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Uncharted: Golden Abyss - Vorschau

Sonys Goldgrube?

In Japan mag der PS Vita trotz recht breitem Software-Aufgebot noch das Spiel gewordene Killer-Argument für eine Anschaffung abgehen, im Westen ist Sony dagegen mit dem gleichen Portfolio ungleich besser aufgestellt. Zwar wird es Ende Februar, zum Start des neuen Super-Handhelds, kaum vier Monate her sein, dass man mit Drake's Deception das letzte Uncharted beendete. Naughty Dog's Sympathiebolzen dürfte hier aber trotzdem im Alleingang für einen ordentlichen Schnappreflex sorgen, der einer Reihe Titel aus der Launch-Konkurrenz schon mal vorsorglich den Weg in die Grabbelkisten weist.

Und sie können nicht unbedingt einmal etwas dafür. Traditionell gab es bei jedem Konsolenstart dieses eine Spiel, das im Startfenster beinahe sinnbildlich für die Hardware steht. Bis auf wenige Ausnahmen - WipEout 2048 wäre so eine, doch dazu später in dieser Woche mehr - droht der Rest im Fahrwasser dieses schönsten und kleinsten gemeinsamen Nenners ein bisschen abzusaufen. Im Fall der PS Vita ist es eben Uncharted: Golden Abyss. Drake, ebenso schnippischer wie zielgenauer Glücksritter, vereint den Charme des jungen Harrison Ford mit der Mord- und Entdeckerlust von Ghengis Khan und dürfte in diesen Gefilden der Spiele-Shooting-Star der letzten fünf Jahre sein. Was Technik und Inszenierung angeht, ist die an westliche Kino-Blockbuster angelehnte Serie das absolute Sony-Aushängeschild. Welche Marke könnte also besser geeignet sein, das leistungsstärkste Stück tragbarer Spiele-Hardware auf den Markt zu eskortieren?

Von zentraler Bedeutung für den Erfolg der Plattform dürfte wohl zunächst sein, ob technik-begeisterte Mobilspieler die in sieben Jahren PSP angelernte Erwartungshaltung eines für unterwegs stark abgespeckten Konsolenspiels schnell wieder ablegen. Zu lange musste man sich mit für das Spielen in Häppchen eigentlich ungeeigneten Portierungen erfolgreicher Titel zufrieden geben, die in Sachen Steuerung und Optik beinahe schmerzhaft unter dem lagen, was man auf dem heimischen TV zu sehen bekam. Golden Abyss löst nun aber das Versprechen ein, eine annähernde Current-Gen-Qualität in Hosentaschenformat zu pressen: Es ist wirklich so nah an dem großen Vorbild wie kein Handheld-Ableger einer großen Marke zuvor, das Spiel in Bewegung ein echter Augenöffner.

Uncharted: Golden Abyss - Trailer

Natürlich gibt es immer noch Kompromisse. In Sachen Texturen und feinen Details wurde notgedrungen etwas gespart. Doch dieser Fakt relativiert sich dank der Screen-Größe von selbst. Auch ein leichtes Kantenflimmern hat sich auf den großen, kristallklaren Screen geschlichen. Der allgemeine Eindruck, diesen Titel auf einem Handheld in Aktion zu sehen jedoch … nun, ich sage es mal so: Man muss sich schon ein bisschen daran gewöhnen, dass so etwas jetzt eben auch geht. Es ist auf die gute Art gewöhnungsbedürftig und irgendwie schön. Das geht so weit, dass einem das Preisschild von beinahe 50 Euro nicht mehr wirklich überzogen vorkommt. Das hier ist - mindestens bis die nächsten Heimkonsolen neue Standards setzen - Handheld-Gaming ohne wesentliche spürbare Abstriche.

Im Gegenteil, man bekommt sogar einige Dinge, die es woanders in dieser Form nicht gibt. Das klassische Zwei-Stick-Layout, das den Deckungs-Shooter mit seinen Klettereinlagen gewohnt leichtfüßig hält, wird um allerlei Steuerungseinfälle ergänzt, die in ihrer Sinnigkeit zugegebenermaßen stark schwanken. Beim Klettern scheint das Antippen interaktiver Haltepunkte auf dem vorderen Touch-Display eine interessante Eingebung. Beim Nahkampf hingegen, der einiges Finger-Gewische über den berührungsempfindlichen Screen von euch sehen will, liegt mir der Gedanke gar nicht. Mitten im Gefecht umgreifen zu müssen, klickt für mich einfach nicht richtig. Als das Showcase für die neue Hardware war aber schon zu erwarten, dass eine beinahe ungesunde Bandbreite an Features eingesetzt werden würde. Wo das Spiel dadurch aber tatsächlich gewinnt, das wird erst der Praxistest zeigen.

Interessant wird außerdem sein, wie sich Naughty Dogs Goldjunge unter fremder Führung schlägt. Noch vor den Geschehnissen des ersten Teils angesiedelt, wird Drakes Suche nach einer sagenumwobenen Stadt im südamerikanischen Dschungel von den Erfindern des unterbewerteten Syphon Filter entwickelt. Die wissen definitiv sehr gut, wie Third-Person-Action geht, während Amy Hennig als Co-Autorin alles tun wird, um sicherzustellen, dass die Kollegen aus Bend, Oregon den Ton des Originals treffen. Mit Jason Dante und Marisa Chase sind jedenfalls zwei neue Nebencharaktere an Bord, um die Schatzsuche frisch zu halten. Ob Sully einen Auftritt haben wird - das können wir bislang nur hoffen. Ebenso wie die Tatsache, ob die smarten Dia- beziehungsweise Monologe, die bombastischen Set-Pieces und die imposanten In-Engine-Ereignisse es ohne Abstriche auf die Vita schaffen. Dass ein solches Unterfangen aber überhaupt im Bereich des Möglichen erscheint, sagt schon viel über die Power der neuen Taschenkonsole aus.

Der Abstand zum letzten Teil mag nicht der Größte sein, das ist wahr. Dennoch ist Golden Abyss ein ungemein vielversprechender Shooter, auf den man einfach Lust haben muss. Der Aha-Effekt, den der Steuerungskomfort durch die beiden Sticks und der überaus attraktive Look des Spiels erzeugen, ist nicht ohne und dürfte mobiler Spielkultur einen kräftigen Stempel aufdrücken. Allein, ob der Markt eine "Unterwegs-PS3" überhaupt haben will, das ist ab sofort die Frage. Wie man einen Bedarf an einer neuen Produktkategorie erzeugt, hat ja zuletzt Apple mit dem iPad gezeigt, von dem damals auch noch niemand wusste, dass er eines haben wollte. Viel mehr als für die Apfelfirma muss für Sony dieser Weg aber über die Software gehen - und Spiele wie Uncharted sind genau die richtigen Posterboys für diese Mission. Das kommende Jahr wird ein spannendes!

Uncharted: Golden Abyss erscheint am 22. Februar.

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Uncharted: Golden Abyss

PlayStation Vita

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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