macht es für sie einfach, sich in den Multiplayer-Modus zu stürzen, da wir auch nicht mit den größeren Multiplayer-Spielen konkurrieren wollen. Das ist nicht das Ziel.“

„Unser Ziel besteht darin, Spieler anzusprechen, die nie zuvor Multiplayer gespielt haben und ihnen etwas zu bieten, in das sie ganz einfach hineinfinden, das sich von den Spielmechaniken her vertraut anfühlt. Die Ziele, die ihr in der Kampagne erreichen wollt, sind auch die gleichen Ziele im Multiplayer-Modus. Das beste Szenario sieht also so aus, dass man dank der heutigen Kommunikationsmöglichkeiten mit seinen Freunden darüber spricht, dass man Tomb Raider zusammenspielen kann. Sie können ganz einfach mitmachen und es sind keine großen Matches mit 64+ Spielern. Die Level und Spielsysteme sind sehr vertraut, daher hoffen wir, dass die Leute, die noch nie zuvor Multiplayer gespielt haben, es dadurch auch einfacher haben.“

Dass die Fans also erst einmal skeptisch sein würden, war zu erwarten. Allerdings habe man von denjenigen, die es bereits ausprobieren konnten, durchaus positives Feedback erhalten: „Es war sehr interessant, denn als wir den Multiplayer ankündigten, wussten die Spieler nicht wirklich irgendetwas darüber. Die größten Fans waren zu Anfang sehr skeptisch. Aber das war auch unser Ziel, als wir dann die Geschichte hinter diesem Multiplayer-Modus erzählten und Spielern die Möglichkeit gaben, ihn zu spielen. Als erstes hört man häufig die Frage, die auch du zuerst gestellt hast ... warum machen wir das?“, erklärt Khoury und lacht.

„Aber dann erzählen wir ihnen mehr über die Geschichte und den Denkprozess dahinter, versichern ihnen, dass es nichts Zweitrangiges ist. Wir haben uns wirklich viele Gedanken darüber gemacht, viel Herzblut reingesteckt und das macht sie sehr neugierig.“ Die Spieler erkennen laut Khoury die Dinge, die man voranbringen wollte, und fühlen sich relativ schnell wohl im Multiplayer. Anschließend hätten sie „ein sehr positives Gefühl“.

Die Spieler erkennen laut Khoury die Dinge, die man voranbringen wollte, und fühlen sich relativ schnell wohl im Multiplayer.

Tomb Raider: The Final Hours - Episode 4: Multiplayer

„Ich denke, das sind auch die Erwartungen, die wir selbst hatten, als wir im Grunde ein neues Element in das Franchise einführten, das schon seit Jahren seine engagierten Fans hat. Und dann stellen wir ihnen einen neuen Spielmodus vor, von dem sie noch nichts gehört haben. Das kann sogar ein wenig einschüchternd wirken, weil sie dachten, dass ein Multiplayer-Modus auch eine sehr engagierte Fanbasis hat, die normalerweise über Jahre hinweg reine Multiplayer-Spiele spielt.“

„Für sie ist das also eine völlig andere Fanbasis, doch für uns erlaubt uns dieser erste Schritt mit dem Multiplayer, ihnen eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie sich Tomb Raider in einer sehr entspannten und unterhaltsamen Umgebung spielt. Das Feedback war also sehr positiv, nachdem sie die Chance hatten, es zu spielen und die Geschichte hinter der Entwicklung des Titels zu hören. Wir konnten viele ihrer Fragen im Hinblick auf das Warum beantworten, über den Denkprozess beim Design und darüber, was wir unserer Meinung nach tun sollten, um es richtig zu machen.“

„Und anschließend waren es so ziemlich die Reaktionen, auf die wir gehofft hatten, nämlich Neugier und das Interesse, mehr darüber zu erfahren“, erklärt er.

Was ist letztlich also vom Multiplayer-Modus des neuen Tomb Raider zu erwarten? Wie Khoury schon angab, ist das Ganze so etwas wie ein erster Schritt und man will auch nicht gegen die großen Multiplayer-Titel auf dem Markt antreten. Es soll einfach Spaß machen und die Spieler sollen sich nicht stundenlang damit beschäftigen, überhaupt erst einmal Fuß in der Mehrspieler-Arena zu fassen. Kurz gesagt: Wenn ihr mit (oder ohne) Freunden einfach nur einige gemütliche Runden absolvieren wollt, dürfte sich Tomb Raiders Multiplayer-Modus wahrscheinlich für ein paar sehr unterhaltsame Abende eignen. Aber ob es dann vielleicht doch zu mehr reicht? Das werden wir noch sehen.

Übrigens: Einen Season Pass oder Online Pass wird es für Tomb Raider nicht geben, wie Crystal Dynamics' Karl Stewart bestätigt hat.

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Tomb Raider (1996)

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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