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A Vampyre Story

Untote sucht Leben.

Es ist schon eine seltsame Spezies, die sich da im Untergrund herumtreibt: Sie hausen in dunklen Gemäuern, lieben Blut, setzen - wenn überhaupt - nur nach Anbruch der Dämmerung einen Fuß auf die Straßen und können sich im Spiegel selbst nicht sehen. Aber so sind sie eben die Computerspieler, was soll man machen. Kreuze und Knoblauch mögen viele von ihnen auch nicht und damit trennt sie fast gar nichts mehr von Vampiren, die das eigentliche Thema dieser Vorschau sein sollen. Namentlich das Adventure A Vampyre Story der Autumn Moon Studios, das im Laufe des nächstes Jahres die Lebendigkeit des Genres beweisen soll - oder die Untotigkeit, wie man's nimmt. Falls das überhaupt ein Wort ist.

Casting mit Hindernissen

Mona kocht eine leckere, hm, Blutsuppe?

A Vamypre Story erzählt jedenfalls die Geschichte der jungen Opernsängerin Mona De Laffitte, die von dem Vampirbaron Shrowdy von Kiefer entführt und schließlich in eine Blutsaugerin verwandelt wird. Doch auch als Vampir bleibt Mona bei ihrem Traum, irgendwann einmal Arien auf einer großen Bühne zu singen, und so beginnt ihr Abenteuer in Kiefers Schloss in Draxsylvanian. Gemeinsam mit der Fledermaus Froderick muss sie zunächst versuchen, aus den Fängen ihres "Liebhabers" zu entkommen und ihre neuen Fähigkeiten sowie Bedürfnisse akzeptieren. Ich weiß nicht, ob es einen Award für die merkwürdigsten Namen in einem Spiel gibt. Aber wenn A Vampyre Story sich für eine solche Auszeichnung bewerben will, dann herzlichen Glückwunsch: Die Chancen auf den Sieg stehen sicher nicht schlecht.

Trotz seiner vergleichsweise ernsten Thematik wird A Vampyre Story auf einen Comic-Look setzen, der an Titel wie Der Fluch von Monkey Island erinnert. Nicht von ungefähr: Bill Tiller, der kreative Kopf von Autumn Moon, hat zuvor bei LucasArts gearbeitet und da eben auch für den besagten dritten Teil von Monkey Island vor mittlerweile fast zehn Jahren die Hintergründe handgezeichnet. Über 50 davon soll es ebenso in A Vampyre Story geben, die von mehr als 20 Charakteren bevölkert werden. Mit der Kombination aus 3D-Figuren und 2D-Hintergründen wollen die Entwickler zudem einen Stil vergleichbar mit Tim Burton oder Edward Gorey erreichen.

Sauge an... Grabkammer

Mitten im Schnee ein ärmelloses Kleid - mutig!

Ein Adventure steht und fällt für gewöhnlich mit seinen Rätseln und genau in diesem Punkt will Bill Tiller mit seinem Team fast schon so etwas wie Neuland betreten. Die Kräfte und Schwächen, die das Vampirleben für Mona bereithält, sollen bei der Lösung etlicher Rätsel eine wichtige Rolle spielen. Wie das genau aussehen könnte, ist zwar noch ein Geheimnis, aber es wird zweifelsfrei interessant sein, zur Abwechslung auch mal besondere Fähigkeiten eines Helden einzusetzen. 08/15-Machos immer nur irgendwelche Gegenstände im Inventar kombinieren zu lassen, ist auf Dauer doch ein bisschen langweilig.

Davon abgesehen wird A Vampyre Story aber nichts versuchen, was Adventurefans auch nur ansatzweise die Chance geben würde, das Spiel aus Prinzip nicht zu mögen. Bedeutet: Keine Actionsequenzen, kein Schleichen, dafür starke Charaktere und viel schwarzer Humor. Dass dieses Kredo ankommt, ließ sich in der deutschen Adventure-Community schon beobachten, bevor das Spiel mit Crimson Cow überhaupt einen Publisher gefunden hatte: A Vampyre Story zählt seit seiner Ankündigung zu den Most-Wanted-Titel der Rätselfreunde - nicht zuletzt, weil es sie einfach an die gute, alte Zeit erinnert, als LucasArts noch aktiv war und Adventures nicht ständig unsinnigerweise totgeredet wurden.

Worüber es bei A Vampyre Story trotzdem Diskussionen geben könnte, ist der Umfang: Bill Tiller hat längst zugegeben, dass man natürlich nicht über ein riesiges Budget verfügt und deshalb an vielen Stellen Abstriche machen und Teile herausstreichen muss, die ursprünglich im Konzept standen. A Vampyre Story soll daher nicht wahnsinnig lang sein, auf der anderen Seite den Käufern aber auch nicht das Gefühl geben, keinen echten Gegenwert für ihr Geld bekommen zu haben. Ein schwieriger Balanceakt, was sich gleichermaßen über den Schwierigkeitsgrad behaupten lässt: Autumn Moon würde gerne ein Spiel machen, das Profis fordert und Anfänger zugleich nicht vor zu große Herausforderungen stellt - aber wie soll das gehen?

Tiller hofft, Probleme mit intensiven Tests im Voraus erkennen zu können. Seine Erfahrung von LucasArts wird ihm dabei sicher helfen. Und falls A Vampyre Story überraschend doch nicht die Erwartungen der Fans erfüllen können sollte, bleibt ja immer noch die Hoffnung auf den Award für die merkwürdigsten Namen.

A Vampyre Story soll im Laufe des nächsten Jahres für den PC erscheinen.

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