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World of Warplanes - Beta-Test

Wargaming.net schickt euch auf ein neues Schlachtfeld. Und denkt bloß nicht, dass es ein simpler Arcade-Baller-Ausflug wird.

Um meiner Pilotenkarriere stilecht neuen Schwung zu verleihen, musste ich erst einmal in den Keller. Mein treuer Sidewinder Precision Pro Joystick lag seit ein paar Monaten dort unten in einer Kiste herum, verdrängt von Tastatur, Maus und Gamepad. Doch für die geschlossene Beta von World of Warplanes genügten mir die üblichen Eingabegeräte nicht. Keine Sorge: Man kann die Flugzeuge auch prima mit Tastatur und Maus oder dem Pad steuern. In diesem Punkt ist das Kampfflugzeug-MMO genauso zugänglich wie sein großer Bruder World of Tanks. Aber ohne Joystick fühlte sich das virtuelle Cockpit für mich einfach unvollständig an. Als würde man die Tour de France mit Stützrädern fahren.

Erstmal ein paar Fakten und Zahlen auf den Tisch. In World of Warplanes (abgekürzt WoWP, um keine Verwechslungen mit Blizzards MMO zu riskieren) seid ihr mit Propellermaschinen und später auch mit Düsenflugzeugen unterwegs - von den Doppeldeckern des Zweiten Weltkriegs bis zu den Jets, die in Vietnam zum Einsatz kamen, sind etliche reale Vorbilder im Spiel. Es gibt aktuell drei Nationen mit jeweils 19 Flugzeugen. Ob ihr euch für Russen, Deutsche oder die USA entscheidet, ist im Prinzip relativ wurscht - während der Luftkämpfe werdet ihr unabhängig von eurer Nationalität einem Team zugeteilt. Russische Flieger sollen beim Tiefflug etwas beweglicher sein, dafür wird in ihnen oft Holz verbaut und sie gelten als anfälliger für Brände. Deutsche Flugzeuge sind Allrounder, zudem gibt es viele Prototypen. Die Amerikaner haben dafür die widerstandsfähigsten Flieger, die auch in großen Höhen nicht schlappmachen.

Dieser Kollege hat ein paar Treffer einstecken müssen und ist entsprechend Flügellahm unterwegs

In der aktuellen Version war es noch nicht möglich, die verschiedenen Module der Maschinen zu erforschen oder zu wechseln. Später soll man durch Verbesserungen der Struktur mehr Schaden einstecken können und eine höhere Geschwindigkeit erzielen, während der Motor vor allem die Wendigkeit erhöht und die Bewaffnung entsprechend den Schaden - jedoch zulasten von Geschwindigkeit und Manövrierbarkeit. Diverse Munitionstypen sind ebenfalls geplant.

Es wird zwischen vier Flugzeugklassen unterschieden. Am häufigsten sind Jagdflugzeuge unterwegs - die sind ideal für Luftkämpfe. Schwere Zerstörer sind nicht ganz so wendig, haben aber mehr Feuerkraft und eine größere Reichweite als Jäger und zudem einen Heckschützen, der automatisch Feinde aufs Korn nimmt. In eine ähnliche Kategorie fallen Schlachtflugzeuge, die noch schwerer bewaffnet und gepanzert sind, sich jedoch fliegen wie eine Tonne Ziegelsteine. Trägerflugzeuge können Raketen benutzen und Bomben abwerfen, was sie perfekt zur Zerstörung von Bodenzielen macht.

Solche Verfolgungsjagden dicht über dem Boden treiben das Adrenalin bis in die Haarspitzen

Das ist nämlich eine eurer Aufgaben während des bisher einzigen Spielmodus "Luftüberlegenheit". Die erste und einfachste Siegbedingung in einem solchen Match wäre die Zerstörung aller gegnerischen Flugzeuge (15 Spieler pro Seite). Alternativ jagt man Bodenziele hoch und verdient Siegpunkte, die eine Überlegenheitsleiste füllen. Wer diese zuerst vollkriegt, gewinnt das Match. Es gibt auch einen Einzelspieler-Modus gegen Bots, ein Tutorial (ihr dürft mal wieder durch Ringe fliegen) und Team-Training für Scharmützel unter Freunden. Doch im Grunde klickt man, wie in World of Tanks, in 90 Prozent der Fälle einfach nur auf den Gefechts-Button und startet die nächste Runde. Und die Nächste. Und die Nächste. Und nur noch eine. Und nur... Naja, ihr versteht, worauf ich hinaus will. Über das Matchmaking lässt sich zu einem derart frühen Zeitpunkt noch nicht viel sagen, ich hatte aber den Eindruck, dass die beiden Teams relativ fair nach ihrer Flugzeugklasse aufgeteilt wurden und das System zuverlässig funktionierte.

Bodenziele und Wasserfahrzeuge auszuschalten bringt Geld, Erfahrung und eurem Team zusätzliche Siegpunkte

Die Landschaftsgrafik ist in der aktuellen Fassung der Beta nicht übermäßig detailliert, aber trotzdem sehr ansehnlich. Die Texturen sind soweit ok und schauen naturgegeben aus großen Höhen am Besten aus. Während meiner Ausflüge (buchstäblich) war ich auf drei Karten unterwegs. Einem Hafen umgeben von grünen Hügeln und Bergen, einem Insel-Archipel im Pazifik und über der Wüste "El Halluf".

