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Diablo 3: Reaper of Souls - Ultimate Evil Edition - Test

Hat da jemand "Gauntlet" gesagt?

Die ultimative Version für PS4 und One enthält alles, was es in Diablo 3 zu looten und spielen gibt, und es ist fantastisch.

Sowohl der Gedanke einer Konsolenausgabe von Diablo 3 als auch die hochgelobte Erweiterung Reaper of Souls sind mittlerweile ein alter Hut. Beides zusammen in einem Paket, noch dazu auf PS4 und Xbox One - das ist wiederum eine Neuigkeit, für die es sich lohnt, noch einmal einen Ranzen voller Chips und koffeinhaltiger Getränken zu schnüren und mit der Ultimate Evil Edition nach Tristram aufzubrechen.

Als mehr oder weniger ausgehungerter PS4-Besitzer stürzte ich mich mit einigem Panache auf das Testmuster und war überrascht, wie sehr ein Titel, den ich wegen seiner PC-Herkunft auf dem Controller deutlich fummeliger erwartet hatte, doch auf der PS4 zu Hause zu sein scheint. Die sechs Fertigkeiten jeder Klasse passen bequem auf den Controller und durch die direkte Steuerung der Spielfigur samt neuer, wenngleich hauptsächlich wertvoller Ausweichrolle rückt das Spiel näher in Richtung Dungeon-verliebter Actiontitel.

Wer von der Arcade bis in die Dreamcast-Zeit hinein mit Spielen wie Ataris Gauntlet groß geworden ist, meint in Reaper of Souls in seiner Konsoleniteration beinahe, einen alten Bekannten wiederzutreffen. Tatsächlich beneide ich nach meinem Erlebnis hiermit die Arrowhead Game Studios (Magicka unter anderem) nicht gerade, die von Warner derzeit mit der Wiederbelebung des Klassikers betraut wurden. Natürlich geht es dort weniger um Stats und Beutedrang, aber wenn vier Spieler im lokalen Koop der PS4 den Bildschirm zum Glühen bringen, wähnt man sich fast wieder in den Sommerferien an der Strandspielhalle.

Technisch steigert sich das Spiel auf den neuen Konsolen auf den Level der PC-Variante.

Überhaupt machte Blizzard keine halben Sachen: Sie mussten die Ausweichrolle nicht integrieren, taten es aber doch, noch dazu ordentlich animiert, um actionverwöhnten Konsolenhelden ein wenig Flair zu ermöglichen. Des Weiteren bewegen sich die Charaktere sogar analog und in feinen Abstufungen bei den Laufgeschwindigkeiten. Auch dies zog zweifelsohne Arbeit für die Animatoren nach sich, die sich aber gelohnt hat, weil man nur so den Sticks moderner Controller gerecht wird. Selbst wenn das Spiel die absolute Präzision in den Bewegungen nicht einfordert, es fühlt sich einfach besser an, wenn der Avatar den Eingaben des Spielers millimetergenau Folge leistet, anstatt aus dem Stand die höchste Laufgeschwindikeit zu erreichen.

Überdies leistet die halbautomatisierte Zielerfassung samt Aufschaltung per Zeigefingertaste tolle Dienste und selbst einen anderen möglichen Fallstrick umging Blizzard elegant. Alle, die Diablo 3 bereits letzten September mit Controller spielten, dürfte das nicht überraschen, aber dennoch: Die Item- und Ausrüstungsverwaltung ist wirklich fabelhaft gelungen. Ich gehe so weit, zu behaupten, wer die PC-Version nicht kennt, wird kaum merken, dass dieser Titel einmal für Maus und Tastatur vorgesehen war.

Dazu kommt, dass das Spiel Vergleich zu den PS3- und Xbox-360-Versionen nun endlich in vollem 1080p daherkommt, was nicht nur das Ästhetikempfinden streichelt, sondern in diesem Spiel auch Einfluss auf den Ablauf ausübt. Auf den alten Geräten musste Blizzard die Kamera noch näher ans Geschehen heranfahren, damit bei Bildpunktzahlen unterhalb der 720p nicht wichtige Details verloren gingen. Das kostete natürlich Übersicht und erschwerte das Lesen aufgeregter Spielsituationen. Auf PS4 und Xbox One ist das Bild glasklar und aus angemessener Entfernung eingefangen, um jederzeit Herr der Lage zu sein. Digital Foundry klärt derzeit noch, wie die mir nicht vorliegende Xbox-One-Fassung sich in Sachen Performance schlägt. Auf der PS4 mit ihren gefühlten 60 FPS besteht kein Grund zur Klage.

Kreismenüs erleichtern die Bedienung maßgeblich und schon aus dem Spiel heraus könnt ihr neues Loot per D-Pad als Junk einstufen und später mit einem Klick verkaufen.

Der neue Abenteuermodus, die frische Crusader-Klasse sowie der fünfte Akt und die mächtige Nemesis, die sich durch eure Freundesliste schlachtet, erweitern das bereits Bekannte um reichlich Inhalt, was Spieler, die zuletzt auf Xbox 360 und PS3 zugriffen, durchaus dazu ermutigen könnte, ihren alten Charakter auf die neuen Geräte zu importieren. Der Vorgang hierfür gibt sich größtenteils plattformagnostisch: Natürlich funktioniert der naheliegende Generationenwechsel von PS3 auf PS4 ohne Weiteres, doch auch der Transfer von der alten Microsoft- oder Sony-Plattform auf PS4 und Xbox One - und umgekehrt - ist kein Tabu. Lediglich von einem der aktuellen Spielgeräte auf das andere mögen die Diablo-3-Figuren nicht umziehen.

Gerade im Koop muss man allerdings gestehen, dass Diablo 3 auf dem normalen Schwierigkeitsgrad viel zu einfach ist. Hier wirken die stete Loot-Ernte, das fast widerstandslose Gemetzel mit seiner flachen, gleichmäßigen Spannungskurve und seinen langen Dungeons beinahe einschläfernd. Gründe, so früh es geht auf "schwer" zu schalten, hat man genug, denn dann erst erwacht Diablo 3: Reaper of Souls in seiner vollen Glorie.

Deshalb fällt das Urteil unterm Strich eindeutig aus: Diablo 3 funktioniert auf den neuen Konsolen keinen Deut schlechter. Natürlich gibt es keinen Grund, vom PC auf Sonys neues Spielgerät umzusteigen - doch darum geht es in dieser Diskussion ja auch nicht. Es geht darum, ob PS4- und Xbox-One-Besitzer in Sachen Handhabung - und damit letzten Endes Spaß - Abstriche machen müssen. Und das ist schlicht nicht der Fall. Nicht, dass es mit dem Teufel zugegangen wäre, aber das hier ist die seltene Sorte archetypisches PC-Spiel, die den Sprung auf Konsole mit bewundernswerter Leichtigkeit hingelegt haben. Alle Achtung.

9 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Diablo III: Reaper of Souls

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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