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NASCAR 08

Voll in die Bande

Ein Hauch von Spannung liegt allerdings beim The Chase-Modus in der Luft, dessen Ziel der eigene Rennstall und das Bestreiten einer kompletten NASCAR Nextel-Cup-Saison inklusive der originalen Rennstrecken und authentisch gestalteten Boliden darstellt. Na immerhin! Auf dem Weg zum Chef des Rennstalls, der dann auch gerne mal an den Feineinstellungen der Boliden herumschrauben darf, um das perfekte Setup zu finden, liegen herausfordernde Aufgaben.

Beispielsweise erwirbt man neue Lizenzen und zieht lukrative Verträge an Land, mit denen neue Stock Cars freigeschaltet werden. Einfaches Gasgeben reicht für NASCAR-Piloten hier jedoch nicht aus, denn spezielle Herausforderungen und brenzlige Situationen gilt es zu meistern: Das Fahrerfeld donnert Runde für Runde durch das Oval von Indianapolis, die Sonne steht tief und nimmt einem fast die Sicht. Jetzt nur keinen Fehler machen und volle Konzentration zeigen. Plötzlich bricht wenige Meter weiter das Heck der Nummer 5 aus. Der Wagen gerät ins Schlingern, kracht nach rechts gegen die Bande, prallt zurück und schleudert quer über die Fahrbahn. Nur mit schnelle Reflexen lässt sich dem Crash entkommen. Dies ist neben den Slingshot-Events eine der wenigen spannenden Aufgaben.

Apropos Slingshots: Wieder ist volle Konzentration gefragt. Meter für Meter schiebt man den eigenen Boliden dem Heck des Kontrahenten entgegen – 900 PS heulen auf und röhren durch das Oval von Daytona. Langsam, aber sicher saugt sich der weiß-rote Racer im Windschatten näher heran. Jetzt heißt es im richtigen Moment ausscheren und vorbeiziehen. Nur das Steuer nicht verreißen – die sensible Handhabung verzeiht keinen Fehler. Das präzise Manöver gelingt bravurös, man ist fast ein bisschen Stolz.

Dichtes Auffahren ist im Straßenverkehr verboten, im Nextel-Cup zwingend notwendig.

Leider geben die weiteren Aufgaben nur wenig mehr her als simple Überholmanöver oder perfekt getimte Boxenstops. Abwechslung gibt es auf der Strecke zwar auch nicht, aber die Rennen werden schnell zur nervenaufreibenden Herausforderung. Das könnte an der Präzision liegen, mit der man Runde für Runde durch die Speedway-Stadien donnert. Stets die Ideallinie zu finden, den perfekten Ausgangspunkt für die nächste Kurve, und einen möglichst geschmeidigen Übergang auf die Gegengerade – das ist NASCAR 08. Für die einen langweilig, für die anderen Faszination pur. Runde für Runde wieder eine erstklassige Zeit in den Asphalt zu meißeln, ist allerdings schwieriger als am Start angenommen. Immerhin hängt einem das Fahrerfeld mit über 40 Teilnehmern unerbittlich im Nacken und setzt einen permanent unter Druck. Drängeln, schubsen, rempeln, stoßen. Auf den Speedways ist fast alles erlaubt und treibt nicht nur ungeduldige Piloten in den Wahnsinn.

Es ist schon herausfordernd genug, über größere Distanzen keinen einzigen Fahrfehler zu machen, der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen und die Führung zu behaupten. Wenn dann aber in der letzten Kurve, kurz vor dem Ziel, eine einzige Berührung einen spektakulären Abflug ins Kiesbett macht, möchte man förmlich ins Lenkrad beißen. So ein elender Mist, wieder 10 Runden weggeschmissen und nochmal von vorn anfangen.

Oft zieht sich das Feld in den ovalen Rondellen weit auseinander.

NASCAR '08 verzeiht leider keinen einzigen Fehler und bietet im Gegenzug viel zu wenig Action. Ich erwarte keine Formel 1-Saison, aber da die Serie doch von spektakulären Chrashs und rüden Rempeleien geprägt ist, wäre mehr Spannung wünschenswert. Gerangel sollte man wie erwähnt tunlichst vermeiden, es sei denn, man steht auf Wiederholungen schon bekannter Rennen. Staub aufwirbelnde Unfälle und aufeinander schepperndes Blech sind keine Seltenheit, allerdings entzieht die KI Euch sofort die Kontrolle über den NASCAR-Renner, während die Stewarts freudig mit der gelben Flagge winken. Nur die Entscheidung, ob man in die Boxengasse einbiegen möchte oder nicht, bleibt einem selbst überlassen und schafft minimalen taktischen Einschlag.

Ich bin nicht nur frustriert, ich bin auch bitterlich enttäuscht. Die Herausforderungen im Chase-Modus sind weitgehend monoton und unspektakulär und die komplette Saison wird lieblos präsentiert – zu keiner Sekunde kommt die Faszination der NASCAR-Serie zur Geltung. Weder auf der Strecke, noch zwischen den Rennen will richtig Stimmung oder Atmosphäre entflammen, zu sehr lässt die neue Ausgabe die Tugenden seiner Vorgänger hinter sich. Gepaart mit dem hohen Frust, der sich bei jedem Abflug aufstaut, bleibt kaum ein zwingender Kaufgrund. Vielmehr haben Multikonsoleros und Freunde realer Rennserien nur die Wahl zwischen Not und Elend: NASCAR '08 oder Formula One Championship Edition.

Seit dem 23. August fahren NASCAR-Fans zielstrebig im Kreis.

5 / 10

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