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Assassin's Creed 2

All killer, no filler?

Das sehr effektive Kampfsystem untergräbt obendrein, wie schon im ersten Teil, ein bisschen den Gedanken, nach einem erfolgreichen Attentat lieber die Beine in die Hand zu nehmen. Ezio ist einfach zu gut für seine Feinde. Dank der Konter (von denen es beim Kampf mit Schwertern und Dolchen so gut wie gar keine neuen gibt) kennt Ezio keinerlei „No-Win"-Situationen, in denen er einfach flüchten müsste, weil andernfalls sein Leben auf dem Spiel stünde. Mit der nahezu allmächtigen Block-Taste (auf die die Gegner im ersten Teil mit einem Griff reagieren konnten, was sie in Assassin's Creed 2 offenbar verlernt haben) und dem neuen Ausweichschritt wird er jeder noch so großen Übermacht problemlos Herr.

Anstatt wegzulaufen und unterzutauchen, was dieses Mal dankenswerter Weise auch gelingt, wenn man schnell genug einen Suchbereich verlässt, stellt man sich daher nach einem Attentat fast immer lieber seinen Verfolgern und zerlegt die fair rings um Ezio abwartenden Angreifer einen nach dem anderen auf brutalste Weise. Und als Bonus gibt es noch die genialen neuen Kill-Animationen der neuen Waffengattungen Hammer, Speer und Axt zu sehen. Warum sollte man da flüchten und riskieren, noch mehr Wachen auf sich zu ziehen oder mit einem schlechten Sprung in den Tod zu stürzen?

Zu guter Letzt noch ein paar Dinge, die größtenteils mit der KI und dem Stealth-System zu tun haben: Ich habe teilweise storyrelevante Ziele ausgeschaltet, indem ich beim Duell mit meinem Opfer zufällig ins Wasser gestürzt bin. Mein Gegner tat es mir - ungeachtet der Tatsache, dass Ezio in ganz Nord-Italien der einzige Schwimmer zu sein scheint - gleich. Mission accomplished!

Auch einige Situationen, in denen man bei der Annäherung an sein Ziel entdeckt wird, weil man entweder ungeschickt war oder Ezio trotz zahlreich vorhandener theoretischer Deckung noch immer nicht die geheime Kunst des Duckens beherrscht (wer weiß, vielleicht leidet die Familie an einem erblich bedingten Rückenschaden!), entlarven die gelegentlich überforderte künstliche Intelligenz. Ich habe Ziele dabei beobachtet, wie sie in ihrem Anwesen ununterbrochen im Kreis gelaufen sind, nachdem sie meine Anwesenheit bemerkt hatten.

Assassin's Creed 2 - Gameplay-Video

Die Optik gehört hingegen ein zweites Mal zu den Stärken der Kanadier: Das Tearing, Pop-In, leicht wackelige Bildrate und Level-of-Detail-Sperenzchen sind in etwa gleich sichtbarem, aber erträglichem Maße vorhanden wie in Teil 1 (ich testete die Xbox-360-Version). Dafür bieten die neuen Umgebungen einen gefühlt höheren Detail- und Belebtheitsgrad im Nahbereich sowie deutlich komplexere Bauten, an denen man sich wirklich niemals sattsehen kann und deren Charakter je nach Stadt sehr schön variiert. Insgesamt ein sehr gutes und atmosphärisches, wenn auch nicht mehr ganz so überragendes Gesamtbild wie vor zwei Jahren.

Dass ich jetzt etwa eine Seite ganz darauf verwendet habe, mich über die Schwächen von Assassin's Creed 2 auszulassen, ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich die meiste Zeit der 25 Stunden, die ich mich durch die Toskana und Norditalien flaniert, gesammelt und gekämpft habe, durchaus genossen habe. Ubisoft Montreal hat einen in nahezu jeder Hinsicht verbesserten zweiten Teil abgeliefert, dem es im Vergleich zum Vorgänger nicht an Motivation, Kontext oder einfach nur unterhaltsamen Betätigungsmöglichkeiten mangelt. Wer Teil eins richtig toll fand, kann sich sein persönliches Spiel des Jahres also schon übermorgen beim Händler seines Vertrauens abholen.

Ich persönlich würde mir für Teil drei wünschen, dass Ubisoft der Storyline und besonders dem Ablauf eine ähnliche Sorgfalt zukommen lässt wie zuletzt seinen wirklich zauberhaften Städten. Die zum Ende hin arg abgehobene Geschichte könnte zum Abschluss der Trilogie wieder etwas „Erdung" vertragen und das Team sollte sich im nächsten Schritt ruhig wagen, die langweilige Typisierung der Missionen vollkommen aus dem Spiel zu kippen. Denn wer braucht schon unzählige „Verprügel-den-untreuen-Ehemann"-Aufträge, die immer nach dem selben Muster ablaufen? Richtig. Niemand. Schon gar nicht dieser Assassine.

Assassin's Creed erscheint am 19. November für Xbox 360 und PlayStation 3, die PC-Version folgt Anfang 2010.

8 / 10

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