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J! - Afrika

Stealth Safari

Dass dieses Heranpirschen wirklich reizvoll bleibt, liegt an den wichtigsten Akteuren. Ich persönlich kenne mich leider kaum jenseits alter Sielmann-Kindheitserinnerungen mit dem Verhalten der Tiere der Wildnis aus. Es mag sein, dass ein Experte sich angesichts der Reaktionen der Tiere untereinander und unserem Fotografenteam gegenüber entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde. Ok, eigentlich ist eine solche Reaktion sogar wahrscheinlich, schließlich bleibt die Nahrungskette auch am Wasserloch nur sehr zart angedeutet. Kein Blutmassaker, keine Löwen-Feeding-Frenzy, keine Zerfleischungsaction, Ihr müsst Euch mit dem Sprung des Leoparden auf die Gazelle begnügen, seinen Appetit bekommt Ihr nicht zu sehen.

Von solchen Aussparungen abgesehen, wirken auf einen Ahnungslosen wie mich die Reaktionen der Tiere durchaus überzeugend. Offenbar verbrachte man bei Sony viel Zeit damit, Bewegungen zu studieren. Und alle Viecher stolzieren und rennen mit der ihnen typischen Art, die man zumindest bei den bekannteren Vertretern – Zebras, Elefanten, Löwen oder Giraffen – gut aus Film und Fernsehen kennt.

Die Verhaltensweisen dem Spieler gegenüber ähneln sich bei allen Tieren aber doch sehr. Ihr pirscht Euch an, das Tier wird ab einem gewissen Punkt auf Euch aufmerksam und guckt herüber. Egal welcher Gattung es jetzt angehört. Stillstehen, das Interesse lässt nach, näher heranrutschen und so immer weiter, bis Ihr die ideale Aufnahme landet. Oder Ihr es verpatzt und das Objekt der Begierde zieht flugs von Dannen.

Jetzt langsam, sonst ziert das nächste Cover wieder „Giraffe von hinten“.

Es ist eine eigene Art von Stealth-Game und es fühlt sich nicht weniger befriedigend an, als ein Messer aus der Dunkelheit zwischen irgendwelche Rippen zu schieben. Nur hält dieser Reiz für sich allein nicht ewig. Es wird zwar schwieriger, das richtige Motiv in den Sucher zu bekommen, am Grundablauf ändert sich aber über die ganze Spielstrecke nichts. Anschleichen, warten, vorrutschen, knipsen. Scheinbar schleicht sich selbst in so aufregende Berufe wie Profifotograf eine gewisse Routine ein, der man auf Dauer nicht entgeht.

Profis des Foto-Stalkings widmen sich dem Big Game Mode, in dem ausschließlich größere Tiere in schneller Aktion Euer Ziel sind. Es gilt, schnell zu zielen und genau im richtigen Moment den Auslöser zu drücken. Ihr spürt durchaus einen Hauch des Reizes der Aktion des echten Fotografenjobs und dank Onlineanbindung könnt Ihr Eure echten Prestige-Schüsse für die Welt zugänglich machen. Der Speicherplatz, den die Bilder auf der Festplatte einnehmen, fällt dabei kaum ins Gewicht. Der Platz, den Afrika sich dagegen für einen Spielstand gönnt, umso mehr. Stolze 350 MB schreibt das Spiel voll und braucht dafür mitunter auch bis zu geschlagene 3 oder 4 Minuten.

J! - Allgemeine Hinweise zu Afrika

Wie schon bei Demon's Souls (und auch bei Aquanauts Holiday, das in Bälde folgt) habe ich wieder einmal verpeilt, dass man hier nicht die japanische und billigere Version kauft, sondern die Asia-Version mit ihren komplett englischen Texten. Es gibt allerdings kaum einen Grund, bei der Japan-Version zu verzagen. Fast alle Menüs sind in englischer Sprache und Eure Möglichkeiten zur Aktion lassen sich durch Ausprobieren recht schnell ergründen. Was einem zur Steuerung gesagt werden sollte: Ihr könnt den Six-Axis kippen und bekommt so dank Bewegungssensor Hochkantfotos.

Das größte Problem dürfte es sein, herauszufinden, was Ihr eigentlich fotografieren sollt. Klickt erst mal alle Mails in dem Laptop an und guckt, wo ein Foto oder ein Filmchen dranhängt. Dieses Tier oder – bei Filmen – diese Aktion des Tieren sollt Ihr filmen.

Der Million-Dollar Schnappschuss!

Ihr merkt an der Aufforderung zur Annahme per Ja oder Nein, dass es sich um einen Auftrag handelt. Seid Ihr der Meinung, dass Ihr das richtige Bild im Kasten habt, klickt Ihr noch einmal auf die Mail und könnt jetzt ein Bild übermitteln, das dann gerated wird. Die Story selbst, oder das wenige, was überhaupt in der Richtung existiert, bleibt Euch in der japanischen Version vorenthalten. Einen großen spielerischen Unterschied macht das allerdings nicht.

Afrika geizt nicht mit Reizen, selbst wenn man den Kontinent auf zwei Weiße und ein paar stereotype Landstriche eingedampft hat. Das Heranschleichen an die Beute und die Jagd nach dem perfekten Bild geben ein erstaunlich solides Grundthema ab und ich fühlte mich ertappt, dabei zeitweilig mehr Spaß zu haben als bei so manchem Shooter der letzten Monate. Es ist eine Art Entdeckung der Langsamkeit. Genießt die Landschaft und ihre Bewohner, überstürzt nichts und gewinnt durch Ruhe und Geduld.

Leider hält dieser Reiz nicht über die ganze Strecke und zu schnell stellt sich trotz immer schwieriger Motive eine gewisse Routine im Ablauf ein. Die Möglichkeiten und Aufgaben eine Fotografen sind halt eingeschränkt. Und Afrika stellt jetzt auch keine technische Revolution dar. Die BBC muss sich in ihrer Rolle als diejenigen, die uns die interessanten Ecken der Welt zeigen, nicht bedroht fühlen. Dazu sind Landschaft und Tiere noch ein wenig zu grobschlächtig. Als Experiment, was in dieser Richtung auf moderner Hardware erreichbar sein könnte, geht Afrika aber einen selbstbewussten und spannenden Schritt in die richtige Richtung.

Afrika gibt es nur für die PS3 und nicht in Europa oder den USA. Eine englische Asia-Version existiert.

7 / 10

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Afrika

PS3

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