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Train Sim World 2020 - Test: Entspanntes Zugfahren

Wer zu spät kommt, ist selbst schuld.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Detailverliebt, entspannend und vermittelt ein wenig Respekt gegenüber dem Beruf des Lokführers, aber sicher nicht jedermanns Sache.

Oh oh, was habe ich da letztens mit dem Bus Simulator angefangen ... Jetzt habe ich hier eine Weile Train Sim World 2020 gespielt und finde es ebenso entspannend wie mit dem virtuellen Bus zu fahren. Was mich ursprünglich anlockte, war der Trailer, der verschneite Regionen zeigte. Ich liebe Schnee und die Vorstellung, durch glitzernde und strahlende weiße Landschaften zu fahren, war verlockend genug für mich.

Natürlich gibt mehr als das. Sonniges Wetter, bewölktes Wetter und Regen. Bei all den Wetterbedingungen gilt es, seinen Zug zu beherrschen, in denen richtigen Momenten zu bremsen, auf Signale zu achten und Passagiere und Güter pünktlich abzuliefern. In mancher Hinsicht habe ich jetzt mehr Respekt vor dem, was Lokführer täglich leisten, welche Verantwortung in ihren Händen liegt.

Das alles klingt einfach, aber so einen Stahlkoloss unter Kontrolle zu halten - vor allem mit schweren Waggons voller Güter -, ist Präzisionsarbeit. Solche Gefährte zu handhaben, unterscheidet sich spürbar von einem normalen Passagierzug. Ob ihr also mit einem Regionalexpress der Deutschen Bahn oder mit einem Güterzug voller Tankwaggons durch die Gegend fahrt, ihr merkt es direkt am Handling, der Beschleunigung und an anderen Dingen.

Durch das verschneite Deutschland mit der Deutschen Bahn. (Train Sim World 2020 - Test)

Wer regelmäßig Zug fährt, sieht, mit welcher Präzision die Züge an Bahnhöfen halten. Und ihr denkt euch dabei aller Wahrscheinlichkeit nicht viel, vielmehr stehen beim Bahnfahren häufig die Verspätungen im Vordergrund. Dass das alles kein automatisiertes Kinderspiel ist, gerät leicht in Vergessenheit. Und nichts, was ihr in den ersten Momenten des Spiels perfekt beherrscht. Ihr lernt, wie ihr verschiedene Knöpfchen drückt und den Zug fahrbereit macht, wie ihr mit den einzelnen Bremsen umgeht oder Waggons abkoppelt.

Es dauert seine Zeit, zum Beispiel das richtige Gespür für das Beschleunigen und Abbremsen zu finden. Vor allem am Anfang wirkt das zum Teil noch unbeholfen. 400 Meter vor dem eigentlichen Haltepunkt zum Stehen zu kommen, war so nicht gedacht. Also erneut ein wenig Gas geben und darauf achten, dass ihr das richtige Maß findet, nicht über das Ziel hinaus schießt. In Bezug darauf bietet das Spiel auf jeden Fall Motivation, es richtig und so präzise wie möglich zu machen.

Für jede Reise gibt es Punkte und Medaillen, wobei das Spiel Dinge wie die Pünktlichkeit, die Präzision beim Halt und die Geschwindigkeit berücksichtigt, ob ihr zum Beispiel unter der erlaubten Geschwindigkeit fahrt oder sie deutlich überschreitet. Viel "Action" braucht ihr hier nicht zu erwarten. Es geht mehr um die Perfektion, um Punktzahlen. In mancher Hinsicht ist es ein entspannter Trip, der sich gut dazu eignet, um nach der Arbeit ein wenig abzuschalten. In anderen Momenten gibt es Nervenkitzel, weil ihr zu spät seid oder ihr keine freie Strecke habt und am nächsten Signal ungeplant zum Stopp kommt. Hoffentlich, denn wer ein rotes Signal um nur einen Meter passiert, dem haut euch das Spiel ein "Game over" um die Ohren. Dann gilt es, die Reise oder das Szenario von vorne zu beginnen.

