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Wii U Virtual Console – Retro mit Verzögerung und Aufpreis

Balloon Fight als Startschuss: es ist die 30 Cent wert. Aber auch einen Euro für bisherige Besitzer?

Nach der Ankündigung auf Nintendo Direct ging es dann ganz schnell: das erste Virtual-Console-Spiel direkt auf der Oberfläche der Wii U ist da. Ihr müsst für dieses eine Spiel nicht mehr in den Wii-Emulations-Modus wechseln, der für schon für sich keinen besonders guten Scherz darstellt. Abwärtskompatibilität sollte heutzutage direkt eingebunden werden. Derzeit kann zwar niemand auf die Konkurrenz zeigen und sagen "die machen es aber besser", weil es auf der Xbox und der PS2 nun mal keine DL-Titel oder überhaupt eine Content-getriebene Dashboard-Oberfläche gab. Insoweit muss erst mal abgewartet werden, was die nächste Generation von Microsoft und Sony bringt, aber ich kann nur hoffen, dass sie es eleganter einbinden, als es hier der Fall ist.

Die fehlende Anbindung an einen Account machte den Wechsel von der Wii weg zur Wii U auch nicht gerade angenehmer. Die Kopiererei mit DS-Karten sollte es im Internet-Zeitalter nicht geben, aber zu dieser Fehlplanung der Wii wurde bereits über die Jahre so viel gesagt und geschrieben, dass es jetzt einfach nur der finale Akt dieses traurigen Kapitels darstellt. Oder so dachte man. Denn statt in Zukunft einfach die über die Jahre gekauften Retro-Titel den Nutzern, die das Geld schon zahlten, in der neuen Oberfläche der Wii U anzubieten (nachdem sie sie umständlich umkopierten) und ihnen damit einen kleinen zusätzlichen Grund für einen Wechsel zur neuen Hardware zu bieten, müssen jetzt für jedes Spiel noch einmal Euros bezahlt werden. Zwischen ein und zwei, für teilweise 20 Jahre Spiele, die bereits bezahlt wurden?

Ich weiß nicht genau, was hinter den Kulissen an Aufwand betrieben werden muss, um diese Emulation auf der Wii U zu ermöglichen

Ist es euch noch einmal 2 Euro wert? Natürlich ist es das ... man ist halt ein Opfer seiner Leidenschaften. Nintendo weiß das.

Ich weiß nicht genau, was hinter den Kulissen an Aufwand betrieben werden muss, um diese Emulation auf der Wii U zu ermöglichen. Ausgehend von dem ersten NES-Titel Balloon Fight wurde gute Arbeit geleistet, die alten Pixel wurden farbkräftig und, scharf und plastisch umgesetzt. Jetzt sieht es so gut aus, wie ein Gratis-Emulator, der auf dem an den gleichen TV angeschlossenen PC läuft. Das ist das Ergebnis, das man eigentlich vom Start der Konsole weg erwartet hätte.

Das ist also keine Meisterleistung, aber natürlich ein deutlicher Sprung zu dem verwaschenen Wii-Bild. Ob jetzt wirklich eine echte Überarbeitung für das individuelle Spiel vorliegt, oder die Emulation einfach den neuen Ausgängen angepasst wurde, lässt sich schwer sagen, das werden dann spätere Spiele zeigen, wenn es mehr Vergleichsmöglichkeiten gibt. Sollte jedoch Letzteres der Fall sein, wird man sicher noch einmal über den geforderten Aufpreis für bereits gekaufte Spiele von ein bis zwei Euro sprechen müssen, der gerade treuen Virtual-Console-Käufern mit einer größeren Sammlung derzeit schwer im Magen liegen muss. Da kommen schnell Summen zusammen. Habt ihr über die Jahre 50 Spiele geholt, dafür zwischen 250 und 500 Euro ausgegeben, dann sollt ihr jetzt noch mal 50 bis 100 oben drauflegen ... Seid ihr glücklich darüber?

