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Wie genau funktionieren die Steam Sammelkarten?

Valve schafft es nicht nur mit Hüten, die Spieler süchtig zu machen.

Wer seit dem Summer Sale auch nur für wenige Sekunden auf Steam war, um sich kurz umzusehen, kam nicht um die Bekanntschaft mit Valves neustem Feature herum. Die nun fest eingeführten Sammelkarten stoßen einem auf der gesamten Plattform überall ins Auge. Und solltet ihr eines der Spiele ausprobiert haben, die Karten unterstützen, befinden sich garantiert schon einige Exemplare in eurem Inventar. Aber wieso sind sie dort gelandet? Was genau kann man mit den virtuellen Bildchen anfangen? Und wie funktioniert das ganze System eigentlich?

So mysteriös ist es dann doch nicht.

Zunächst einmal trennen sich Spiele auf Steam ab sofort in zwei Lager. Die einen Spiele geben euch Sammelkarten und die anderen nicht. Spielt ihr eines der mit Sammelbildchen versehenen Spiele, erhaltet ihr in zufälligen Abständen automatisch Karten in eurem Inventar. Ein exaktes Zeitintervall existiert nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Zeit zwischen den 'Drops' bei knapp unter einer halben Stunde liegt.

Belohnung für's Warten

Um eine Karte zu erhalten, müsst ihr im Gegensatz zu Erfolgen keine besondere Aufgabe erfüllen. Solange ihr das Spiel über Steam geöffnet haltet, schaltet ihr sie in regelmäßigen Abständen frei. Ihr müsst nicht einmal eine Taste auf eurem Keyboard betätigen. Beispielsweise habe ich beim Schreiben nebenher The Binding of Isaac laufen und gerade meine vierte Karte in dem Spiel kassiert. Ohne etwas dafür zu tun.

Jedes Spiel besitzt ein festes Deck an Karten, das es zu füllen gilt. Das Minimum scheint bei fünf Bildchen zu liegen. Es können aber auch über zehn sein. Die Zahl legt der jeweilige Entwickler fest. Gleiches gilt für das teils gelungene Design. Wie viele Karten ihr maximal während des Spielens sammeln könnt, hängt von der Größe des Decks ab. So besteht das Deck von Killing Floor aus zehn Karten. Genau wie bei allen anderen Titeln auch, liegt euer Drop-Maximum bei der Hälfte. Im Fall von Killing Floor also fünf. Habt ihr diese fünf Karten beim Spielen von Killing Floor erhalten, bekommt ihr erst einmal keine mehr.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Zeit zwischen den 'Drops' bei knapp unter einer halben Stunde liegt.

Informations-Overkill.

Und genau hier beginnt der verwirrende Part. Ihr könnt nämlich per Zufall Booster Packs aus drei weiteren Karten erhalten. Dazu müsst ihr lediglich alle euch zur Verfügung stehenden Drops verbraucht haben und euch mindestens einmal pro Woche bei Steam anmelden. Ihr müsst ab sofort nicht mehr das Spiel anfassen, sondern erhaltet die Booster Packs zufällig. Eure Chancen steigen jedoch auf zwei verschiedenen Wegen. Zuerst einmal könnt ihr selber euren Steam-Level steigern. Nach jedem zehnten Aufstieg erhöht sich eure Drop-Rate angeblich um 20 Prozent. Außerdem können andere Spieler für euch die Wahrscheinlichkeit auf ein Booster Pack erhöhen, wenn sie zum jeweiligen Spiel eine ungenannte Zahl an Abzeichen herstellen.

Bis hierhin mitgekommen? Gut, denn nun geht es zu den Abzeichen über. Sammelt ihr alle Karten eines Decks, könnt ihr sie zu einem Abzeichen verschmelzen, das euch Erfahrungspunkte einbringt. Diese steigern euren Steam-Level. Neben der erhöhten Chance auf Booster Packs, reicht man euch mehr Möglichkeiten, um eure Profilseite anzupassen oder das Limit der Freundesliste wird erhöht. Ach ja, und manchmal landen noch bestimmte Hintergründe passend zum Spiel in eurem Inventar. Genauso wie verschiedene Emoticons, die ihr im Chat benutzen dürft.

Spieler können für euch die Wahrscheinlichkeit auf ein Booster Pack erhöhen, wenn sie zum jeweiligen Spiel eine ungenannte Zahl an Abzeichen herstellen.

Da sind die Übeltäter.

Aber wir sind noch nicht am Ende. Denn eure Abzeichen dürft ihr noch bis zu vier weitere Male aufstufen, indem ihr das gesamte Deck erneut besorgt. Zudem fallen ab und zu seltenere Versionen der Karten in eure Hände, die sich gut mit holografischen Sammelkarten vergleichen lassen. Natürlich entstehen daraus wieder besondere Abzeichnen, die sich ebenfalls aufrüsten lassen und mehr Erfahrungspunkte bringen.

Sammelwut

Ok, damit hätten wir die Grundeinführung abgeschlossen und können nun zum Zweck der Sammelbildchen übergehen. Die Verteilung der Karten ist mit Absicht so gewählt worden, damit ein einzelner Spieler schwerer an ein volles Deck gelangt. Denkt daran, dass bei großem Pech mit jedem eurer freien Drops immer die gleiche Karte auftauchen kann. An den Rest gelangt ihr mit etwas Glück durch Warten auf Booster Packs. Oder ihr sucht nach anderen Leuten zum Tauschen. Dazu steht unter jeder Karte eine Markierung, falls einer eurer Freunde das gewünschte Objekt besitzen sollte.

Vielleicht ist einigen bereits aufgefallen, dass selbst der Weg über das Tauschgeschäft äußerst schwierig sein kann, um eure Sammlung zu komplettieren. Denn entweder benötigt ihr genügend Karten, die ihr mehrfach besitzt, oder ihr opfert welche aus anderen Decks. Ihr benötigt daher sogar Booster Packs, nur um häufiger in den Tausch einsteigen zu können. Außerdem müsst ihr anschließend immer noch Freunde finden, die eure gewünschten Karten freiwillig rausgeben oder sie ebenfalls doppelt besitzen.

Die Verteilung der Karten ist mit Absicht so gewählt worden, damit ein einzelner Spieler schwerer an ein volles Deck gelangt.

Ihr müsst für die Karten nicht einmal das Menü verlassen.

An dieser Stelle tritt das Element ein, von dem ich ausgehe, dass Valve nur deswegen diese ganze Aktion ins Leben gerufen hat. Die Rede ist vom Marktplatz, auf dem ihr frei euren Inventarinhalt handeln dürft. Werft einen kurzen Blick darauf und schaut euch einmal die Preise der Karten an. Auf den frei verfügbaren Graphen erkennt ihr sogar ganz genau die Anzahl verkaufter Exemplare für den ausgewählten Tag. Fast jede Karte könnt ihr für ein Minimum von zehn Cent verkaufen. Meistens liegt der Betrag sogar wesentlich höher. Solltet ihr eine holografische Karte oder ein Booster Pack anbieten, erhaltet ihr fast Augenblick zwei bis drei Euro dafür. Es ist wahnsinnig. Und ich dachte schön, die Leute wären bei den Hüten aus Team Fortress 2 verrückt geworden.

(Ver)Kauft euch glücklich

Die meisten von euch fragen sich garantiert schon die ganze Zeit, wo der Reiz an dieser Sache liegt. Erst einmal müsst ihr von eurer persönlichen Ansicht Abstand halten. Natürlich ist es vollkommen schwachsinnig für virtuelle Karten Geld zu bezahlen, nur um daraus Abzeichen zu erstellen, die dann den Steam-Level erhöhen. Falls jemand wirklich die Boni wie Hintergründe haben möchte, kann er sich diese wesentlich kostengünstiger direkt auf dem Marktplatz besorgen.

Ich gehe davon aus, dass die meisten dieser Leute es genauso sehen, obwohl sie direkt im Anschluss an den Gedanken weitere fünf Euro hinlegen. Es geht schlicht um die Freude am Sammeln. Und viele erhalten nun einmal durch den direkten Kauf ein sofortiges Glücksgefühl. Denn das normale Warten auf Karten dauert zu lange und die Chancen für weitere Booster Packs sind zu niedrig. Außerdem kostet die eine doch nur 20 Cent. Was kann das schon schaden? Valve nutzt clever die Schwäche der menschlichen Psyche für Sammeln, Sucht und das daraus resultierende Glücksgefühl aus.

Valve nutzt clever die Schwäche der menschlichen Psyche für Sammeln, Sucht und das daraus resultierende Glücksgefühl aus.

Währenddessen bei Valve.

Denn einen Mehrwert gaukelt man euch nur vor. Den Steam-Level hätte man ebenso an andere Sachen wie Erfolge binden können. Hier besteht der Unterschied nämlich in der Anschaffung. Jeder Erfolg erfordert von euch ein gewisses Maß an Können oder Einsatz. Durch die richtige Integration lässt sich sogar eure Spielerfahrung erweitern. Aber zumindest sind sie ein Element, dass dem Spiel mehr Inhalt verschafft. Karten trennen sich derweil vollkommen vom Spielen. Ja, ihr müsst den Titel über Steam öffnen und laufen lassen. Anschließend dürft ihr aber gerne etwas anderes tun. Daher besteht kein Unterschied zwischen den Sammelbildchen, die ihr kostenlos erhaltet oder euch für echtes Geld besorgt. Der auftretende Glückseffekt bei einem Sammler bleibt gleich.

Ich möchte die Karten an sich trotzdem nicht verteufeln, auch wenn ich Valves Absichten wirklich für diabolisch kalkuliert halte. Moralisch eher verwerflich und trotzdem finde ich ihre neuste Erweiterung faszinierend. Den eigenen Summer Sale dabei als gleichzeitige Einführung und kostenlose Promotion-Aktion zu verwenden, muss man selbst bei einer Abscheu gegen die Karten auf einer gewissen Ebene applaudieren. Wie ihr die Sammelkarten ab sofort betrachtet, ist euch genau wie bei Erfolgen selbst überlassen. In jedem Fall könnt ihr sie für ein paar Cent verkaufen. Schlechter wird eure Erfahrung dadurch erst einmal nicht. Für die Zukunft erhoffe ich mir persönlich trotzdem eine bessere Nutzungsmöglichkeit der Karten. Bastelt zumindest die Abzeichen in spielbare Sammelkarten um, mit denen ich gegen andere Leute antreten kann. Aktuell bleibt es in meinen Augen eher eine belanglose Nebensache, die meine Spielerfahrung nicht im Geringsten bereichert.

In diesem artikel

Killing Floor

PC

The Binding of Isaac: Rebirth

PS4, Xbox One, PlayStation Vita, Nintendo Wii U, PC, Mac, Nintendo 3DS

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Björn Balg

Freier Redakteur

Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.

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