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Wii Play

Yes, we do!

50 Euro für ein Spiel plus Controller? Oder sind es 50 Euro für einen Controller samt Spiel? Eigentlich vollkommen egal. Wer seinem Wii gleich zum Launch eine zweite Fernbedienung spendieren wollte, kam eh kaum umhin, sich das Wii Play-Komplettpaket aus Minispiele-Sammlung und Bedienelement in den Einkaufswagen zu legen. Wie viel hängen bleibt von den neun Disziplinen zu je 1,11 Euro, hängt davon ab, welche Art Spieler Ihr seid. So oder so gilt aber eine Voraussetzung: Einen Freund/Feind solltet Ihr schon bei der Hand haben, denn Wii Play versteht sich als Geschicklichkeitswettbewerb.

Schützenfest

Das Kräftemessen wird eröffnet durch einen kurz angebundenen Moorhuhn-Klon. Bewaffnet mit der Wii-Fernbedienung manövriert Ihr ein Fadenkreuz über die Mattscheibe und zerballert unvermittelt auftauchende Gegenstände. Neben Tontauben und Ufos gebt Ihr vor allem heimtückischen Zielscheiben mit verschiedenen Punktewerten den Rest. Prangt auf einer sogar das Bild des gegnerischen Mii, setzt es einen Bonus. Passt bloß auf, dass Ihr in Baller-Rage nicht Euer Ebenbild erwischt. Mehr gibt’s dazu eigentlich nicht zu sagen. Der Reaktionstest macht kurz (und damit meine ich wirklich kurz) durchaus Spaß – und sei es nur, um einem Kumpel gegenüber sein Revier zu markieren. Hu ha!

Mii-Gewimmel

Mii-Gewimmel weckt da schon eher den Spieltrieb des zarten Geschlechts. Ihr werdet rundenweise aufgefordert, aus einem durcheinander wuselnden und anwachsenden Pulk fiktiver und selbst erstellter Miis beispielsweise Zwillinge, Drillinge oder irgendwie unpassende Miis aufzuspüren. Wer die gesuchten Kameraden als erster richtig anklickt, kassiert die Punkte. Zwischen zwei Paar geschulter Augen entbrennen hier schon mal spannende Duelle.

Tischtennis

Anders als beim Wii Sports Tennis vollführt Ihr in dieser Pingpong-Variante nicht etwa Vor- und Rückhandschläge. Stattdessen bewegt Ihr den Schläger mit der Wii-Fernbedienung über die Mattscheibe – und möglichst oft in die Flugbahn des Balles. Euer Einfluss auf den Ball beschränkt sich dabei auf Drall und Stärke des Schlages. Zu zweit ist Tischtennis der Wohnzimmer-Laune durchaus zuträglich. Dies liegt vor allem an dem prima Feedback (Rumble- und Soundeffekte der Fernbedienung quittieren Eure Treffer) des Controllers. Es ist immer schön anzusehen, wie die Anspannung des Gegenübers mit jedem returnierten Ball steigt. Davon hätte ich gerne mehr gehabt, leider ist nach 11 Punkten eines Satzes Sense.

Mii-Posenspiel

Das durchgeknallteste Spielchen der Sammlung: In herabrieselnden Seifenblasen wird den Teilnehmern eine von drei Körperhaltungen vorgegeben. Mit der Wii-Fernbedienung platziert Ihr Euren Mii in der entsprechenden Haltung und Neigung in der Blase, um diese zum Platzen zu bringen. Durch das Posen-Trio klickt Ihr Euch mit A- und B-Taste, während Ihr möglichst keine der seifigen Freudenspender verpasst. Entwischte Blasen der eigenen Farbe werden mit Punktabzug bestraft, die regenbogenfarbenen halten kurz die Zeit zu Euren Gunsten an. Für ein paar Durchgänge werden die Schmunzel-Muskeln dank meshuggener Hintergründe und schräger Musik recht ordentlich stimuliert – Gerüchteweise schneiden jüngere Schwestern in dieser Disziplin aber besonders schlecht ab.

Laser-Hockey

Wenn Ihr Euch schon an anderer Stelle über Wii Play informiert habt, ist Euch bestimmt nicht der Pong-Vergleich entgangen, der zu Laserhockey regelmäßig angestrengt wird. Dass andere Magazine diese Neon-Orgie so gerne mit Nolan Bushnells Arcade-Überflieger vergleichen, kommt auch nicht von ungefähr: Abgesehen von der Möglichkeit, den eigenen Schläger nicht nur nach links und rechts, sondern auch über die Tiefe des Feldes zu bewegen, ist Laserhockey tatsächlich ein Clone dieses “Tennis“ aus der Videospiele-Steinzeit. Trotzdem fühlte ich mich eher an einen vom Aussterben bedrohten Kneipensport namens Airhockey erinnert. Auch hier überzeugt vor allem das Feedback, dass der Controller mittels Sound- und Vibrationseffekten erzeugt. Das Beste: Hat eine der beiden Parteien schließlich mit acht Punkten den Sieg eingetütet, kann es direkt von vorne losgehen – ohne dass Ihr noch ’ne Mark einwerfen müsst.

