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Final Fantasy I & II Anniversary

Herzlichen Glückwunsch?

Final Fantasy II Anniversary

Und wie sieht es mit dem Nachfolger zur Jugendliebe auf der PSP aus? Auf den ersten Blick genauso. Auch hier erwartet Euch die selbe gekonnt aufgehübschte Optik, ein ebenso liebevoll arrangierter Soundtrack und das gleiche Mehr an Komfort, das den Spielspaß steigert.

Das Problem besteht nur darin, dass der zweite Teil weit mehr Verfeinerung oder vielmehr eigentlich ein Design-Umdenken nötig hätte. Schon 1988 hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Und das, obwohl Square sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhte und für das Charaktererschaffungssystem eine eigentlich richtig gute Idee hatte. Und wie so oft bei solchen haperte es schwer mit der Umsetzung.

Statt des festen Schemas der Levelaufstiege über Erfahrungspunkte, sollten die vier Helden lernfähig sein und nur die Werte verbessern, die sie auch nutzten. Alle vier starteten ohne Klasseneinteilung als blanke Blätter. Drückt Ihr einem eine Axt in die Hand, wird er damit nach zahlreichen Hieben besser. Ein anderer wirft dem Bösen permanent Feuerbälle um die spitzen Orkohren und kommt so zum Titel des Magiers. Nicht per Auswahl, sondern durch Erfahrung.

Der Ansatz klingt wirklich gut, nur leider wurde er ein wenig zu konsequent verfolgt. Schnell zeigt es sich nämlich als nerviges Manko, dass Ihr die wertvollen Hitpoints für Eure Streiter nur dann bekommt, wenn sie Treffer einstecken. Was sie nicht tötet, macht sie halt stark. Und da Euch ja nun nicht jedes der zahllosen Zufallsmonster auch so richtig trifft, werdet Ihr irgendwann anfangen, Eure Kämpfer untereinander zuschlagen zu lassen, nur damit sie endlich ein paar mehr Treffer einstecken können. Schwerlich der Sinn eines Heldenlebens...

Alles, was Kriegers Herz begehrt: Rüstung, Waffen und Inn.

Um aber etwas Gutes über diese relativ einmalige Abwandlung des Hochlevelns im Final Fantasy–Universum zu sagen: Es gibt Euch wirklich alle Freiheiten der Charakterausprägung. Trotzdem zerbricht das Spiel fast an dieser Misskonzeption. Zu lange dauert es, zu viel Mühe macht es, zu geduldig müsst Ihr sein. Und das alles trotz eines ebenfalls heruntergeschraubten Schwierigkeitsgrades. Auf den NES war es ein Trip durch die Hölle.

Diese mehr als nur eine lästige Mühe wurde und wird aber belohnt. In Final Fantasy II erzählt Euch Square nämlich eine echte Geschichte. Mit allem, was dazugehört. Eure Charaktere haben ein Leben vor dem Spiel gehabt. Es gibt eine echte Nemesis mit einem persönlichen Bezug zu den Helden. