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Brothers in Arms

Großer Krieg, kleiner Umfang

Das erste „Häh?“-Erlebnis relativiert den vormals positiven Eindruck, doch um Euch das eingängig zu erklären, muss ich ein wenig ausholen. Normalerweise zeichnen kleine grüne Kreise und Pfeile, die Euch zu diesen Markierungen hinführen, den Weg so genau vor, dass selbst Pazifisten im Schlaf durch die Schlachtfelder navigieren - aber eben nicht immer. Plötzlich steht Ihr auf einem Feld und habt keine Markierung und somit auch nicht die geringste Ahnung, was als nächstes zu tun ist. Selbstverständlich gibt es immer mehr oder weniger ausführliche Missionsbeschreibungen, allerdings fehlen die Details im Spiel meist dann, wenn man sie am nötigsten braucht.

Das lästige Ausprobieren lässt Euch obendrein öfter ins Gras beißen als im gesamten restlichen Spiel. Und ich denke, ich muss niemandem von Euch erklären, wie frustrierend es auf Dauer ist, immer an der gleichen Stelle das virtuelle Soldatenleben zu verlieren, nur weil man einen falschen Schritt gemacht hat.

Dabei ist es gerade auf der niedrigsten Schwierigkeitsstufe kaum zu schaffen, dass man drauf geht, denn das Health-System gleicht dem von Halo. Sprich: Eure Gesundheit regeneriert sich nach und nach, wenn man Sperrfeuer aus dem Weg geht oder eine der zahlreichen Deckungsmöglichkeiten sucht. Wer sich gleich als „Veteran“ meldet, dürfte allerdings größere Schwierigkeiten haben - ob sich dann die kurze Spieldauer von etwa vier Stunden (plus/minus zwei Fruststunden voller Verwirrung und Ratlosigkeit) verlängert, liegt an Euren Fähigkeiten.

Brothers in Arms DS hat mich an einer Stelle aber richtiggehend verärgert. Wieder einmal saß ich in einem riesigen Terrain fest und wusste nicht, was ich machen sollte. Die offensichtlichste Möglichkeit zerriss meinen Pixel-Soldaten in sämtliche Stücke und eine Explosion aus dem Nirgendwo machte meiner Mission ein schnelles Ende. Entsprechende Hinweise oder Hilfestellungen sind Fehlanzeige.

Der Winter '44 war hart und kalt, da ist eine fröhliche Panzerfahrt mit den Kameraden eine nette Abwechslung.

In meiner Verzweiflung hätte ich mir auch wegweisende Schilder gewünscht, frei nach dem Motto „Zur Front dritte Tür links – und jeder nur ein Gewehr“ - aber das zerstört dann auch irgendwie den Realismus. Also habe ich mich Explosion für Explosion vorgetastet, bis ich endlich die Mission überlebt hatte, stets den Tod vor Augen, aber den Optimismus im Gepäck.

Bevor jetzt die Meinung aufkommt, Brothers in Arms DS spielt sich wie ein Rohrkrepierer, kann ich nach meinem Einsatz an der Front glücklicherweise Entwarnung geben. In seinem stark begrenzten Rahmen funktioniert der Shooter durchaus gut. Die in Kurzstrecken-taugliche Happen unterteilten 18 Missionen eignen sich hervorragend auch für zwischendurch, die Steuerung klappt über weite Teile wirklich gut, und die Atmosphäre ist außergewöhnlich dicht. Wer hingegen einen ausgewachsenen Ego-Shooter erwartet, wie er ihn von den großen Heimkonsolen kennt, wird auf alle Fälle enttäuscht sein.

Der schwache Umfang und die Designmängel (sowohl technisch als auch spielerisch) lassen schlicht und ergreifend darauf schließen, dass dem Spiel einige Monate Entwicklungszeit fehlen. Scheinbar hat Gearbox lediglich Lizenz und Leveldesign beigesteuert, während sich Handyspielhersteller Gameloft um die Umsetzung des Projekts gekümmert hat. Möglicherweise ist der Rahmen des Spiels deshalb dermaßen eng gesteckt, dass man an einigen Stellen glaubt, die Luft zum Atmen zu verlieren.

Obwohl ich ein persönliches Problem mit 3D-Grafiken auf dem DS habe, muss ich zugeben, dass mich die ersten Schritte auf den virtuellen Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges visuell vom Hocker gehauen haben - auch wenn die Ernüchterung auf dem Fuß folgte. Trotzdem funktioniert das Spiel zumindest über weite Strecken ganz gut. Nach der kurzen Durchspielzeit muss sich Ubisoft allerdings die Frage gefallen lassen, warum man Brothers in Arms DS nicht mehr Umfang gönnte. Auch ein großer Mehrspielermodus über die WiFi-Connection hätte sich angeboten. So reicht es nur für gutes Mittelmaß.

Mit Brothers in Arms DS dürft Ihr seit dem 7. Juni in den Krieg ziehen.

6 / 10

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