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Spec Ops: The Line - Vorschau

Die Linie in Zeiten des Sturms

Aber das ist nichts im Vergleich zur Zerstörung, die hinter der Fassade wütete. Es sind nur Eindrücke, die ihr immer wieder bekommt, das Gesamtbild lässt noch auf sich warten. Warum gibt es so viele Überlebende, von denen draußen keiner etwas wissen will - oder sogar weiß? Was passierte mit dem 33. Bataillon, das als Retter kam und bei dem ihr jetzt nicht wisst, warum sie schießen, was sie taten, was sie glauben zu verteidigen und wen ihr eigentlich angreift. Was als recht normale Erkundungsmission begann, dreht sich in einen ungewissen Albtraum, der mehr als einmal fragt, wer ihr seid und wie ihr eigentlich mit euch leben könnt. Nach all dem, was ihr hier getan habt.

Und ja, ihr werdet an einigen Stellen geprüft, in Situationen, in denen ihr über Leben und Tod entscheiden sollt und die dann nicht nur Auswirkungen auf das Ende der längst verirrten Mission haben, sondern euch auch selbst beschäftigen sollen. Ein Shooter, der Fragen stellen möchte, ist immer ein gefährliches Pflaster und es gibt mit den drei Soldaten eures Teams ein großes Asset, das The Line helfen könnte, das Ganze nicht in die Bedeutungslosigkeit oder gar Peinlichkeit abdriften zu lassen.

Die Persönlichkeiten der Drei unterscheiden sich deutlich, die Dialoge sind gut geschrieben und die Sprecher geben sich im englischen Mühe, die Gratwanderung zwischen dem Horror, dem Wahnsinn und dem Willen, das Richtige zu tun - welche Unterschiede es da auch immer stellenweise geben mag -, passend umzusetzen. Schon nach kurzer Zeit sind einem die Drei nicht mehr egal. Über die Nemesis muss man sich keine Sorgen machen. Man arbeitet sich durch die kurze Reihe durch und schon bald beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zweier sehr ähnlicher und doch ungleicher Gegner. Wenn doch nur gute Action-Filme das umsetzen könnten, was sich hier schon in der bisherigen Anspielzeit andeutet, Hollywood wäre ein besserer Ort.

Geschichte ist nicht alles - oder nach Ansicht eines gewissen talentierten Regisseurs erstaunlich wenig -, das Spiel muss letztlich passen. Hier gibt sich The Line denkbar wenig Blöße. Das liegt sicher auch daran, dass es auf bekannte Formeln setzt. Das Konzept des Third-Person-Deckungs-Shooters wurde nun nicht gerade gestern erst entdeckt und mit genau so einem hat man es hier zu tun. Ganz konsequent. Ohne Deckung zerreißen euch die Kugeln in drei Sekunden, wenn ihr einfach versucht wild durch Feindfeuer zu sprinten. Stellungswechsel sind möglich, aber lange herumstehen geht gar nicht.

"Schon bald beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zweier sehr ähnlicher und doch ungleicher Gegner."

Also kauern und geschickt manövrieren - und hier hatte ich ein wenig zu kämpfen. Das erste Mal in meinem Baller-Leben vermisste ich den Move, mit dem man in Deckung um eine Ecke manövrieren kann. Stellt euch eine hüfthohe Mauer vor, die einen 90-Grad-Knick macht. Um diesen Knick zu nehmen, müsst ihr in The Line aus der Deckung, um die Ecke laufen und dann wieder zurück in die Deckung. In einem System, das sonst absolut tadellos funktionierte, in dem die Helden geschickt schon aus Distanz hinter die Balustraden rutschen, um die Zeit im Offenen zu minimieren und den Deckungswechsel zwischen zwei Positionen beherrschen, wirkt diese Bewegung seltsam holprig. Nun, Überarbeitungen finden noch statt.

Womit ich dagegen überhaupt kein Problem habe, ist das Waffenhandling. Jede einzelne der durch die Bank realen Waffen - das ist Ganz-Nah-Dran-SciFi, da gibt es keine Laserwaffen - fühlt sich richtig an. Die 9mm, die Schrot-Waffen, die verschiedenen leichten und schweren MGs, jede hat ein eigenes, charakteristisches und schon nach kurzer Zeit unterscheidbares Gefühl. Die Sounds spielen dabei eine große Rolle, wenn es auch eine ist, die man erst bei genauerem Hinhören entschlüsselt. Nicht nur abhängig von Örtlichkeiten wie großen Räumen oder engen Gängen schallen sie anders, vor allem der Sand und die Sandstürme geben den Waffen eine eigene Sprache. Ein Gefecht in einem dichten, heulenden Sandsturm ist eine ganz eigene, unheimliche Erfahrung, die hier wunderbar bedrückend eingefangen wurde.