Vor allem hier zu Beginn seht ihr die spät ladenden Texturen. (Train Sim World 2020 - Test)Auf YouTube ansehen

Insgesamt sieht Train Sim World 2020 im Grunde ganz vernünftig auf, hinterlässt auf den Konsolen aber keinen technisch sauberen Eindruck. Das gilt vor allem für die Rendering-Distanz. Auf der Xbox One X ist zu jeder Zeit vor euch klar zu sehen, wann die Schienen vor euch mehr Details annehmen, Texturen an Bäumen laden zum Teil eher spät und somit auffällig im Sichtfeld. In ihrer Gesamtheit wirkt die Optik somit unsauber. In einem Spiel, das dazu einlädt, den Blick gerne mal auf die Umgebung schweifen zu lassen oder sich mit der Außenkamera umzugucken, ist das ein echter Knackpunkt. Es hinterlässt einen unschönen Eindruck beim Fahren und braucht auf jeden Fall noch Optimierungsarbeit. Ein Patch scheint zwischenzeitlich für Besserung gesorgt zu haben, optimal ist es noch nicht.

Wie viel Inhalt ihr hier bekommt, hängt vom jeweiligen Paket ab. Die Standard Edition (29,99 Euro) umfasst die drei Streckenpakete "Long Island Rail Road", "Main Spessart Bahn: Aschaffenburg - Gemünden" und "Northern Trans-Pennine". In der Deluxe Edition (49,99 Euro) kommt noch"Peninsula Corridor: San Francisco - San Jose" hinzu und in der Collector's Edition (54,99 Euro) gibt es zusätzlich noch "Ruhr-Sieg". Weitere Strecken und einzelne Züge sind optional erhältlich.

Jedes Gebiet bietet eigene Züge, die zur jeweiligen Region in Deutschland, England oder den USA passen. Heißt: Es gibt immer Neues zu lernen, da die Gefährte sich anders verhalten und bedienen lassen. Es gibt eigene Tutorials, verschiedene Szenarien oder ihr absolviert Reisen im jeweiligen Streckenabschnitt. Die einzelnen Züge zu beherrschen, ist das A und O des Spiels. Als Casual-Spiel geht Train Sim World dabei nicht zwingend durch. Wer sich mit Zügen und Loks auskennt, mit ihrer Funktionsweise vertraut ist, hat von Haus aus Vorteile, die ich zum Beispiel nicht habe.

Auch in den USA seid ihr unterwegs. (Train Sim World 2020 - Test)

Schwer ist der Einstieg indes nicht, dazu gibt es genügend Hilfen. Eine Abneigung gegen sich wiederholende Inhalte solltet ihr nicht haben. Abseits von Fahrten mit Passagier- und Frachtzügen gibt es noch ein paar versteckte Objekte in der Welt und ihr hängt zum Beispiel Schilder an Bahnhöfen auf, in den allermeisten Fällen fahrt ihr von A nach B. Dass dann mit unterschiedlich vielen Zwischenstationen, auch mal von B erneut zurück nach A und ähnlichen Variationen.

Und doch hat Train Sim World 2020 was Faszinierendes an sich. Im Grunde gefallen mir Züge, wenngleich ich mich nie derart eingehend mit ihnen befasst habe. Dahingehend bot mir das Spiel neue Einblicke, wenn auch allein in virtueller Form. Geht es euch ähnlich, verspürt ihr ein klein wenig Faszination für dieses Thema und seid in puncto Gaming unvoreingenommen, ist Train Sim World 2020 vielleicht ein Spiel, das euch überraschen und begeistern, euch neue Seiten der Gaming-Welt aufzeigen könnte. Aber wo andere entspannt durch die Gegend fahren, sehen andere Langeweile pur. Es ist halt wie das Bahnfahren: entweder ihr mögt es oder eben nicht. Und hier tragt ihr am Ende für eure etwaige Verspätung die alleinige Verantwortung.


Entwickler/Publisher: Dovetail Games Erscheint für: PC, PS4, Xbox One - Preis: zirka 30 bis 55 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Xbox One - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: nein


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