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Overlord II

Bösartig

Was hätte man schon davon, ein Overlord zu sein, wenn es einem nicht Geld, Respekt UND Frauen bringen würde. Diesmal braucht ihr die schwere Wahl nicht zu treffen, die ja schon früher keinen Sinn machte. Hey, ihr seid ein verdammter Overlord, ihr nehmt, was ihr wollt. Und getreu der Träume aller pubertierenden Fünfzehnjährigen, sammelt ihr drei Gespielinnen ein, statt euch mit einer zu begnügen. Das durchgehend gut im Vorbau bestückte Trio bringt zwar keinen großen spielerischen Mehrwert, dafür aber einen definitiven Atmosphärebonus.

Es bleiben allerdings ein paar - zum Glück kleine - Punkte, wo es auch bei Overlord II noch etwas hapert. So ist es mit der eigenständigen Intelligenz der Minions nicht allzu weit her. Zwar haben sie gelernt, nicht mehr sofort in jedes Gewässer zu stürzen und abzusaufen, aber viel mehr Lerneffekte lassen sich nicht beobachten. Bei großen Gegnerzahlen suchen sie teilweise immer noch den hoffnungslosen Zweikampf, statt sich geschlossen auf ein Ziel zu stürzen. Kisten öffnen sie gern und lassen dann den Inhalt liegen. Sie rennen mitunter immer noch fröhlich schnatternd an Energiekugeln vorbei, anstatt sie einzusammeln.

Nur gut, dass die Steuerung zur Koordination der Horde wie schon im ersten Teil gut und im Rahmen der vielfältigen gebotenen komplexen Möglichkeiten intuitiv gelöst wurde. Eigentlich genauso wie Teil eins. Wenn es funktioniert, dann lass es in Ruhe. Schön, dass dieser Leitspruch auch mal beherzigt wurde. Die Kameraführung ähnelt auch der des ersten. Sie treibt einen immer noch von Zeit zu Zeit zur Weißglut.

Zumindest hat man aber das Problem verstanden und sorgte für ein wenig Linderung. Statt die Sicht völlig starr vorzugeben und nur durch sinnloses Herumlaufen der Minions für ein Minimum an Überblick zu sorgen, haltet ihr nun die Schultertaste gedrückt. Jetzt dürft ihr euch umsehen. Klappt. Meistens. Außer in ungünstigen Momenten. Dann bleibt es doch mal wieder irgendwo kurz hängen. Damit einher gehen ein paar Schwierigkeiten beim Erfassen eines Ziels. Zu 95 Prozent ist das eine sichere Sache. Haltet den linken Trigger gedrückt, wählt durch simples Durchschalten das genaue Ziel aus und entsendet die Minions. Nur an einigen Stellen, einigen Schaltern, da wollen die Minions einfach nicht. Wild rennen sie herum, bestenfalls ohne dem nächsten Feind zum Opfer zu fallen. Schlimmstenfalls seid ihr ein paar Unterlinge ärmer, was ärgerlich, aber zum Glück in der Regel gut verschmerzbar ist. Ihr könnt sie diesmal ja wiederbeleben.

Overlord II - Zehn Gründe, böse zu sein

Eine nach wie vor eher unbedeutende Angelegenheit stellt der Multiplayermodus dar, wobei ich das auf keinen Fall zu hart ankreiden möchte. Es ist in erster Linie ein Sologame, und das, was Codemasters als kleinen Bonus bietet, funktioniert ganz gut. Koop-Survival geriet dröge, aber die Versus-Modi, in denen ihr eure eigenen Schätze verteidigt und die des Gegners räubern sollt, mauserten sich zu einer actionreichen Schachpartie. Es ist ein stetes Abwägen zwischen der Gier nach mehr Gold und dem Bedürfnis, die eigene Beute zu sichern. Es entwickeln sich dabei taktische Gefechte, die verbissene Konkurrenten für eine Weile bei Laune halten dürften. Das toppt sicher nicht das prächtige Solo-Spiel, aber als kleiner Bonus rundet es das Ganze elegant ab.

Bisher war das Spiele-Jahr 2009 eher mau und ich musste einige Enttäuschungen bereits hinnehmen. Ich ging daher skeptisch an Overlord II heran und suchte permanent nach dem Gamebreaker, über den ich dann verbittert herfallen konnte. Es dauerte eine Weile, bis ich dann endlich einsah, dass Codemasters alles nahm, was an Overlord gut und schön - oder übertragen böse und schäbig - war und es bis dicht an die goldenen Klippen der Brillanz heran verfeinerte.

Overlord II erfindet das Rad der Niedertracht nicht neu. Böse Zungen mögen es gar Overlord 1.5 nennen, aber die Liebe zum Detail, das Timing an den richtigen Ecken, das perfekte Rätseldesign, der homogenere Storyaufbau, die Minion-Passagen, all das geht weit über ein schlichtes Upgrade hinaus. Ein paar winzige Kanten bei der Kamera oder der KI der Minions bleiben, aber es fällt im Angesicht des gebotenen Guten im Bösen kaum noch ins Gewicht. Und seien wir ehrlich: It´s good to be bad. Und so böse wie hier waren wir sicher nicht in dem scheinheiligen Fable und auch sonst nirgends. Das ist der Real Deal des verkommenen Daseins und es fühlt sich einfach gut an. Voltaire - Band, nicht Philosoph - trifft es auf den Punkt:

Life´s so easy when you're evil
This is the life, you see
The Devil tips his hat to me
I do it all because I'm evil.

Overlord II ist ab dem 25.6. für PC. Xbox 360, PS3, DS und Wii erhältlich.

9 / 10

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