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Trine 2 - Test

Newsflash: Schönheit nicht mehr relativ!

Auch wenn Frozenbyte in der Spielmitte ein paar Level mit Portalen, pardon, "Zauberspiegeln", bietet und hier und da etwas mit Flüssigkeiten gespielt wird, so bestehen doch viele der Rätsel aus altbekannten Versatzstücken. Die sind zwar immer sehr kompetent umgesetzt, der Knalleffekt, den die physikalisch plausible Wechselwirkung der einzelnen Elemente noch im Vorgänger hatte, fällt dieses Mal aber notgedrungen nicht mehr ganz so eindrucksvoll aus.

Nett ist, wie es anscheinend erneut keine festgeschriebene Lösung für die meisten Rätsel und Hindernisse gibt. Wie schon im Vorgänger lassen sich viele der elaborierteren Puzzles auch lösen, wenn man nur mit Amadeus die richtige Konstruktion aus Planken und Kisten erdenkt. Allerdings merkt man dann häufig, dass man mit dieser Vorgehensweise an genau dem Ansatz vorbeischießt, den die Entwickler im Sinn hatten. Knobler, die viel auf ihre saftigen Hirnwindungen geben, dürfte es damit oft genug bei der Ehre packen, herauszufinden, wie man ein Rätsel "richtig" löst, während alle anderen sich freuen, eine potenzielle Sackgasse mit viel Fleiß und Fingerspitzengefühl noch siegreich zu durchstoßen. Auch so geht gutes Rätsel-Design.

Zum Glück wurden auch die Kämpfe überarbeitet. Neuerdings gibt es Bossbegegnungen, die dem traditionellen Begriff deutlich würdiger sind als im letzten Spiel - besondere Design-Kunststücke sind die gewaltigen Oger zwar immer noch nicht, aber sie machen ihre Sache vollkommen okay. Auch die Feinde sind ein bisschen fantasievoller als, wie noch zuvor, immer nur aus Skeletten zu bestehen. Einmal mehr dominiert das gute Gefühl, Pontius glühenden Stahl, der nach dem entsprechenden Upgrade sogar flammende Schneisen in die Feinde schlägt, durch die Gegner zu treiben und ganz nebenbei die Horden auch durch gute Beinarbeit ein wenig auszudünnen: Stellt ihr es richtig an, treffen die Distanzkämpfer unter euren Goblin-artigen Widersachern nämlich ihre eigenen Kollegen.

Leider versäumt es Frozenbyte einmal mehr, ihrer tollen Welt und dem grundsätzlich sympathischen Heldentrio mehr Hintergrund und Geschichte zu verleihen. Die Handlung ist so dünn wie die virtuellen Bilderbuchseiten, auf denen sie zwischen den Leveln so kurz und bündig vor euch ausgerollt wird und abgesehen von ein paar schnippischen Dialogzeilen pro neuer Welt haben sich die Figuren kaum etwas zu sagen. Natürlich ist Trine 2 zu gutem Teil auch ein Puzzler, hier hätte man aber mit verhältnismäßig geringem entwicklerischem Aufwand aus einem atmosphärischen Knobel-Hüpfer ein episches Abenteuer machen können, bei dem man sich hinterher an deutlich mehr erinnert als an die intensiv nachglühenden Bilder, die die Panoramen dieser Welt auf eurer Netzhaut hinterlassen.

Besonderes Lob gilt dagegen dem Mehrspieler-Modus, der nun endlich auch online funktioniert und eine angenehm unlästige Drop-In-/Drop-Out-Angelegenheit geworden ist. Zu dritt geht zwar bisweilen das Chaos ein wenig durch die Decke und es ergibt sich schon mal die eine oder andere Downtime, wenn ein Spieler dabei zusieht, wie sich zwei gerade an die Lösung eines Hindernisses machen. Alles in allem aber ein echter Gewinn, sind doch vieler Rätsel Lösungen so deutlich am elegantesten zu vollführen. An dieser Stelle noch ein paar warme Worte über die Handelsausgabe des Spiels, die für nur knapp 20 Euro noch den verträumten Soundtrack, ein 40-seitiges Artbook sowie den immer noch sehr sehenswerten Vorgänger beinhaltet.

Doch auch in der "nackten" Download-Variante ist Trine 2 schon die Sorte Download-Highlight, die man jedem Freund einer niemals langweiligen und unendlich flotten Mischung aus Erkunden, Knobeln und Kämpfen beinahe aufzwingen möchte. Das Grundgerüst hat vielleicht nicht mehr ganz diese hypnotisierende Wirkung wie noch vor zwei Jahren. Für die Frische von damals fehlt irgendwo der zündende Funke, der signalisiert, dass man es hier nicht "nur" mit einem verdammt gut gemachten "Auf Nummer sicher"-Nachfolger zu tun hat. Überdies hätte ich mir eine Handlung und Figuren gewünscht, die mehr sind als Mittel zum Zweck. Das wären Dinge gewesen, die aus diesem fabelhaften Bilderbuch eine denkwürdige Reise gemacht hätten.

Trotzdem dürfte es schwer werden, in diesem Winter einen aufwändigeren und kompetenter durchexerzierten Titel in diesen Preisregionen zu finden. Trine 2 hat Herz, Verstand und einen Zug, der euch erst wieder loslässt, wenn der Abspann über den Bildschirm flimmert. Dann zwar vermutlich für immer, aber eine schöne Zeit war es trotzdem.

Und keine Ahnung, ob das jetzt untergegangen ist, aber: Mein Gott, sieht das gut aus!

8 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Trine 2

PS3, Xbox 360, PC, Mac

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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