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Pinball M im Test: Ich hätte es eigentlich wissen müssen…

Schön, aber schal.

Physik und Präsentation sind so gelungen, dass man eine angenehme Kugel schieben kann. Spielerisch und audiovisuell sehen Tische von Zen gegenüber den Klassikern aber nach wie vor keinen Stich.

Ich weiß, ich weiß: Für einen Test von Pinball M ist es viel zu spät. Das kam immerhin schon vor einem halben Jahr heraus – auch wenn man sich durchaus fragen darf, warum eigentlich, da mit Pinball FX erst kurz zuvor die aktuelle Ausgabe der fast gleichnamigen Hauptserie veröffentlicht wurde.

Die hat allerdings ein M im Titel und das steht für Mature; die US-amerikanische Alterseinstufung „nur für Erwachsene“. Weshalb es niemanden wundern sollte, dass bisher nur solche Flippertische für Pinball M erschienen sind, die Horrorelemente enthalten oder in irgendeiner Form der Darstellung von Gewalt zugetan sind. Die hiesige Alterseinstufung schlägt daher ebenfalls ein Mindestalter von 18 Jahren vor.

Das sind ganz normale Flipper! Nur eben mit den Lizenzen von Dead by Daylight, The Thing, Chucky, Duke Nukem 3D und System Shock sowie demnächst noch Texas Chainsaw Massacre. Und einer dieser Tische, genauer gesagt System Shock, ist dabei der Grund, aus dem ich mir das Ganze in den vergangenen Tagen endlich mal angeschaut habe. Auch dieser Tisch wurde ja bereits im Februar veröffentlicht, aber wie es manchmal eben so ist…

Ich spiele System Shock also kurz an, habe ihn anschließend gekauft und was soll der Geiz: Ruckzuck befand sich auch das Viererpack mit den restlichen Flippern in meinem Warenkorb. Mit gut fünf Euro pro Tisch sind das für mein Empfinden schließlich sehr faire Preise. An der Stelle vielleicht der Hinweis, dass es immer schwer ist, über die virtuellen Flipper-Plattformen zu urteilen, da sie im Grunde nur ein Menü sowie die technische Basis beinhalten, während die Tische als DLC hinzugekauft werden müssen. Ohne die hat man ja wenig von der Plattform, sprich so richtig trennen kann man beides nicht, wenn es auch um das Gerüst als solches gehen soll.

In der Beziehung genießt Pinball M übrigens einen besseren Ruf als Pinball FX, das zwar denselben technischen Unterbau verwendet, für das man seine mit Pinball FX 3 gesammelten Flipper allerdings noch mal kaufen oder ein Abonnement abschließen müsste, um sie weiter zu verwenden. Das hinterließ bei Vielen einen bitteren Nachgeschmack, soll an dieser Stelle aber nur den Unterschied zu Pinball M klarmachen, wo weder Abo noch sonstige Käufe abseits der brandneuen Tische möglich sind. Das Alleinstellungsmerkmal tut dem „erwachsenen“ Ableger aber gut.

Für sich genommen ist Pinball M jedenfalls kostenlos, wobei Entwickler Zen Studios erneut einen Tisch quasi als Anheizer umsonst mitliefert. Irgendwie muss man ja klarmachen, was die neue Plattform drauf hat. Zusätzlich gibt es wie gewohnt von jedem weiteren Tisch eine Demo, die man beliebig oft drei Minuten lang spielen kann. Was verdammt wenig ist…

… sowie ein entscheidender Grund, weshalb aus meinem kurzen Reinschauen ein fünffacher Kauf wurde – und dann gleich noch dieser Test. Das hat man wohl davon, wenn Freizeit und Arbeit fließend ineinander übergehen.

Gibt Schlimmeres! Zumal Zen Studios das Flair der jeweiligen Lizenzen sehr originalgetreu einfängt. Gerade bei System Shock ist es eine Wohltat, der fiesen SHODAN beim ständigen Dissen des Hackers zu lauschen („Look at you, hacker…“) oder nur deshalb zweimal zu tilten, damit ihre unterkühlte Stimmverzerrung Drohungen wie „Insect, seize your meddeling!“ faucht. Dabei dient dem Flipper vor allem das Remake als Vorlage, nicht das ‘94-er-Spiel.

