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XBLA: Sonic the Hedgehog

Voll auf Speed

Schnell, schneller, Sonic – wie in der guten, alten Zeit. 1991 erblickte der merkwürdigerweise blau gefärbte Igel das Licht der Videospielwelt und sollte in den folgenden Jahren nicht nur zu einem Vorzeigebeispiel des Jump & Run-Genres avancieren, sondern durch seine enorme Popularität auch den Sprung auf andere Medien – wie zum Beispiel das Fernsehen – vollziehen. Infolgedessen dürfte Sonic heute jedem Videospieler zumindest ansatzweise ein Begriff sein. Bei wem das nicht zutrifft, der möge sich intensivst schämen und anschließend sein Hobby an den Nagel hängen. Oder aber sich dem im Xbox Live Arcade-Store verfügbaren Klassiker Sonic the Hedgehog widmen, den wir als Einstimmung auf unseren Sonic the Hedgehog 2-Test am morgigen Tage nutzen.

Okay, ich will nicht übertreiben: Das einstmals auf dem SEGA Mega Drive erschienene erste Abenteuer des überaus coolen Turbo-Igels entspricht dem heutigen Videospiel-Standard so gut wie überhaupt nicht mehr. Vielmehr erhält man als Spieler einen beispiellos klaren Blick auf die Grundsteine des Jump & Runs. Außer Rennen und Springen gibt es in Sonic the Hedgehog nämlich nichts zu tun.

Man nimmt den Controller in die Hand und weiß haargenau, was man machen muss – eben weil nichts Unbekanntes existiert, das man vielleicht verstehen müsste. Und genau das macht diese alten Sonic-Spiele (ebenso wie jeden anderen Klassiker) so unglaublich faszinierend, kann aber unter Umständen auch dazu beitragen, die Videospieljünger von heute, welche lediglich die komplexen Standards des 21. Jahrhunderts gewohnt sind, mehr oder weniger abzuschrecken.

Feinde schaltet Sonic per Kreissägen-Salto aus.

Denn: Es gibt keine Oberwelt oder Levelkarte, keine zu kollektierenden Gegenstände (die Sonic-typischen Ringe mal außen vor gelassen), keine Sekundär-Charaktere, keine Story, gar nix. Nur Euch, die Ihr in der Gestalt des umherwirbelnden, blauen Igels mit einem Affenzahn durch die für damalige Verhältnisse wunderhübschen 2D-Levels braust. Die folgenden Zeilen will ich nutzen, um die optische Brillanz des Titels nachträglich zu huldigen. Lebendige Hintergründe, prachtvolle Sprites, hammerhartes Spieltempo, abwechslungsreiche Locations – SEGA ließ anno '91, ganz banal ausgedrückt, die Hose runter. Selbst einige teilweise Jahre später erschienene Super Nintendo-Klassiker konnten da nicht mithalten.

Parallel zur hoch angesiedelten technischen Präsentation gesellt sich der Schwierigkeitsgrad, welcher bereits in der zweiten Welt ungeniert auf die Tube drückt. Die teilweise völlig unvorhersehbar aus dem Boden sprießenden Stacheln oder die bockschweren „Plattform-über-der-Lava“-Sprungpassagen sind für sich betrachtet schon schweißtreibender als sämtliche Levels so manch „moderner“ Spiele zusammen. Auch, oder vielmehr insbesondere heute werden einige Zocker mit Sonic the Hedgehog an ihre Grenzen stoßen.

Bei einem Treffer verliert Sonic alle gesammelten Ringe.

Betrachtet man zudem die komplette Serie und insbesondere die damit einhergehende physische Entwicklung Sonics etwas näher, erkennt man eine gewisse gesundheitlich wertvolle Botschaft, die sich primär an beinharte Fast-Food-Konsumenten richtet. Wenn Ihr zum Beispiel das äußere Erscheinungsbild des Protagonisten vergleicht, dann werdet Ihr feststellen, dass sich die ursprünglich eher knuffig-kugelrunde Gestalt im – Achtung, Wortspiel – „Laufe“ der Zeit drastisch verändert hat. Sonic ist nun groß, schlank und sieht noch eine Ecke cooler aus als früher. Vom einstigen Bauchspeck fehlt jede Spur. Erstaunlich, was so ein paar Jährchen intensiven Bewegens alles ausmachen können. In diesem Sinne: Mein persönliches Kompliment an Sonic, der den Spieler im Gegensatz zur übergewichtigen Klempner-Konkurrenz auf clever-subtile Art und Weise zur gesundheitsfördernden Fitness motiviert.

Mehr als fünfzehn Jahre sind nun vergangen. Trotzdem macht es mir ungemein viel Spaß, über die saftig grünen Wiesen, entlang der schmutzigen Lagerplätze und durch die mit Lavabädern gespickten Höhlen des einstigen Mega Drive-Titels zu rasen. Sonic the Hedgehog ist schlicht und einfach ein brillanter Klassiker, der mit technischer Finesse und spielerischem Tiefgang ein fortwährend erfolgreiches Franchise begründete. Dies täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass es sich aus heutiger Sicht „nur“ um ein Retro-Spiel handelt, welches schon von dutzenden Nachfolgern, wie dem zuletzt auf dem DS erschienenen Sonic Rush Adventure, übertrumpft wurde.

Auf XBLA machen Nostalgiker und Sonic-Fans eine Zeitreise zurück ins Jahr 1991.

6 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor

Felix Kothe

Contributor

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