Billard

Wer aufgrund des so halbwegs gescheiterten Rauchverbots fortan alle Bars meidet, darf alternativ beim Wii-Billard die Queues schwingen. Leider steht nur eine Variante zur Verfügung. „Leider“ deshalb, weil das gebotene 9-Ball-Spiel – abgesehen von der lieblosen Aufmachung – durchaus Lust auf mehr macht. Ihr wählt die Stoßrichtung per Steuerkreuz und visiert die obere, untere, rechte oder linke Hälfte der weißen Kugel mittels Wii-Fernbedienung an. So bestimmt Ihr ihren Drall, bevor Ihr mit einer Stoßbewegung die jeweils vorgegebene Kugel anspielt. Wie bei so vielen Mini-Games dieses Potpurris gilt aber auch hier Mehrspieler-Pflicht – wer spielt schon alleine Billard?

Angeln

Angeln ist der spielerische und optische Tiefflieger der Sammlung. Die Teilnehmer halten Ihre (Angel-!)Ruten ins Wasser, bis Grünling, Zögerling oder Tümpelkönig anbeißen. Mehr als einen rechtzeitigen Ruck mit der Wiimote braucht es dann nicht, um die glitschigen Gesellen aus ihrem unschönen Planschbecken zu befördern. Wie spannend. Pro Fisch setzt es Punkte, fangt Ihr eine bestimmte Sorte sogar doppelt. Ist die Runde nach knapp 3 Minuten vorbei, hat man das Spielchen auch schon fast wieder aus seiner Erinnerung gestrichen. Weiter gehen, hier gibt es nichts zu sehen!

Wilde Kuh

Der persönliche Favorit meines Vaters. Da der in Sachen Videospiele nicht unbedingt eine Instanz ist, hier noch einmal meine Einschätzung: Wilde Kuh ist das „Rennspiel“ im Wii Play-Paket. Ihr haltet den Controller quer in den Händen und bestimmt durch Links- und Rechtsneigung die Laufrichtung, während Ihr den Milchspendern durch das nach vorne Kippen der Wii-Fernbedienung die Sporen gebt. Punkte sammelt Ihr auf der leider viel zu kurz bemessenen Strecke, indem Ihr wehrlose Vogelscheuchen über den Haufen trampelt. Böse, böse…

Panzerkiste

Die Panzerkiste verlangt als einziges Minispiel simultanes Zielen und Steuern von Euch. Mittels Nunchuck-Stick oder des Steuerkreuzes lenkt Ihr einen Spielzeugpanzer durch eine Bauklotzlandschaft und sprengt Feindfahrzeuge per Landmine oder Geschützturm. Letzteres gelingt wahlweise auch über Bande, da Euer Projektil stets einmal abprallt. Ist jeglicher Widerstand gebrochen geht’s in den nächsten Level. Mit steigender Spieldauer kreuzen Hindernisse in Form von Bohrlöchern und Panzer mit höherer Feuerkraft Euren Weg. Besonders zu zweit in einer Art halb-kooperativem Spiel weckt die Panzerkiste eine Weile herrlich primitives Konkurrenzdenken: Wer erledigt die meisten Gegner?

Eigentlich hätte es nicht viel mehr gebraucht, als einige zusätzliche Optionen, um auch Hobby- bis Hardcore-Spieler für mehr als nur ein bis zwei Stündchen mit den charmanten Steuerungsdemos zu erfreuen. Stattdessen seid Ihr eng an die Vorgaben des Programms gebunden: Warum darf man beim Tischtennis/Laser-Hockey nicht wahlweise noch einen zweiten oder dritten Satz spielen? Warum trabt man mit der „Wilden Kuh“ immer über dieselbe, langweilige Etappe? Nein, Wii Play ist nicht wirklich für leidenschaftliche Spieler gemacht. Stattdessen ist es genau der richtige Stoff, um arglose Nichtzocker mit akuter Wii-itis anzufixen. Eben ein Spiel für Menschen, die sich an ihre Jugend kaum noch erinnern können oder schlimmer noch: überhaupt keine Spiele (mehr) mögen. All diesen vermag Wii Play – zumindest einen Abend lang – ein bisschen Kindheit zurückzugeben.

Und das ist doch auch etwas, oder?

6 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Wii Play

Nintendo Wii

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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