Die Horrorfilme sowie Duke Nukem 3D werden ebenso stimmungsvoll eingefangen, auch wenn ich mit diesen Serien weitaus weniger verbunden bin. Ich sag‘ mal so: Wenn der Duke fragt, vor welchem Beben (Englisch: Quake) er sich fürchten soll, dann ist das eine gelungene Anspielung. Ich wüsste allerdings, welches Quake ihm ganz locker die Leviten lesen würde!

Nicht zuletzt unterscheiden sich die bisher vorhandenen Tische stark genug voneinander, damit man nicht das Gefühl hat, einer davon wäre überflüssig. Am wenigsten mag das auf den kostenlosen zutreffen, dessen Spielfluss mich an The Thing erinnert – wobei man das im Umkehrschluss natürlich auch auf den kostenpflichtigen The Thing münzen könnte. Aber gut, gewisse Gemeinsamkeiten lassen sich bei Flippern letztlich kaum vermeiden und wirklich stören tut mich das nicht.

Abgesehen gefällt mir die sowohl für Pinball M als auch Pinball FX erweiterte Physik, da die Kugeln auf erfreulich nachvollziehbare Art rollen. Unter anderem ist ihr Gewicht jetzt stärker spürbar und besonders die Interaktion mit den Hebeln um einiges glaubwürdiger als zu den Anfangszeiten von Pinball FX 3. Erst die Williams-Tische fühlten sich zuletzt so gut an, dass der Unterschied zu denen nicht mehr allzu groß ausfällt.

Einen klaren Fortschritt erkennt man hingegen bei der Grafik, denn was sowohl FX als auch Pinball M aus Raytracing, HDR & Co. rausholen, das kann sich sehen lassen – übrigens auch auf den großen Konsolen, mindestens aber der PlayStation 5, auf der ich es zum Vergleich kurz angeschaut habe. Die moderne Beleuchtung ist traumhaft und ein klarer Fortschritt gegenüber dem Vorgänger.

Mit schwächeren PCs hat man davon natürlich weniger, zumal auf dem Steam Deck weder 120 Bilder pro Sekunde noch nVidias Reflex zur Verfügung stehen. Tatsächlich sackt die Bildrate öfters knapp unter die wichtige 60 und schafft bei Dead by Daylight sogar nur ungefähr 50. Das ist bei Flippersimulationen ähnlich problematisch wie in Rennsimulationen oder kompetitiven Shootern, weil man die Kugel dadurch nicht ansatzweise so genau spielen kann wie es vorgesehen ist.

Zusätzlich sollten Besitzer eines Steam Decks wissen, dass Pinball M zu jenen Spielen gehört, die ihre Einstellungen zusammen mit dem Spielstand in die Cloud schieben. Was nichts anderes bedeutet, als dass die Unterwegs-Version jedes Mal erst mit ungefähr 6 Sekundenbildern läuft, bevor man das Raytracing abgeschaltet hat. Testen solche Entwickler denn nicht wenigstens einmal gründlich auf dem Steam Deck, bevor sie die Qualitätssicherung abschließen? Ach, und spielt unbedingt im fensterlosen Vollbild, denn sonst seht ihr euch mit einer unsäglichen Eingabeverzögerung konfrontiert!

Und leider sind das nur die ersten der Schwächen, die zudem nur das Steam Deck betreffen. Eine weitere, ganz allgemeine sind einige der Perspektiven, bei denen die Kamera dem Lauf der Kugel folgt, um das Geschehen aus der Nähe zu beobachten. Nun benutze ich die nur, um Screenshots für Tests wie diesen zu machen – mir ist eine gute Übersicht bedeutend lieber. Auf jeden Fall bewegt sich die Kamera dann dermaßen langsam, dass die Kugel zum Beispiel beim Rollen nach unten kurz aus dem Bild verschwindet. An präzises Flippern ist dann freilich kaum zu denken.

Der zentrale Grund, aus dem Pinball M für mich nur ein mittelprächtiges Vergnügen ist, sind allerdings die von Zen Studios designten Tische. Und ich habe dieses Problem mit praktisch jedem davon seit die Ungarn Flipper gestalten, weshalb ich es umso bedauerlicher finde, dass in dieser Beziehung kaum eine Entwicklung stattfindet. Die virtuellen Zen-Flipper sind ja sowohl audiovisuell als auch spielerisch ausgesprochen dröge Angelegenheiten, wenn man sie mit namhaften Tischen vergleicht. So einförmig wie die Kugel hier rollt, ist das jedenfalls kein besonders aufregendes Vergnügen.

