Capes entdeckt die Lust an Superhelden neu

Superhelden-Fans haben es gerade nicht leicht: Während die DC-Filme nie so richtig ihre Stimme fanden und vor ihrem ersten Reboot stehen, hat Marvel im Serien-Kleinklein seiner “Mehr-ist-mehr”-Philosophie aus den Augen verloren, was Superhelden ausmacht. Sie sind besonders, weil sie anders sind. Jeder für sich – und zusammen, im Team-up, umso mehr. Schaut man sich heute bei Marvel so um, könnte man das beinahe vergessen.

Wenn wir mal ehrlich sind, ist mittlerweile gefühlt jeder zweite Held ein Supergenie oder mit einer schier unzerstörbaren Rüstung gesegnet. Jeder kann alles, toll kämpfen sowieso und am Ende gibt es zünftiges Haudrauf mit großen Muskeln. Dabei sind Superhelden doch vor allem interessant, wenn ein Spiel oder eine Geschichte ihre individuellen Stärken herausarbeitet, uns zeigt, was sie einzigartig macht und ihre individuellen Fähigkeiten miteinander kombinieren.

XCOM-Fans aufgepasst!

Capes, vom australischen Entwickler Spitfire Interactive und dem deutschen Kult-Publisher Daedalic, besinnt sich genau darauf - und wischt so jeden Superhelden-Überdruss gekonnt beiseite. Das rundenbasierte Taktik-Spiel entführt euch nach King City, einer Mega-Metropole, die ihr Superhelden-Team verlor: Die Goldenen Hüter sind seit zwanzig Jahren Geschichte. Seither regiert “Der Konzern” die Straßen und erstickt mithilfe seiner Superbösewichte jeden Anflug von Widerstand im Keim. Rechtschaffene “Capes”, wie die mächtigen Helden sich nennen, sind selten geworden und werden mit harter Hand verfolgt, weggesperrt oder Schlimmeres.

Hier kommt ihr ins Spiel! Als Leiter eines neuen Superhelden-Teams lehnt ihr euch gegen die Tyrannei des Konzerns auf und legt euch mit einigen der mächtigsten Wesen dieser Welt an. Fans von Strategie- und Taktik-Juwelen wie XCOM oder Midnight Suns werden sich sofort zu Hause fühlen. Auf übersichtlichen Schlachtfeldern bekommt es eure Heldentruppe mit einem bunt gemischten Rudel Gegner zu tun, das ihr auf möglichst effektive Weise aus dem Weg räumen müsst. Denn so widerstandsfähig viele dieser Helden auch sind, keiner von ihnen ist unverwundbar.

Deshalb ist es wichtig, die in abwechselnden Zügen ablaufenden Schlachten so zu gestalten, dass die Feinde euch möglichst wenig treffen – oder die Person treffen, die es verschmerzen kann. Irgendwann streckt eben auch euer stärkster Kämpfer alle Viere von sich. Es gilt also, die individuellen Talente und Stärken eures Superhelden-Gespanns auf eine Art einzusetzen, dass die Feinde ihre zahlenmäßige Überlegenheit nicht ausspielen können. Die ersten drei Capes, die sich dem Kopf des Widerstandes, genannt Doctrine, anschließen, sind Facet, Rebound und Mindfire. Sie gewähren schon einen guten Eindruck davon, wie ihr von einem gut aufeinander abgestimmten Team profitieren könnt:

Helden wie ihr

Quadratschädel Facet etwa formt harte Kristalle aus dem Nichts, diese schützen Teile seines Körpers vor Schaden und provoziert Angreifer, sich ihm zuzuwenden, was er dank seiner großzügigen Lebensenergievorräte auch verträgt. Doch nicht nur das: Er kann auch Feinden mit diesen Wucherungen den Weg versperren oder einzelne Gegner darin festsetzen. So sind sie die nächste Runde damit beschäftigt, sich aus der kristallinen Umklammerung zu befreien, anstatt euren Helden nachzustellen. Außerdem bewahren seine Kristalle seine Teammitglieder vor Schaden. Ein klassischer Beschützer, dessen Angriffe Feinde zurückstoßen und zwei von ihnen in gerader Linie hintereinander treffen können.