So oder so, das erste Spiel, Balloon Fight, kostet im Augenblick nur 30 Cent und das ist ein Preis, wo ihr es zum 30-jährigen NES-Jubiläum auf jeden Fall mitnehmen solltet. Es ist ein kleines nettes, früh-physik-basiertes Spielchen, in dem ihr per Tastendruck ein mit ordentlich Trägheit ausgestattetes Kind an einem Ballon lenkt. Mit diesem müsst ihr andere Ballons von oben erwischen und aufpassen, dass euch nicht das gleiche passiert. Alle paar Level gibt es eine Bonus-Runde und sogar einen Zwei-Spieler-Modus, dazu noch einen Extra-Modus, in dem ihr einfach sehen müsst, wie weit ihr durch einen Hindernis-Parcours kommt. Wem das bekannt vorkommt, der denkt wahrscheinlich gerade an Balloon Trip Breeze aus Nintendo Land. Es ist mehr oder weniger das gleiche Spiel, nur in bunter. Rein ästhetisch würde ich der minimalistischen NES-Variante den Vorzug geben, aber das ist eine Geschmackssache.

Balloon Fight, kostet im Augenblick nur 30 Cent und das ist ein Preis, wo ihr es zum 30-jährigen NES-Jubiläum auf jeden Fall mitnehmen solltet.

Ballon Fight gehört noch zu den klassischen 1-Screen-Spielen.

Balloon Fight ist kein Spiel, das ich als Kind für den Vollpreis wollte, dafür bietet es auf Dauer zu wenig. Für die normalen 5 Euro würde ich immer noch mehr als zwei Mal darüber nachdenken, vor allem, wenn ein Nintendo Land in meiner Sammlung liegt, aber für 30 Cent ... holt es euch, als witziges, kleines Fenster in die Vergangenheit ist es das allemal wert und Spaß macht der Geschicklichkeitstest ja auch für ein paar Runden.

Rein technisch ist der erste Ausblick auf die "neue" Virtual Console das, was man erwartete, inklusive der zu Recht ungeliebten Beschränkung auf 50 Hz. Die Anpassung der Emulation in diesem einen, ersten Falle läuft sauber und fehlerfrei, die Farben und Pixel enttäuschen nicht. Nur ist halt noch nicht zu sehen, dass der kommende Extra-Preis für alte Kunden zu rechtfertigen ist. Ich bin sehr skeptisch, was das angeht.

Skepsis ist auch sonst angebracht, schaut man sich die weitere Ankündigung für den Wii U Virtual Console Support an. NES, klar. Super Nintendo, ja, das ist auch ... nun, super. Gameboy Advance kommt neu dazu. Cool. Keine weitere Konsole wird genannt, keine der anderen, die bereits im Lineup der alten Virtual Console sind und auch fröhlich gekauft wurden, auch nur erwähnt? Oh. Aber nicht überinterpretieren, abwarten. Wenig Spielraum bleibt jedoch bei dem Satz, dass eine "Auswahl von Titeln" zum eigentlichen Start der Virtual Console auf der Wii U verfügbar sein wird. Das klingt jetzt nicht nach einem mutigen Durchstarten mit neuen Titeln, sondern nach einem Pflicht-Debüt, das man irgendwie hinter sich bringen will.

Dabei wird es langsam Zeit, einen weiteren Gang nach dem zugegebenermaßen ganz ordentlichen Start der Wii U hochzuschalten. Wenn schon nicht die großen Titel gleich Schlag auf Schlag kommen, dann hätte zumindest eine vollständige oder eigentlich sogar erweiterte Virtual Console ein Leichtes sein sollen, um zumindest die Retro-Fans bei Laune zu halten. Bei Nintendo scheint es grundsätzlich nach der kürzlichen Ansage Satoru Iwatas die Einsicht zu geben, dass nicht alles glatt lief. Was daraus für besagte große Titel und auch für die Virtual Console folgt, werden wir dann in den nächsten Monaten sehen.

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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