Pinball M - Test

Lasst mich das Pferd mal von hinten aufziehen: Um sicherzugehen, dass mir meine Erinnerung keinen Streich spielt, habe ich für den Test extra einige Tische aus der Williams-Kollektion hervorgeholt, die sowohl für Pinball Arcade als auch Pinball FX 3 und Pinball FX verfügbar sind. Und mein lieber Herr Gesangsverein! Was die alle paar Sekunden lang für ein Feuerwerk abfackeln…

Targets leuchten nicht nur auf, sondern quittieren jeden Treffer auch akustisch auf bedeutsame Art. Kombos über mehrere Rampen haben verschiedene Namen und werden auf der Matrix gefeiert. Immer wieder erhält man nach dem Treffen bestimmter Ziele gleich noch eine weitere Herausforderung für den nächsten möglichen Erfolg. Ständig ändert sich je nach Spielsituation die Beleuchtung und jede Mission hat ihre eigene Musik. Wenn das Thema in High Speed nach kurzem Aufbau endlich voll aufdreht, dann ist das alleine schon ein Moment, den man immer wieder erleben will.

Das alles fehlt mir bei Zen beziehungsweise Pinball M. Und redet das nicht klein! Was Pinball-Künstler damals in solche Choreografien gesteckt haben, hat nicht einfach nur Museumswert. Es ist schlicht unheimlich cool, im besten Sinne aufregend und pumpt Belohnungsstoffe durch den Körper, dass es ein Fest ist. Von mechanischen Teilen ganz zu schweigen, in denen mitunter Ideen stecken, vor denen man sich nur verneigen kann.

Liegt es also daran, dass Zen nun mal digitale Tische baut? Ich denke nicht. Zum einen hat die Pro-Pinball-Serie vor fast 30 Jahren schon gezeigt, dass eine ähnliche Qualität auch auf Computern möglich ist (ich hoffe, ihr spielt alle die als Pro Pinball Ultra erhältliche Neuauflage von Timeshock!) und zum anderen verwendet Zen ja durchaus ähnliche Elemente.

Im Kleinen fallen mir dazu die Aliens bei Duke Nukem ein, die als plastische Figuren aus dem Boden fahren und eine Zeitlang als Ziele dienen. Gerade das ist aber auch ein hervorragendes Beispiel für den Unterschied in der Designfreude. Denn wo bei Attack from Mars (ohnehin einer meiner Lieblingstische) irgendwann laut zitternde Aliens auf dem Tisch klappern, nachdem sie mit „Attaaack!“ ihren Angriff angekündigt haben, stehen hier in ein paar Ziele in einer Reihe – und das war’s gefühlt auch schon.

So läuft die Kugel recht gleichförmig umher. Es gibt relativ wenige Missionen und wenn doch, dürfen die sich kaum mit anderen Zielen überschneiden, obwohl das die Spannung mitunter noch erhöht. Vieles steigert irgendwelche Multiplikatoren, anstatt die „Story“ des Tischs voranzubringen und irgendwann ein großes Finale freizuschalten. Das Minispiel im oberen Bereich von System Shock ist schließlich so einfach, dass ich irgendwann kaum noch Bock darauf hatte.

Ja, die Sprachaufnahmen sind gelungene Zitate aus den lizenzierten Filmen und Spielen. Sie wirken aber müde im Vergleich zu den anfeuernden, albernen oder aufgeregten Sprüchen der großen Tische. Ähnliches gilt für den Soundtrack, der die meiste Zeit über an Fahrstuhlbeschallung erinnert und wie erwähnt aus nur wenigen Stücken besteht. Bei System Shock hat das sogar was für sich, weil es an das ruhige Erkunden von Citadel erinnert. Aber wenn der Multiball dann nur entfernt die famose Titelmelodie des ‘94-er-Klassikers zitiert, anstatt sich mit genau diesem Stück zu einem Höhepunkt aufzuschwingen, dann ist mir das zu wenig.


Aufgrund der Vertriebsstruktur ist Pinball M ausschließlich digital erhältlich. Während die Plattform selbst kostenlos ist und einen Tisch enthält, kosten alle weitere derzeit erhältlichen Tische gut fünf Euro.

