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Virtua Tennis 2009

Spiel, Satz, SEGA

Vor allem online, wo erstmals auch die von uns getestete PS3-Version geladen ist, blüht das actionreiche Sportspiel auf. Eine eigene Rangliste und im Wochenrhythmus neu ausgeschriebene Turniere im Einzel oder (gemischten) Doppel samt Trophäen und Medaillen sowie bislang angenehm latenzfreie Partien garantieren monate-, vermutlich sogar jahrelanges Interesse der Tennis-Heads an Becker, Edberg, Sharapova und Co.

Abgesehen von der Online-Komponente, den Balance-Tweaks und Spieltiefe-Sahnehäubchen muss man allerdings gestehen, dass gar nicht so viel passiert ist seit dem letzten Mal. Die grafische Verbesserung gegenüber dem Vorgänger entspricht dem eines durchschnittlichen Sportspiel-Updates, nur dass Sumo eigentlich doppelt soviel Zeit hatte.

Klar, sieht es gerade in der Draufsicht - die trotz der zwei neuen Schulterperspektiven erste Wahl bleibt - immer noch sehr schick aus, und die neuen Wolkenschatten sorgen für zusätzliche Authentizität. Aber den etwas steifen Laufanimationen (vor allem seitwärts), die gegenüber dem exzellent bewegten Rest etwas abfallen, den Gesichtern, die eher nach Marzipan-Replik als nach dem Original aussehen, und den nicht nur geklonten, sondern anscheinend auch gespiegelten Balljungen hätte die Grafik-Abteilung ruhig auch etwas Aufmerksamkeit schenken dürfen.

Auch wenn es hier nicht danach aussieht: Lobs funktionieren besser als im Vorgänger.

Gleiches gilt für die Karriere, bei der einem trotz zwölf gelungener Minispiele, die die drei Attribute Grundschläge, Beinarbeit & Technik und Serve & Volley schulen und dadurch neue Spielstile freischalten, wirklich die Füße einschlafen. Zumindest bis man die Profi-Ränge erklommen hat. Bis dahin wirft einem das Spiel in ungezählten Turnieren noch ungezählteres Fallobst aus dem Zufallsgenerator vor den Schläger, das man in den standardmäßigen Zwei-Punkt-Sätzen regelmäßig 40:0, 40:0 nach Hause schickt. Selbst im Finale noch.

Bis sich überhaupt mal einer wehrt, vergehen Stunden ewig gleicher Turniere, die einem fast den Glauben an's Spiel nehmen. Fast wohlgemerkt, denn ist man einmal Profi, ist das Drumherum zwar immer noch etwas zu trocken präsentiert, aber dann macht es immerhin richtig Spaß. Wirklich toll ist, dass man seinen komfortabel editierten Spieler samt der im Laufe der Trainingsmodi freigespielten Spiel-Stile, wie etwa "Starke Vorhand", "Starke Rückhand", "Sandplatz-Experte" oder "Offensiver Volley", auch einfach aus dem Karrierebildschirm in besagten Online-Modus mitnehmen darf.

Ein Bug sorgte allerdings dafür, dass uns nach unserer Rückkehr aus dem Netz in den Einzelspielermodus urplötzlich ein Fremder anstarrte und sich als unser Schützling ausgab. Dieses hohe Gestapel konnte aber problemlos behoben werden, indem man kurz ins Hauptmenü wechselte.

Man weiß, wer gemeint ist. Gern hinsehen tut man trotzdem nicht.

Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann wären auch die Aufschläge noch etwas effizienter. Asse gibt es kaum und weil sich die Spieler exzellent recken können und viele Bälle noch erreichen, ist es kein ganz so großer Vorteil, Aufschlag zu haben. Die Folge: Es gibt überdurchschnittlich viele Breaks. Was weniger in die Kategorie "persönliches Empfinden" fällt, sind die praktisch nicht existenten Stoppbälle. Man kann versuchen, mittels Slice und "Steuerkreuz unten" einen rückwärtsdrehenden Ball in die vordere Feldhälfte zu spielen, die kommen dann aber meistens zu langsam, zu lang und nicht abrupt genug, um den Gegner in Bedrängnis zu bringen.

Durch die hohe Dynamik und das Spiel um die Initiative fällt das irgendwann aber nicht mehr ins Gewicht. Es ist einfach die Art, wie Virtua Tennis tickt. Es zelebriert den langen, harten Ballwechsel wie kein anderes Tennisspiel vor ihm. Das Ebben und Branden des gelben Filzes treibt den Puls in die Höhe, weil es ein einziger, einnehmender Bluff ist. Ein Bluff, der einem den Schweiß auf die Stirn treibt und dessen unbequemer Griff um die Nackenmuskulatur sich immer dann löst, wenn man weiß, dass man richtig steht, um seinen Schlag voll aufzuladen.

So wird auch Virtua Tennis 2009 wieder für mindestens zwei Jahre reichen. Und bitte nicht falsch verstehen, aber sofern SEGA nicht plant, dem Spiel in den kommenden 12 Monaten eine komplett neue und brandaktuelle Grafikengine angedeihen zu lassen oder sonst noch irgendwelche bahnbrechenden Features in Petto hat, behaupte ich einfach mal: Wir brauchen eigentlich kein Virtua Tennis 2010.

Straft mich Lügen.

Virtua Tennis 2009 erscheint am 29. Mai.

8 / 10

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