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Alt+F40: Warum Sonic nie gut war und wie Kaiju Wars mich aus meiner Komfortzone lockt

Folge 46 – Plus: Das eine Problem von Battlefield 2042, das nichts mit dem Spiel an sich zu tun hat.

Fangen wir mit dem Alter-Mann-Update an: Ich bin endlich wieder komplett fit (jedenfalls so "komplett" wie man sein kann, wenn man nur am Schreibtisch sitzt und die Laufschuhe im Schrank verstauben). Ich denke, für mich war es die letzte Runde dieses speziellen Antibiotikums in meinem Leben, nachdem dieses für mich schlimmer war als die eigentliche Krankheit. Davon abgesehen ist diese Woche nicht viel passiert. Der Kita-Umzug ging dann doch viel unproblematischer über die Bühne, auch wenn wir dem verängstigten Zweijährigen hier und da einen zügigen Slalom durch ohrenbetäubend scheppernde Rüttelplatten und knatternde Baufahrzeuge leider nicht ersparen können ("Ich bin Angst"). Aber bald dürften die meisten Arbeiten dort abgeschlossen sein.

Dafür geht unsere persönliche Baustelle im neuen Haus dieses Wochenende so richtig los. Samstag ist Übergabe. Mir graut es ein wenig, unter den Boden zu schauen. Egal. Jetzt gibt es kein zurück mehr.

Inhalt

Kaiju Wars – oder wie man clever mit den Erwartungen der User bricht

Riesige Ungeheuer mit Appetit auf Hochhäuser, ihr als Bürgermeister von Floatio City, der den Biestern das Maul stopfen soll, und dazu eine himmlisch trashige Art-Direction! Als hätte Metal Gears' Yoji Shinkawa schon vor 40 Jahren ein Metal Slug Tactics für eine nie erschienene Neon-Version des ZX Spectrum designt. Was kann da schon schiefgehen, wenn man Taktikspiele liebt? Nun, man könnte zum Beispiel Probleme beim Einstieg bekommen und erst mal hart abprallen an dieser extravaganten Rundentaktik.

Ihr bremst immer nur, der Triumph kommt erst am Ende.

Das Problem lag dabei eher auf meiner Seite. Wann immer ich Rundentaktik lese, habe ich bestimmte und bisweilen festgefahrene Erwartungen. Etwa die, dass meine Einheiten mehr sind als pessimistischste Auslegung von "Fire-and-forget". In dem Sinne, dass sie einmal schießen und man die Einheit dann oft auch vergessen kann. Egal, ob Panzer, Raketenplattformen oder Kampfjets. Ist man nah genug dran, den Kaiju zu treffen, wird die Einheit auch fast immer zerstört, sobald das Monster am Zug ist. Es geht nicht darum, das Biest zu töten, sondern es so zu bremsen, dass es die Ressourcen generierenden Gebäude nicht restlos zerstört. Ihr gewinnt zunächst Zeit, um den Krieg ein andermal gewinnen zu können.

Und dieses konstante Abpuffern kontrollierter Rückschläge, fühlt sich nun mal seltsam an, wenn man für gewöhnlich darauf aus ist, in jeder Runde möglichst viele Figuren des Feindes vom Spielfeld zu nehmen. Hier läuft es andersherum, ihr werft alles in den zweibeinigen Fleischwolf, was geht – und jeder zertrampelte Panzer tut dem Gegner weh (wie sehr, das bestimmt sein Konter-Wert) – sein Verlust ist auch ein Gewinn für euch. Genaugenommen sind es demnach weniger taktische Überlegungen, die einen in diesen Defensivschlachten umtreiben, sondern logistisch-strategische. Wie halte ich den Nachschub und damit den Druck aufrecht, wann und wo ergibt es Sinn, anzugreifen und in welcher Reihenfolge? Wie viel Geld spare ich auf, um zur Ablenkung des Riesengorillas ein Gebäude zu errichten, damit er dieses angeht, anstatt des Labor unserer leitenden Wissenschaftlerin, die es um jeden Preis zu beschützen gilt? Jeder weiß schließlich, dass sich Kaiju immer das nächstgelegene Gebäude als Ziel ausgucken, nicht wahr?

Wissenschaft und Militärs sind sich selten einig, wie die Biester heißen sollen. Trefft eure Wahl weise ... und nennt diesen Pseudo-Mothra 'Hell Turkey'.

