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Super Mario und die Kunst, sich immer wieder neu zu erfinden

So vertraut und doch niemals gleich.

Mit Super Mario Bros. Wonder steht der berühmteste Klempner der Welt schon bald in komplett neuem Gewand vor der Tür. Der Ausflug ins mysteriöse Blumenkönigreich überrascht mit einem zeitgemäßen, neuen Look, der die Freude an Farben zelebriert, als wären sie gerade erst erfunden worden! Auch spielerisch macht Super Mario Bros. Wonder so einiges anders, um das wohlig-vertraute Hüpfspiel für die ganze Familie gehörig aufzufrischen.

Es ist eine umfassende Verjüngungskur, aber auch eine, die nicht überrascht, wenn man bedenkt, dass sich Mario seit den frühen 1980er-Jahren immer wieder neu erfand. Dabei müssen wir nicht einmal einen Blick auf die vielen, vielen exzellenten Ableger werfen, die immer dann zustande kommen, wenn Mario ein neues Hobby für sich entdeckt. Kart fahren, Tennis, Golf oder Fußball spielen etwa. Auch in seiner Paradedisziplin, dem Jump-and-Run, das er gewissermaßen mit etablierte, erfand sich Super Mario immer wieder neu.

Noch nicht "Super", aber schon ziemlich "Mario": Mario Bros. (1983).

Wenn man so will, ist dem Klempner der Wandel gewissermaßen in die Wiege gelegt: Noch bevor Nintendo mit Super Mario Bros. 1985 das erste “echte” Mario-Spiel erschien und das Fundament für das legte, was wir heute als legendäre, zeitlose Spieleserie feiern, hatte Mario als “Jumpman” in Donkey Kong sein Debüt – und erfand sich danach mit Auftritten in Mario Bros. und Wrecking Crew gleich zweimal neu. Mario war also bereits vor dem eigentlichen Start seiner wichtigsten Spielereihe ein Chamäleon und blieb auch in den fast vier Jahrzehnten seither eines.

Wie wandelbar Super Mario ist? Wandelbar genug, dass es den zweiten Teil in gleich zwei grundverschiedenen Ausführungen gibt. Eine für Japan, eine für den Westen. Teil drei und Super Mario World machten sich danach zur Aufgabe, das Bewegungsrepertoire Marios massiv zu erweitern und erklärten es mit Oberweltkarte und verfeinerten Levels zu einer Kunst, Videospiele als großes Behältnis für fein versteckte Geheimnisse zu designen.

Super Mario 64 stieß 1996 nicht nur dem Klempner die Tür in die dritte Dimension auf.

Der Wechsel der kompletten Optik zu einem aufwendigen Wachsmalkreiden-Look für Yoshi’s Island im nächsten Schritt ist noch ein vergleichbar überschaubares Vorhaben, wenn man sich vor Augen hält, was Nintendo im Anschluss vor der Brust hatte: Die dritte Dimension warf Mitte der 1990er Jahre eine Menge Spieldesign-Regeln über den Haufen und erfand direkt ein paar neue. Die Videospielhersteller standen vor einer gewaltigen Herausforderung und dass Nintendo sie auf eine Weise meisterte, die ein bis heute exzellent spielbares Super Mario 64 abwarf, ist ein Kunststück, das dieses Medium auf Jahre prägte. Bis heute im Grunde eine mustergültige Vorlage für Hüpfspiele im dreidimensionalen Raum.

Wo andere Hersteller nach dem Schritt in die Tiefe des Raumes ihren 2D-Wurzeln jedoch ade sagten, hielt Nintendo mit New Super Mario Bros. an der Seitenansicht fest und fährt in Sachen Super-Mario-Hüpfern seither zweigleisig. Wer 2006 deshalb zunächst dachte, in Kyoto würde man ein wenig bequem, der rieb sich angesichts von Super Mario Galaxy nur ein Jahr später kräftig die Augen: Mehr Räumlichkeit, als frei und oft der Schwerkraft trotzend um kleine Planetoiden herumzulaufen, ist eigentlich kaum möglich. Gegen den Sog, den die meist kleinen, extrem unterschiedlichen und vor Ideen nur so sprühenden Gestirne erzeugten, war man komplett wehrlos.

Super Mario Galaxy verdrehte 2007 allen den Kopf.

Mit New Super Mario Bros Wii und Super Mario 3D World etablierte man unterdessen kooperatives Gemeinsam-spielen so fest im Pilzkönigreich, dass es mittlerweile ganz selbstverständlich dazugehört, was nicht bedeutet, dass Nintendo es achtlos einfach so in alle seine Spiele hineinwerfen würde. Passen muss es – und wenn es nicht passt, hat man in Kyoto genug andere Ideen, etwa Mario zum Baumeister seiner eigenen Level zu befördern, mit der sich die Community gegenseitig auf die Probe stellen kann. Und was, wenn man Mario-Level auf gigantische Ausmaße aufbläst, sie bis zum Rand mit Geheimnissen volltankt und Mario seine Gestalt wechseln lässt? Nun, dann hat man das erkundungsfreudige Füllhorn, das 2017 Super Mario Odyssey war.

Super Mario also: Jeder Fan hat eine Vorstellung davon, was ihn erwartet und dennoch bekommt Nintendo es immer wieder hin, dass man doch überrascht von dem ist, was man letzten Endes bekommt. Denn so treu sich die Serie auch immer war, so sehr war sie doch auch immer offen für Neues und Veränderungen. Das ist der Grund für die ungebrochene Relevanz, die die Mario-Brüder und ihre erweiterte Entourage bei Kennern der Serie bis heute haben – und für die Freude, die sie bei ihnen auslöst. Dieser Serie gelingt der Spagat zwischen neuen Ideen und gemütlich-vertrautem Jump-and-Run-Gameplay der höchsten Güte seit bald vier Dekaden einfach ausgezeichnet.

Super Mario Bros. Wonder überrascht diesen Herbst an allen Ecken und Enden.

Und wenn Super Mario Bros. Wonder ab dem 20. Oktober den Zauber des Wandels in jedem seiner verrückten Level aufs Neue besingt, als feiere es damit seine eigene, illustre Laufbahn, möchte man einfach einstimmen.