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Die Geheimnisse der Spiderwicks

Der Sehende unter den Blinden

Ein leeres Blatt Pergament liegt vor Euch und Ihr habt nur wenige Sekunden Zeit, mit einem Pinsel eine den Büchern entnommene Zeichnung des Wesens – ein Highlight der Originalkinderbücher – „freizurubbeln“, um die widerspenstige Fee endlich einzusacken. Das klingt jetzt komplizierter als es ist, künstlerisches Geschick wird nicht gefordert, lediglich die Fertigkeit, den Pinsel schnell genug über den Screen zu bewegen. Da Ihr dies für jedes der immer erneut auftauchenden Wesen nur ein einziges Mal machen müsst, zählt diese Beschäftigung zu den netten Abwechslungen und nicht zu den bösen Bürden.

Die Kräfte, die Ihr für die Mühe erhaltet, sind recht unterschiedlich und teilweise sogar permanenter Natur. Eine einzelne grüne Fee gibt Euch die Möglichkeit zur einmaligen Heilung, die zweite der gleichen Art erhöht Eure Lebensenergie dann dauerhaft. Gleiches funktioniert auch mit Tempo oder Körperkraft und gilt einmal freigeschaltet für jeden der drei abwechselnd agierenden Protagonisten.

Aber auch Wirbelstürme, Unverwundbarkeit oder einen Anti-Goblin-Schutzkreis bieten Euch die Feen. Ein wenig Planung, welche Ihr denn jetzt fangt, ist dabei schon von Nöten. Nur drei auf einmal dürft Ihr im Gepäck haben und so seid Ihr zu einem Minimum an taktischem Vorgehen gezwungen. Etwas, das Euch leider viel zu selten in Spiderwick abgefordert wird.

Zu sauer wird Euch die Schlichtheit beim Spielen aber nicht aufstoßen, denn dafür sorgt die stromlinienförmige und 99% reibungsfreie Oberfläche des Spieldesigns. An keiner Stelle lässt es Euch groß hängen, es geht immer weiter und nie wird es zu schwer. Neue Areale kommen nach und nach dazu, der Radius um das Haus erweitert sich und plötzlich… ist das Spiel vorbei.

In den Büchern wurde Mallorys Wasserkopf nie erwähnt…

Grob geschätzte 4-6 Stunden sind es, bevor ein mittelmäßig geübter Spieler den Abspann bewundert. Offensichtlich gab es in den letzten Monaten eine Absprache der Spieldesigner, dass Games kürzer werden müssen. Ich war leider nicht dabei und konnte nicht dagegen stimmen.

Wenn es denn wenigstens genug Gründe gäbe, zum Spiderwick-Haus zurückzukehren, wäre dies nicht einmal so wild, aber mit ein wenig Beharrlichkeit habt Ihr auch die nicht allzu anspruchsvollen Sammelquesten bald gelöst oder – bei gerade reiferen Spielern wahrscheinlicher – Euch gelangweilt abgewendet. Sammelt alle Wesen dieser oder jener Sorte, macht ein Wettrennen mit einer Fee oder ergattert alle Bonusitems für die Hütte Eures freundlichen Hausgnoms Thimbletack.

Selbst der Multiplayerteil beschränkt sich lediglich auf ein kleines Minispielchen, in dem Ihr um die Wette Feen fangt. Kids wird dies für ein Weilchen beschäftigen, die Eltern werden wohl kaum voller Enthusiasmus mitmachen wollen. Nichts außerhalb der Reihe und schon gar nichts, was wirkliche Inspiration durchscheinen ließe.

Dies gilt nicht für den Soundtrack, der wohl zum Schönsten zählt, was ich seit längerem in einem Videospiel hören durfte. Ruhig und unaufdringlich untermalt er die die roten Blätter des Indian Summer, peitscht auf, wenn es zum Kämpfen kommt, lässt Euch anschließend wissen, dass Ihr nicht in unmittelbarer Gefahr seid, aber auch nie wirklich in Sicherheit. Einfach schön und auch technisch hochwertig. Ein Urteil, das ich der Optik leider so nicht ganz geben kann.

Richtig eingefangen, sieht auch der sonst hässliche Steinbruch nach was aus.

Diese leidet unter einer seltsamen Leblosigkeit. Im Standbild dürft Ihr Euch an hübschen Arealen erfreuen, auch wenn diese, besonders im Steinbruch der Goblins, mitunter ein wenig grobschlächtig daherkommen. Nur bewegt sich halt außer den Lebewesen nicht viel. Starre Blätter, wenig Lichteffekte und aus der Nähe ziemlich schlichte Texturen lassen viel von der Magie des Szenarios vermissen. Schade.

Eltern, deren Kinder gerade aus dem Kino kommen, von Spiderwick schwärmen und es spielen wollen, dürfen trotzdem aufatmen: Stormfront Studios gibt Euch mit Die Geheimnisse der Spiderwicks ein grundsolides, kindgerechtes Action-Adventure. Kleine, einfach Rätsel, nie zu schwere Kämpfe, niedliche Feen und knuffige Goblins. Perfekt für die jüngeren Feenfreunde.

Und aus genau diesen Gründen wird den meisten älteren Gamern, selbst Fans der Bücher, die Welt von Spiderwick verschlossen bleiben. Zu kurz und zu simpel kommt es für sie daher, um den großen Hunger spielerischen Anspruchs stillen zu können. Aber von der fast schon erwarteten Film-zu-Spiel Katastrophe ist es meilenweit entfernt. Ein Gigant unter den Winzlingen der Filmumsetzungen. Man muss halt seine Nische kennen.

Wie bei Filmumsetzungen so üblich, ist Die Geheimnisse der Spiderwicks für fast alles zu haben: 360, PS3, PS2, DS und PC. Und zwar ab sofort.

6 / 10

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