  • Steam
  • Xbox
  • Epic Games Store
  • PlayStation Store
  • eShop

  • Die letzten Absätze klingen vermutlich schlimmer als es ist. Zumal ich als Vergleich natürlich einen Teil des Besten herangezogen habe, was es im Bereich des Flipperns überhaupt gibt. Und das grundlegende Design ist bei Zen ja durchaus stimmig, sonst hätte ich diese fünf Tische gar nicht erst gekauft oder gar mit diesem Test angefangen.

    Gleichzeitig finde ich es nur eben schade, dass ich dann schon wieder in diesen Trott geraten bin, wo Zen dem Gefühl nach quasi auf halber Strecke stehenbleibt und dieses Ding mit dem Flippern partout nicht ausreizt. Erfahrung sollte dort doch inzwischen zur Genüge vorhanden sein!

    Immerhin bin ich froh darüber, dass die Entwickler rein digitale Elemente inzwischen auf eine Art einbauen, die realen Elementen zumindest ähnlich sind. Es fliegen keine Hologramme mehr umher und wenn die Kugel mal von Tentakeln aufgefangen wird, dann könnte das in der Realität ein ganz normales Loch sein, das sich im Boden auftut. Von daher stört mich der bei Zen traditionell fehlende realistische Anspruch im Fall von Pinball M nicht so sehr, wie das in früheren Spielen der Fall war. Oder ich bin nur altersmilde geworden? Auf jeden Fall sehe ich die virtuelle Fantasie in diesem Fall als geschmackvolle Brücke zwischen Realität und Stromkreiskunst.

    Sehr sinnvoll finde ich nicht zuletzt tägliche Herausforderungen, bei denen man unter besonderen Bedingungen möglichst viele Punkte erzielen muss – mal innerhalb eines Zeitlimits, mal mit nur einem Ball, mal mit nur einem Hebel und mal noch anders. Es gibt auch dauerhafte Herausforderungen unter solchen Voraussetzungen sowie Turniere und in Zukunft außerdem von Zen veranstaltete Events. Wer will, kann also viel Zeit in Pinball M versenken.

    Ich selbst bin da eher Traditionalist und halte mich fast ausschließlich ans klassische Flippern. Denn ist das gut gemacht, gibt es in Sachen Arcade kaum etwas Besseres als so einen schrägen Tisch, mindestens zwei Hebel und was auch immer clevere Designer aus dieser Idee alles herauszuholen wissen. Auch wenn mir nach all den Jahren mit vielen Tischen von Zen hätte klar sein müssen, dass mich hier nicht der ganz große Plunge erwartet.

    Pinball M im Test – Fazit

    Stärken von Zen sind also erneut die überzeugende Physik sowie eine gelungene Anlehnung der lizenzierten Tische an ihre jeweiligen Originale. Vor allem das reale Spielgefühl sorgt dafür, dass sich das Flippern richtig gut anfühlt, und es macht viel aus, wenn man von SHODAN angepöbelt wird oder den Onelinern des Duke lauscht, bevor man in einer Art Light-Gun-Minispiel auf Aliens ballert. Das täuscht nur nicht darüber hinweg, dass man eine ermüdend gleichförmige Kugel schiebt, weil Zen weder audiovisuell noch spielerisch aufregende Tische erstellt hat. Im Kern ist deren Design nicht mal falsch. Doch in Sachen Abwechslung, Tempo und Aufmachung laufen die bisher erhältlichen Tische den namhaften Klassikern leider meilenweit hinterher. Wer gelegentlich mal eine ruhige Kugel um geliebte Filme oder Spiele schieben will, könnte sich bei Pinball M damit durchaus wohlfühlen. Waschechten Flipperfans dürfte das allerdings zu wenig sein.

    Pinball M
    PROCONTRA
    • Sehr überzeugende Ballphysik
    • Stilvolle Präsentation und film- beziehungsweise spielnahe Wiedergabe der Originale
    • Zahlreiche Herausforderungen, darunter ständig aktuelle Online-Wettbewerbe
    • Sehr simples Tischdesign mit weitgehend fadem Spielfluss
    • Etwas zu aufdringliches Freischalten von Verzierungen
    • Zahlreiche Herausforderungen, darunter ständig aktuelle Online-Wettbewerbe

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