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Schrödinger's Cat (and the Raiders of the Lost Quark) - Test

Katzenzustand auf subatomarem Level.

Ein Plattformer um eine berühmte Katze mit interessanter Puzzle-Mechanik, abgedrehter Story und mittelmäßiger Sprungphysik.

Gerade habe ich ein Up-Quark mit zwei Down-Quarks kombiniert, um so ein Gluon aufzuspalten und es anschließend durch eine Kombination aus drei weiteren Quarks einzufangen. Nein, ich arbeite neuerdings nicht bei der Europäischen Organisation für Kernforschung - ich habe Schrödinger's Cat and the Raiders of the Lost Quark (künftig: Schrödinger's Cat) gespielt, einen Puzzle-Plattformer rund um das Thema Teilchenphysik. Ihr schlüpft dabei in die Rolle der berühmten Katze aus dem Gedankenexperiment des Physikers Erwin Schrödinger - das Tier, das gleichzeitig tot ist und lebt (okay, etwas komplizierter ist es schon).

Die aktuelle Anzahl der verschiedenen Quarks wird stets am unteren Bildschirmrand angezeigt.

Entwickler Italic Pig präsentiert das Spiel zunächst als rudimentäres Jump'n'Run. Schrödingers Katze kann springen und hat einen einfachen Nahkampfangriff. Der eigentliche Kern des Spiels sind jedoch die verschiedenen Quarks, die die Katze im Spielverlauf sammelt. Up-Quarks, Down-Quarks, Top-Quarks und Bottom-Quarks. Eine Kombination aus jeweils drei dieser subatomaren Teilchen verleiht euch eine Spezialfähigkeit. So lassen drei Up-Quarks die Katze abheben, drei Down-Quarks sorgen dafür, dass sie den Boden aufsprengt. In der ersten Spielstunde wirkt das noch ziemlich ungewohnt. Die Quarks werden in den Konsolenversionen des Spiels (auf dem PC erschien der Titel bereits im vergangenen Jahr) allein mit den Schultertasten angewählt, was zunächst gar nicht leicht von der Hand gehen will. Erstaunlich schnell habe ich mich allerdings daran gewöhnt und schon noch einer weiteren Spielstunde beherrschte ich die grundlegenden Kommandos wie im Schlaf.

Bei einfachen Schwebe- und Bohraktionen bleibt es natürlich nicht. Schrödingers Katze beherrscht insgesamt 14 verschiedene Quark-Kombinationen, jede löst eine ganz eigene Fähigkeit aus: etwa einen Fallschirm, ein Trampolin, eine Bombe und ein Netz um Leptonen, Gluonen und Bosonen zu fangen. Die laufen im subatomaren Zoo des Spiels nämlich Amok und ihr habt nun die Aufgabe sie wieder einzufangen. Befinden sie sich an einem ungünstigen Ort, muss eine der Quark-Kombinationen helfen, ihn zu erreichen. Das Spiel unterstreicht diese durchweg abgefahrene Geschichte immer wieder durch kleine Dialogsequenzen mit in der Gegend herumstehenden Teilchen aus der Atomphysik. Der Inhalt dieser Dialoge lässt sich am ehesten noch als eine Ansammlung von Physik-Nerd-Witzen beschreiben, gleitet gelegentlich aber auch schlicht ins völlig Wahnsinnige. Die englische Sprachausgabe ist rundum gelungen und unterstreicht diese Atmosphäre.

Schrödingers Katze trifft unterwegs immer wieder auf eigenartige Kreaturen.

Schrödinger's Cat gliedert sich in einzelne Abschnitte, die durch Türen miteinander verbunden sind. Die Levels werden zufallsgeneriert, was leider auch Auswirkungen auf die Qualität der Rätsel hat. Sie wirken nicht durchdacht, weil sie es nicht sind. Manchmal fehlen zum Erreichen des nächsten Gluons nur ein paar Quarks, die jedoch weit entfernt liegen. Dann wieder sind fünf Bosonen ohne jede Hürde nebeneinander in einer Ecke des Levels aufgereiht. Das generische Wesen der Levels ist ihnen zudem anzusehen - die meisten Spielabschnitte sind lediglich aus zwei verschiedenen Untergrundstrukturen aufgebaut - solche, durch die die Katze graben kann, und andere, bei denen das eben nicht geht. Das führt dazu, das die Levels überall gleich aussehen - grafische Abwechslung geht anders: Beispielsweise durch gutes Charakterdesign. Das ist bei Schrödinger's Cat nämlich durchaus gelungen. Jede Figur sieht aus als wäre sie gerade einem Nickelodeon-Cartoon entsprungen.

Recht frustrierend fällt dagegen die Steuerung aus: Die Sprungphysik reagiert schwammig - allzu häufig landet Schrödingers Katze nicht da, wo sie eigentlich hin soll, sie rutscht von Plattformen oder verfehlt sie ganz. Das ist immer dann ganz besonders ärgerlich, wenn ihr durch so ein missratenes Manöver in einem Haufen subatomarem Schleim landet, der euch nach und nach eure gesamte Lebensenergie abzieht und euch zum letzten Speicherpunkt zurückzwingt.

Das Leveldesign kann bei Schrödinger's Cat teilweise recht unübersichtlich werden.

Schrödinger's Cat hinterlässt nach dem Spielen gemischte Gefühle. Die Puzzle-Mechanik ist neu und interessant, der gelungene Einsatz einer Quark-Kombination ist befriedigend, der Humor und die Geschichte sind herrlich überdreht und albern. Gleichzeitig wirken die zufallsgenerierten Levels halbgar und die Steuerung frustriert immer wieder, dass man ins Gamepad beißen möchte. Das Charakterdesign ist hübsch, die Levels sehen dagegen eher langweilig aus. Das Spiel Schrödinger's Cat ist ein wenig wie die hypothetische Katze selbst: Es lohnt sich und es lohnt sich auch nicht. Man muss die Kiste halt schon selbst aufmachen.

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

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