Das fühlt sich, auch aufgrund der überschaubaren Schlachtfelder mehr nach einem Puzzle an als nach allem anderen. Nach einer zähneknirschenden Anpassungsphase, in der ich Hobbygeneral konstant auf die Mütze bekommen habe, was sich angesichts der selbst im beschleunigten Modus noch recht langen Kaiju-Animationenein wenig zog, respektiere ich das Spiel mittlerweile dafür, wie anders es ist. Ich weiß zu schätzen, dass mich seine kompromisslos übermächtigen Gegner aus meiner Komfortzone locken wollen und würde sagen, das gelingt ihnen ausgezeichnet. Ein wenig erinnert mich das an Into The Breach, das ebenfalls mit einigen Regeln brach, oder Gloomhaven, das herzlich gerne Komplize dabei ist, wenn ich schon in der ersten Runde meinen eigenen Untergang besiegele.

Tatsächlich brachte mich das darauf, dass wir es uns alle gerade ein wenig sehr bequem gemacht haben. Selbst die nischigsten Geschmäcker und erzkonservative Retro-Vorlieben werden mittlerweile in voller Breite bedient, was wir natürlich, gestraft von den PS360 Jahren viel zu glattgebügelter Ver-Mainstream-ung, natürlich dankend annehmen. Aber bei aller Liebe für etablierte Gewohnheiten und das Hochhalten heimelig vertrauter Mechanismen: Gelegentlich braucht es ein Spiel, das uns in den Hintern tritt, weil es eben nicht das ist, was wir erwartet hatten. Und wenn es das mit der Schuhgröße eines Kaiju tut, umso besser.

Sorry, Rest der Spielebranche: Für dieses Jahr ist der Stil alle. Kaiju Wars hat ihn komplett aufgebraucht.

Das Wichtigste der Woche 17/2022, Alex-Edition

Bei mir in der Rotation: Das neue 4X Dune: Spice Wars ist wirklich gut geworden und lässt mich aktuell nicht mehr los. Außerdem habe ich King Arthur: A Knight’s Tale angefangen und das offenbar viel zu spät. Wieso ist das bisher an mir vorübergezogen? Meine ersten drei Stunden hiermit waren jedenfalls extrem unterhaltsam. Insbesondere gefällt mir, wie tödlich das Regelwerk ist und wie zügig sich diese Kämpfe deshalb spielen. Mehr dazu erzähle ich euch nächste Woche im Test. Ebenso habe ich in Astalon reingeschaut, das die clevere Idee hatte, einen erkundungsfreudigen Fantasy-Platformer im 8-Bit Look auf drei Fantasy-Archetypen zu splitten, die dann jeweils eigene Bereiche offenlegen können.

Das ist im Grunde exakt die Idee, die das exzellente Souldiers, das ich kürzlich vorstellte, noch einen Hauch besser machen könnte. Gleichzeitig demonstriert Astalon auch die Fallstricke dieses Designs: Backtracking, um zu einer anderen Figur zu wechseln, muss auch nicht immer unterhaltsam sein. Ich werde das noch ein wenig weiterspielen und dann entscheiden, wie gut es mir letztlich gefällt.


Musiktipp der Woche: Cobalt – Hunt the Buffalo Am Wochenende geht es los: Den PVC im neuen Haus rausreißen. Und weil ein alter Mann wie ich nicht mehr ohne Weiteres in Wallung kommt, wird diese Platte dabei rauf und runter laufen. Anpackermusik für Leute mit Hörsturz, oder diejenigen, die einen haben wollen. Ich werde mit dem Teppichmesser sehr vorsichtig sein müssen, wenn das hier läuft. Achtung: Tödlicher Groove ab 3:22!


Höhepunkt der Woche: Sniper Elite 5 hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich direkt wieder zum vierten Teil zurückgekehrt bin. Das passiert mir ausgesprochen selten, denn, wie ihr euch vorstellen könnt, landen für solche Rückfälle jede Woche viel zu viele Spiele auf meinem Tisch. Aber jetzt bin ich wieder voll drin, in diesem fünf Jahre alten Spiel und merke ihm sein Alter überhaupt nicht an. So makaber es ist: ohne Zielhilfen Kunstschüsse zu platzieren – und sogar Situationen zu kreieren, in denen man zwei Gegner mit derselben Kugel erledigt, das sind Erfolgsgefühle, die kaum ein anderes Spiel in der Intensität liefert. Und ich sehe gerade, dass es noch bis zum Sonntag für nur 5,99 Euro auf Steam zu haben. Dringende Kaufempfehlung!

Gerade sehr, sehr billig. Bestes Mittel, um die Wartezeit auf Teil fünf zu überbrücken.

Ach: Und noch was, "this just in" sozusagen. Ich habe gerade auf dem Rückweg vom Supermarkt eine komplette Darda-Bahn auf der Straße gefunden, die einer unserer freundlichen Nachbarn wohl ausgemustert hat. Ein Auto lag nicht dabei, aber das ist bereits bestellt. Am Wochenende werde ich meinen Söhnen das coolste Spielzeug meiner Kindheit präsentieren. Ich kann ihre teilnahmslosen kleinen Gesichter kaum erwarten.


