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Womit Sony wohl den Massenmarkt und die Generation gewonnen hätte

Der finale Sprint über die Ziellinie in Form von Pro und Slim.

Dass die PS4 diese Generation die Xbox One ganz leicht überholt hatte, dürfte sich herumgesprochen haben. Es war noch nicht ganz das Verhältnis, das damals zwischen der ersten Xbox und der PS2 bestand. Aber das kann man ja nachholen. Zum Beispiel jetzt. Mit der Ankündigung von Slim und Pro inklusive des VR-Gadgets hat Sony eine Killer-Kombo in den Regalen der Saturn/Medimax/Media-Märkte herumstehen, an denen die Leute nur dann nicht vorbeikommen, wenn ihnen zu viele unverkaufte Xboxen im Weg stehen.

Ich sage das in aller Nüchternheit und als alter Xbox-Controller-Liebhaber und durchaus Schätzender der restlichen Hardware, mit der die fast grundsätzlich überlegenen MS-Controller verbunden sind. Man muss auch kein Sony-Fanboy sein, um die Realität zu zeigen: Es gibt eine Konsole, die 300 Euro kostet und in dieser Revision auf einem höheren Level als das Konkurrenzgerät liegt, das aktuell 250 bis 300 kostet. Die alte PS4 dürfte zu Weihnachten zu Kleinstpreisen abverkauft werden, lasst es 200 bis 250 sein. Dazu unterstützt sie noch das Gadget der Stunde, VR, was die andere nicht tut. Der informierte Gamer mag über VR denken, was er will, für den durchschnittlichen Elektronik-Markt-Schlenderer ist es das Ding, das halt letztes Jahr noch nicht da war und deshalb spannender ist als alles andere. Zumal Sony wohl in der Lage sein wird, Anspielstationen zu bieten, etwas Essenzielles, das weder Oculus noch HTC bisher auf die Reihe bekamen. Selbst wenn jemand nicht gleich ein Sony VR-Set kaufen will, dann hat er damit doch einen Grund, sich für das Gerät zu entscheiden, das nicht nur günstiger ist, sondern auch noch VR unterstützt, wenn der Kunde sich dann doch dazu durchringt.

Aber Martin, Microsoft bringt doch die Scorpio! Ja, 2017. Selbst wenn wir vom Frühjahr reden sollten, sind im zu erwartenden Weihnachts-Rush auf Slim und Pro schon viele, viele PlayStations mehr verkauft und viele, viele Spiele dazu. Wer die alle hat und vielleicht sogar ein VR-Set, selbst wenn er es nach dem Kauf nicht nutzen sollte - solche Gadgets gibt es ja immer wieder -, wird sich durch ein mögliches Drittel mehr Leistung der Scorpio und die damit verbundenen Extra-Polygone wohl kaum zu einem Wechsel animieren lassen. Dagegen könnten 200 bis 300 Euro für die PS4, entweder "alt" und billig oder etwas teurer und Slim, und die Aussicht auf das mit Sicherheit auf längere Zeit günstigste VR-Set sogar den einen oder anderen Xbox-Eigner zu einer Zweitkonsole bewegen. Dazu kommt, dass es die schicke Xbox S größtenteils nur auf dem Papier oder zu Mondpreisen gibt. Ich würde Geld darauf setzen, dass das nicht an einer die PlayStation ausstechenden Nachfrage liegt, sondern wie schon beim Elite-Controller zu geringen Produktionsmengen. Fast so als hätte man in Redmond gar kein Vertrauen mehr in die eigenen Produkte.

Sonys Sieg in dieser Generation könnte am Ende auch wichtiger sein als er es in jeder Generation zuvor der Fall gewesen sein könnte. Nicht umsonst wird oft von der letzten Generation der klassischen Konsolen gesprochen. Die Technik nähert sich immer mehr dem PC an, Streaming wird immer mehr in den Vordergrund rücken und der Name, den die Leute hier und jetzt mit Gaming am TV verbinden, wird der sein, den später zumindest für eine Weile die großen Dienste tragen werden. PlayStation wird dann nicht mehr für ein Gerät stehen. Es wird für Spielen schlechthin synonym sein, mehr noch als es das jetzt der Fall ist.

Ich bedaure das nicht, weil Sony schlechte Geräte, Spiele oder Services anböte. Genau das Gegenteil ist der Fall, sonst wären sie ja nicht so erfolgreich - auch wenn die bei den Services gerne noch mehr üben dürfen. Ich schätze nur Konkurrenz, direkte Konkurrenz am Markt. Nintendo wählt einen ganz eigenen - meiner Ansicht nach brillanten - Ausweg aus dieser schon geschlagenen Schlacht. Microsoft hat den Start trotz solider Hardware und guter Spiele verpasst und mit den neuen Angeboten, die Sony den Spielern macht, wird es kaum möglich sein, auch nur diesen schon nicht so goldigen Stand zu wahren. Was wohl auch der Grund für die frische Betriebsamkeit am PC-Gaming-Markt sein dürfte. Es gab immer mindestens zwei Konsolenanbieter, die im Wettstreit waren und alles taten, um sich gegenseitig zu übertrumpfen. Es hat nie der mit der schnellsten Technik gewonnen. Sorry, Scorpio.

Also ja, ich glaube, dass wir nächstes Jahr nur noch einen echten Wettbewerber am Markt haben, schlicht, weil das Gaming-Geschäft für Microsoft nicht wichtig genug ist, um alles auf Sieg setzen zu müssen. Ich hoffe wirklich nicht, dass sie sich aus dem Rennen verabschieden, sollte sich das Verhältnis Sony- zu MS-Konsolen auf 15:1 verschieben. Aber genau das könnte diesen Winter geschehen und dann in Redmond jemand weit oben fragen, ob all die Millionen nicht in anderen Produkten besser investiert wären. Vielleicht darin, gute Controller für Sony-Geräte zu bauen.

Aber selbst, wenn das nicht der Fall ist und die Xbox mit all ihren schönen, kommenden Spielen weiter gegen einen immer höheren Widerstand gepusht wird: Mit der Präsentation heute ging diese Generation an Sony. Und wenn es wirklich die letzte Runde gewesen sein sollte... Hätten wir dann wirklich einen finalen Gewinner am Ende von fast vier Dekaden der Console-Warz?

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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