Ähnlich wie in World of Tanks sind es jedoch erst die aufwendigen Modelle, die die Herzen der Fans höher schlagen lassen. Und bei diesem Punkt darf ich eine Neuerung vermelden: Zum ersten Mal in der Geschichte von Wargaming.net sehe ich tatsächlich einen Piloten in der Kanzel. Die Panzer fahren ja sonst ohne sichtbare Besatzung an die Front. Ob der tollkühne Mann in seiner fliegenden Kiste genauso im Level steigen wird, wie seine Kollegen im Panzer, kann ich jedoch noch nicht sagen. Jedenfalls fehlte ein solches System während meines Betatests. Übrigens dürft ihr wahlweise aus der Verfolger-Perspektive oder in Ego-Sicht fliegen und die Kamera frei drehen. Eine weitere Egoperspektive inklusive Cockpit-Instrumenten gibt es derzeit nicht.

Vor dem Match kann man sich wie in World of Tanks in aller Ruhe umsehen.

Richtig schick wird das Luftspektakel, sobald man unter Beschuss gerät. Das Schadens- und Waffenmodell zeigt eine Menge und man sieht auch ohne Lebensbalken und Richtungszeiger genau, wie stark ein Feind beschädigt ist oder von welcher Seite einem grad die Geschosse um die Ohren zischen. Wurde mein Flügel von Kugeln durchsiebt, hinterlässt das Teller-große Löcher in der Tragfläche ("Heb niemals ab vom Acker, ohne deinen Tacker." Fans von "Hot Shots!" wissen das). Wurde mein Motor getroffen, ziehe ich einen schwarzen Rauchstreifen hinter mir her. Brennt es irgendwo, hilft manchmal ein kurzes Drehmanöver, um die Flammen auszupusten. Kugeln flirren mit sichtbarer weißer Spur durch die Luft; Bomben klinken realistisch unter dem Flügel eines Trägerflugzeugs aus und fallen auf das bedauernswerte Ziel; bin ich zu stark getroffen oder patze beim Sturzflug, rammt sich meine Maschine ungespitzt in den Boden, explodiert, und ich darf den Rest des Matches als Zuschauer verfolgen.

Das Flugverhalten der unterschiedlichen Maschinen wurde überraschend präzise umgesetzt. Die Engine verzeiht natürlich eine Menge - schließlich soll das Ganze ja auch ohne Pilotenschein Spaß machen - aber einige Faktoren werden durchaus simuliert und verleihen dem Spiel eine erfreuliche Prise Authentizität. Ältere Propellermaschinen wackeln zum Beispiel ständig um ein paar Grad nach links und rechts, sodass ihr sie stets mit Gegenbewegungen zur Ruhe bringen müsst. Auch schnellere Düsenflugzeuge werden zickig, sobald ihr den Motor in den roten Bereich treibt. Geradeaus zu schießen wird da zur Kunst.

Zwei gegen einen: Im Dogfight hat der feindliche Jäger nichts zu lachen, obwohl einer der Angreifer stark beschädigt ist

Die simulierte Aerodynamik lässt einige interessante Manöver zu. So konnte ich einen lästigen Verfolger abschütteln, indem ich steil nach oben zog und meinen Motor drosselte, bis der Luftstrom unter meinen Flügeln abbrach und meine Maschine rückwärts trudelnd nach unten stürzte - vorbei an meinem verdutzten Gegner. Mit wilden Ruderbewegungen am Stick brachte ich meine Maschine dann wieder unter Kontrolle, gab Vollgas und zog Millimeter vor dem Aufprall die Nase nach oben. Wahnsinn! Da kann sich auch ein abgebrühter Spiele-Redakteur ein Adrenalin-bedingtes "Woooooaaaaah!" nicht verkneifen.

In der Zwischenzeit waren meine Kollegen zur Stelle und holten den Störenfried vom Himmel. Dummerweise war mir jetzt ein anderer Jäger auf den Fersen. Zum Glück war die befreundete Basis mit ihren automatischen Luft-Abwehr-Geschützen in der Nähe. Ich setzte Kurs auf den Stützpunkt und hatte Glück: Der Kollege unterschätzte die Bots und war derart auf seine Verfolgung fixiert, dass er Sekunden später brennend gen Erdboden trudelte. Die Runde ging an mein Team. Merke: Es geht nichts über ein paar Tricks im Ärmel, ein gutes Team und strategisches Denken. Das gilt auch für Kampfpiloten.

World of Warplanes - Trailer

Obwohl World of Warplanes noch lange nicht fertig ist, war mein erster Eindruck von der geschlossenen Beta hervorragend. Klar ist die Server-Performance noch nicht auf dem Stand einer Release-Fassung und viele Features fehlen noch, aber das Kern-Gameplay steht wie eine Eins. Die Luftkämpfe sind schnell, unkompliziert und es kommt immer wieder zu diesen großartigen Momenten, die mich schon bei World of Tanks gefesselt haben. Mit den richtigen Gegnern auf der anderen Seite können sich minutenlange Zweikämpfe entwickeln und nicht selten endet ein solcher Tanz mit einem kümmerlichen Prozent Panzerung an einer schrottreifen Kiste, die sich nur noch mit Flüchen und schierer Willenskraft in der Luft halten lässt. Ich bin sehr gespannt, wie sich der Titel noch im Laufe der Beta entwickelt. Solltet ihr einen Joystick im Keller oder sonstwo gebunkert haben, würde ich an eurer Stelle schon mal ein Plätzchen auf dem Schreibtisch für ihn reservieren.

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Frank Erik Walter

Freier Redakteur

Tagsüber arbeitet Frank als freier Journalist. Nachts jagt er seit 2010 flüchtige MMOs für Eurogamer.de und die MMO PRO. Skittles und Tetris sind sein Kryptonit.

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