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Far Cry 2

Verbrannte Erde

Das passiert gut und gerne drei Mal pro Weg. Und auf dem Rückweg noch einmal, weil alle Wachposten dann natürlich neu besetzt sind. Hier streckt sich das Spiel länger, als ihm gut tut. Vielleicht könnte ein Patch Abhilfe schaffen: Respawn-Zeiten auf ein bis zwei Spieltage heraufsetzen, Wachen etwas gleichgültiger für unbeteiligte Autos machen und der Spielfluß würde sich deutlich besser anfühlen.

Bislang läuft es meistens auf Folgendes hinaus: Man wählt einen Jeep mit montiertem MG, bolzt durch den Stützpunkt hindurch und wirft die Stalinorgel an, um den nun hinterher stürmenden Verfolgern einen neuen Beat beizubringen. Wenn Ihr das dreimal pro Mission machen müsst, nutzt sich die ansonsten sehr gute Shooter-Mechanik relativ schnell ab. Schade um das tolle Auskundschaften-Feature, bei dem Ihr mit dem Fernglas Heckenschützen und kritische Punkte, wie Munitionslager, auf Eurer Karte markiert – es lohnt sich für Euch einfach viel zu selten.

Das größte Problem sind aber nicht die vielen kleineren bis mittleren Ungereimtheiten beim Spielablauf, die bei einem Projekt dieses Umfanges immer vorkommen und nach dem Launch oft genug per E-Flicken beseitigt werden. Oder die kleinen Nervigkeiten, mit denen man sich bei einem guten Spiel gerne arrangiert. Es ist das Szenario, das nicht konsequent genug mit Leben gefüllt ist.

Ubisoft Montreal stellt dem Spieler die beste erdenkliche Kulisse hin und baut in den ersten fünf Minuten, auf der Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt, eine derart bedrückende Atmosphäre auf, dass es einem mit zwei Fingern den Hals zuschnürt.

Ein Königreich für ein Pferd.

„Richtige“ Menschen, die trostlos ihrem Tagwerk nachgehen, ihr Vieh hüten und sichtlich unter der Knute der Möchtegern-Militärs zu leiden haben, kreuzen Euren Weg. Diese Welt ist ein Pulverfass. Jemand muss was daran ändern und Ihr wollt dieser Jemand sein. Sobald Ihr aber selbst spielt, ist von all den Opfern auf einmal, genau wie von den eingangs erwähnten Affen, Löwen und Elefanten, nichts mehr zu sehen.

Ab dann existieren in dieser riesigen Welt nur noch zwei Sorten Menschen: Gierige Questgeber und Feinde mit vollautomatischen Waffen, die sich auch gegenseitig bekriegen, ohne dass man APR von UFLL unterscheiden könnte. Arschlöcher und Täter. Man bekommt nie mehr so viel Grund, dieses Land retten zu wollen, wie am Anfang. Und hier liegt das ungenutzte Potential.

Das tropft wiederum theoretisch aus dem Online-Modus von Far Cry 2heraus. Praktisch kann ich das wegen der noch komplett verwaisten Server allerdings nicht mit Bestimmtheit sagen. Es gibt ein Erfahrungssystem und vier Spielmodi, von denen besonders die VIP-Eskorte interessant klingt. Sehr erfreulich mutet auch der unkomplizierte und gleichzeitig komplexe Leveleditor an, mit dem man seine Kreationen auf allen drei Plattformen schnell und einfach bauen, teilen und spielen können soll. Wenn das so funktioniert, wie ich mir das gerade vorstelle, könnte Far Cry 2 online ein sehr langlebiges Unterfangen werden.

So wie es ist, bleibt Far Cry 2 „nur“ ein kompetenter Shooter mit beeindruckender Technik und einigen glänzenden Gameplay-Einfällen. Dass er nicht mehr ist, liegt vornehmlich daran, dass das Setting nicht konsequent genug genutzt wurde. Mit relativ wenigen Änderungen hätte aus einem attraktiven Actionspiel leicht das größte Abenteuer dieses Jahres werden können. Wichtig und stilbildend.

Sei es drum: Im dicksten Dickicht ist das Spiel immer wieder stark genug, dass man ihm die meisten seiner Marotten verzeiht. Groß und weit wie der Kontinent, den es optisch so gekonnt vor dem Spieler ausrollt, spielt man es mit all seinen Eigenheiten einfach gerne zu Ende. Auch ohne Elefanten.

Far Cry 2 ist ab dem 23. Oktober für PC, PlayStation 3 und Xbox 360 erhältlich.

8 / 10

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