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Was kann Pokémon Tekken?

Langweiliges Spin-off oder kompetenter Fighter?

Ich war nach der überraschenden Ankündigung von Pokémon Tekken ziemlich skeptisch. Warum genau macht man das jetzt? Ist das ein Witz? Wie soll das überhaupt funktionieren?

Entsprechend erstaunt reagierte ich bereits während meiner ersten Trainingseinheiten. Ich dachte, mehr als ein paar Manöver könnte mir das Spiel hier gar nicht beibringen. Fünf Minuten später hatte ich dann Probleme, die im Dauerfeuer präsentierten Mechaniken überhaupt im Kopf zu behalten. Dash-Cancel? In einem Pokémon-Fighter? Was ist denn hier los? Das Teil hat also tatsächlich Tiefgang?

Und ja, Pokémon Tekken mag zwar noch lange nicht auf der Stufe eines Street Fighter 5, Guilty Gear Xrd oder King of Fighters 13 sein, jedoch reizt es das Potenzial seines Kampfsystems sehr gut aus. Nur finde ich den Namen leicht irreführend. Denn mit Tekken hat der glorifizierte Tierkampf nichts zu tun. Stattdessen wäre Naruto Shippuden: Ultimate Ninja Storm ein besserer Vergleich, wobei Pokémon Tekken seinen ganz eigenen Weg einschlägt.

Über 700 Pokémon und nur 15 davon schafften es ins Spiel? Ich hoffe, da kommt noch mehr.

In einer relativ kleinen, kreisrunden Arena lauft ihr frei mit eurem Pokémon umher und könnt aus sicherer Entfernung schwache Projektile abfeuern. Sobald es zum Nahkampf kommt und jemand eine erfolgreiche Kombo in seinen Gegner hämmert, zoomt die Kamera heran und eine Duellphase beginnt. In dieser zeigt sich der hauptsächliche Fokus des Kampfsystems. Pokémon Tekken folgt einer Art Stein-Schere-Papier-Prinzip. Konter durchbrechen normale Attacken, Griffe entkräften Konter und normale Angriffe blockieren Griffe.

Hört sich unheimlich simpel an, und das ist es auch. Vor allem, da jede Aktion durch einfache Kombinationen aus einer Taste sowie einer Richtungseingabe ausgeführt werden. Doch genau wie in Ultimate Ninja Storm taucht man als Spieler wesentlich schneller in das interessante Meta-Game ein. Blockt euer Kontrahent einen Angriff, müsst ihr schnell mit einer passenden Antwort reagieren. Setzt er als Nächstes zur normalen Kombo an oder versucht er, mich vielleicht mit einem Konter frühzeitig zu erwischen? Und anschließend muss die durchbrochene Verteidigung des Gegners natürlich mit den richtigen Folgeangriffen bestraft werden.

Das Effektgewitter bei Spezialattacken ist traumhaft.

Genau hier sehe ich die bisher einzige Spaßbremse. Vereinzelte Kombo-Attacken sind möglich, doch ist nach dem dritten Angriff praktisch Schluss und die Erholungsanimation gönnt dem Feind eine kurze Unverwundbarkeit. Das mag zwar dazu führen, dass niemand für seine Fehler zu sehr bestraft wird, allerdings raubt man besseren Spielern gleichzeitig die Möglichkeit, noch mehr aus jeder Situation herauszuholen. Wie zuvor erwähnt, gibt es einige Mechaniken, die ein gewisses High-Level-Play erlauben, nur wird Pokémon Tekken garantiert nie auf professionellen Turnieren vertreten sein.

Auf der anderen Seite eignet sich dieses System sehr gut für spontane Schlachten vor dem eigenen Fernseher, sollten weniger begabte Freunde zu Besuch sein. Es ist leicht zu verstehen, braucht keine lange Verinnerlichung aller Angriffe und spannende Gefechte entstehen recht schnell. Ich habe bisher knapp ein Dutzend Spielstunden investiert und den Multiplayer zusammen mit diversen Freunden ausprobiert. Während ich die ersten Runden durch meine Erfahrung dominierte, spielten wir maximal eine Stunde später auf demselben Niveau.