Facets Kollegin Rebound kann sich teleportieren. Sie nutzt das nicht nur, um abendliche Gänge in den Kiosk zu verkürzen, sondern greift auf diese Weise auch Feinde für Schadensboni von hinten an. Danach zieht sie sich auf demselben Weg aus der Affäre, ohne eine Gegenreaktion ihres Gegners zu fürchten. Sie setzt ihre Schattenklinge ein, um gezielt einzelnen Feinden in den Rücken zu fallen, oder schwingt die Schattensense, um gleich vier Schläger auf einmal dort zu treffen, wo es wehtut.

Ihr Mitstreiter Mindfire kann zwar seine Beine nicht mehr gebrauchen, schwebt dafür aber aus reiner Gedankenkraft ein paar Zentimeter über dem Schlachtfeld. Er ist der Telekinese- und Telepathie-begabte Kämpfer der Runde und schwächt Gegner für Angriffe seiner Teammitglieder, indem er in ihren Geist eindringt. Das, oder er bewirft sie mit einem Hagel aus Geröll oder verschiebt sich weit jenseits seiner eigentlichen Zugreichweite nur mit reiner Willenskraft. Und natürlich ist jeder der Helden auch imstande, einen Gegner um seine Waffe zu erleichtern, was oft nicht nur Schaden von eurem Team abwendet, sondern euch auch Zeit verschafft, auf die Situation zu reagieren.

Teamwork ist Trumpf

Am besten aber ist Capes, wenn man seinen Trupp als Einheit begreift, denn die unterschiedlichen Helden helfen sich im Kampf, verstärken gegenseitige Aktionen oder erzeugen komplett neue Synergieeffekte. Rebound zum Beispiel kann im Tausch gegen einen der beiden Aktionspunkte einer Runde einen Helden in ihrer Nähe an einen anderen Ort teleportieren. Das nutzt man zum Beispiel, um jemanden in aussichtsreiche Position für einen wichtigen Move zu bugsieren, drohenden Schaden von ihm abzuwenden und eventuell die Bewegung der Gegner indirekt zu beeinflussen.

Und so geht das munter weiter: Mindfires Telekinese-Hagel etwa verstärkt Facet auf Wunsch um einige seiner scharfkantigen Kristalle, und gibt dem Projektilangriff so mehr Schaden mit auf den Weg, während Mindfire für Rebound Feinde so ablenken kann, dass ihre Schattenklinge immer mit vollem Schadensbonus von hinten trifft. Nach ein paar Missionen schaltet man die vierte Spielfigur Weathervane frei. Der ehemalige Ausnahme-Athlet verfügt über Sturm- und Gewitter-Kräfte. Sein Kettenblitz zuckt nicht nur von einem Bösewicht zum nächsten in seiner Nähe, Facets Wucherungen können ihn auch weiterleiten, was wunderbar befriedigende Massenangriffe ermöglicht. Außerdem fügt Weathervane diversen Aktionen seiner Nebenleute einen Rückstoßeffekt hinzu.

Es macht großen Spaß, sein Teamwork so zu perfektionieren, dass die Gegnergruppen kaum noch zum Zug kommen und ihr eure Kräfte für maximalen Effekt kombiniert. Wenn ihr das Schlachtfeld kontrolliert, den Feinden keine Räume lasst, ihre Überzahl auszuspielen und euch buchstäblich aus eigentlich aussichtslosen Situationen heraus denkt, kommt einfach tolles Superhelden-Feeling auf. Dann wirken die mächtigen Stars dieser Show nahezu unbezwingbar!

Grüße von der Freedom Force

All das verpackt Spitfire Interactive in eine Geschichte von Morgan Jaffit, der als Autor von Irrational Games’ legendärem Freedom Force seine Liebe zu taktischen Superheldenstoffen schon auf großer Bühne unter Beweis gestellt hat. Das Spiel genießt bis heute höchstes Ansehen unter Freunden farbenfroher und erzählerisch anspruchsvoller Strategie. Und auch in Capes erlebt ihr eine spannende, komplexe Geschichte vom Widerstand gegen Tyrannei, während ihr in eurer Basis eure Helden aufrüstet und euer weiteres Vorgehen plant.

Also: Auf der Leinwand und im Fernsehen mögen für Superhelden-Fans gerade finstere Zeiten herrschen. In der Welt der Videospiele sieht es sehr viel besser aus – dank Spielen wie Capes!

Capes erscheint 2024 für PC, Nintendo Switch, PlayStation 4, PlayStation 5 sowie Xbox One und Xbox Series. Seid ihr neugierig geworden, so gebt doch der Capes-Demo auf Steam eine Chance.