Mittelpunkt (?!) der Woche: Nach seinem schlechten Start ist Battlefield 2042 so langsam, aber sicher auf einem guten Weg angekommen. Die Frage, die ich letzte Woche bereits ausgiebig diskutierte, ist jetzt nur, ob die geprellten Spieler und Spielerinnen das jetzt noch interessiert. Und dann beschlich mich bei der Handvoll Partien, die ich diese Woche nicht eben schlecht unterhalten hinter mich brachte, noch ein weiteres, mulmiges Gefühl. Ich hatte das beinahe vergessen, denn die Story spielt hier traditionell weniger eine Rolle. Aber als Söldner für Russland in einen Krieg um Ressourcen zu ziehen… das kommt irgendwie nicht so gut wie noch letztes Jahr. Woran das wohl liegen mag?

Pass' auf, welches Szenario du dir ausdenkst. Es könnte Realität werden.

Ich frage mich mittlerweile ernsthaft, ob bei dem einen oder anderen Interessenten an diesem Spiel auch das eine Rolle gespielt haben mag, bei der Entscheidung, sich Battlefield zu holen oder zu ihm zurückzukehren? Ich versuche mir dieser Tage recht häufig, auszumalen, was bei DICE diesbezüglich wohl gerade los ist. Bereut man da gerade die Wahl des Szenarios? Ein paar Skins, die vor aktuellen Geschehnissen Geschmäckle hatten, sind ja bereits aus dem Spiel geflogen, ein grinsender russischer Kampfhubschrauber, den Ukrainer und deren Angehörige vermutlich gerade nicht zum Lachen fanden, zum Beispiel. Aber ist es damit wirklich getan? Und sollten wir vielleicht langsam mal anfangen, Kriege nicht mehr so unreflektiert als dankbare Schauplatz-Vorlage anzunehmen? Vielleicht fangen wir ja kollektiv mal an, genau das zu hinterfragen? (Ha ha …)


Tiefpunkt der Woche: Eigentlich ist das hier ein zweiter "Mittelpunkt", weil es mich eher indifferent zurücklassen sollte. Doch Anas Frage gestern Nachmittag in der Newscast-Blitzrunde, wie wir zum Verkaufsstopp der alten Sonic-Spiele stehen, bevor die Sonic-Origins-Collection erscheint, hat etwas bei mir ausgelöst. Auch ich habe Sonic immer gerne gespielt und spüre ein nostalgisches Kitzeln, wenn ich seine 16-Bit-Iteration irgendwo auch nur eine Millisekunde erblicke. Aber wenn ich ehrlich mit mir bin, war Sonic nie so richtig gut, was eine Runde Sonic 2 gestern Abend in der Mega-Drive-Schublade von Nintendo Switch Online mal wieder bestätigte. Genaugenommen kann ich Sonics Reiz heute in einem Wort abreißen: Loopings. Der Rest ist verwirrende Level-Struktur, die zwischen dem coolen, erstrebenswerten Geschwindigkeitsrausch und der Befriedigung, alles in einem Level zu finden, nie eine Balance findet.

Sonic Mania: So wie man sich an Sonic erinnert. Nicht mehr, nicht weniger.

Von den unfair platzierten Gegnern und Fallen mag ich gar nicht erst anfangen, denn das zentrale Problem ist, ich komme selten erfüllt und zufrieden aus einem Sonic-Level. Und so sollte es mich wohl nicht überraschen, dass das beste Sonic Spiel nicht bei SEGA selbst entstand (Sonic Mania). Ich habe lange nicht darüber nachgedacht, aber das Fandom ist mir immer mehr ein Rätsel, je weiter wir uns von der Mega-Drive-Zeit entfernen. Jeder zweite Indie-Hüpfer heute ist weit besser als alles, was beim Igel passiert und so sollte ich das Aus für die einzeln verkauften Versionen der alten Teile eigentlich begrüßen … wenn es nicht so zynisch wäre. Die vier Titel, die SEGA bald streichen wird, kosten auf Steam zusammen keine 18 Euro, in der kommenden Collection dann 40. Sagt ihr mir, wie schräg ist es, dass ich kurz davor bin, sie jetzt alle noch einmal zu kaufen, um dann auf Origins zu verzichten? Angesichts dessen, was ich in diesen Absätzen schrieb, vermutlich sehr. Hm – so egal scheint mir Sonic am Ende dann doch nicht zu sein …

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Sonic Origins

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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