Wer nach Street Fighter 5 übrigens befürchtet, einen ebenso inhaltsleeren Einzelspielermodus vorzufinden, darf beruhigt aufatmen. Neben normalen Trainingseinheiten könnt ihr euer Glück in der Pokémon-Liga versuchen. Dort kämpft ihr euch in mehreren Auseinandersetzungen an die Spitze der vier verschiedenen Gruppen und gewinnt in einem abschließenden Turnier den Zugang zur nächsten Stufe. Natürlich steigt der Schwierigkeitsgrad in regelmäßigen Abständen und auch euer Pokémon darf aufgestuft werden. Nebenher erwirtschaftetes Geld investiert ihr derweil in kosmetische Ausschmückungen für euren Trainer. Nicht sonderlich umfangreich, aber der Modus motiviert zum Weiterspielen und die im Verlauf immer cleverer agierenden Kontrahenten sorgen für einen Anstieg der eigenen Fähigkeiten. Also muss sich niemand zwanghaft in Online-Kämpfen demolieren lassen, nur um etwas besser zu werden.

Gestaltet euren Trainer nach eigenen Wünschen.

Wo wir gerade dabei sind. Ich konnte den Online-Modus bisher nicht ausprobieren, da ich zu meinen Spielzeiten niemanden fand. Wie stabil das Ganze läuft, wird sich also erst nach der Veröffentlichung am 18. März zeigen, sobald sich die Server mit potenziellen Opfern füllen. Zumindest den Amiibo-Support konnte ich ausprobieren. Dieser funktioniert ähnlich wie bei Hyrule Warriors. Pro Tag könnt ihr bis zu fünf verschiedene Figuren auf das Gamepad setzen und erhaltet dadurch zufällig ausgewählte Belohnungen. Mal ist es ein Titel für euer Online-Profil, manchmal erhält man leider nur ein paar wertlose Münzen. Wer genügend Amiibos zu Hause rumstehen hat und sie nicht zwanghaft in ihren Plastikkäfigen gefangen hält, darf sich zumindest über zusätzliche Boni freuen. Ganz nett, mehr aber auch nicht.

Ich würde gerne genauer auf die einzelnen Pokémon-Kämpfer eingehen, allerdings fehlt mir hier noch die nötige Erfahrung, um korrekte Aussagen zu treffen. Schade ist jedenfalls, dass es bisher nur 14 verschiedene Charaktere gibt, wobei Vorbesteller anscheinend irgendeine komische Mewtu-Version dazubekommen. Ob man diese Figur auch im Spiel freischalten kann, muss sich noch zeigen. Bisher sind allerdings keine weiteren Tierchen dazugekommen, obwohl im Auswahlmenü links und rechts deutlich Platz für weitere Pokémons existiert. Vielleicht ist der für zukünftigen DLC reserviert.

In jeder Runde legt ihr zwei Support-Pokémon fest, die nach meiner Erfahrung leider kaum den Kampf beeinflussen.

Unterschiede zwischen den Kämpfern beziehen sich nach bisherigem Empfinden allein auf Schnelligkeit und Schaden. Da jedes Pokémon seine Attacken durch die gleichen Controller-Inputs ausführt, muss ich wie erwähnt noch mehr Zeit investieren, um die genauen Eigenschaften oder möglichen Balancing-Probleme zu erkennen.

Ehrlich gesagt, bin ich sehr froh darüber, dass sich Pokémon Tekkens Kampfsystem deutlich von Bandai Namcos klassischer Prügelreihe absetzt. Es passt überaus gut zum Franchise und ist eine kompetente Umsetzung in Echtzeit ablaufender Pokémon-Gefechte. Verglichen mit den Rollenspielen oder dem Anime mag Pokémon Tekken in seiner Darstellung etwas übertreiben daherkommen, trotzdem hat man stets das Gefühl, einen echten Pokémon-Kampf zu erleben.

Derzeit bin ich gespannt, wie viele versteckte Inhalte noch auf mich warten, wie stark sich die einzelnen Kämpfer voneinander unterscheiden und welche Auswirkungen die Veröffentlichung auf Online-Schlachten haben wird. Es ist auf jeden Fall ein gutes Zeichen, wenn ich beim Schreiben dieser Zeilen sofort wieder Lust bekomme, meine Wii U für ein paar weitere Runden anzuschmeißen.

In diesem artikel

Pokémon Tekken

Nintendo Wii U

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Björn Balg

Freier Redakteur

Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.
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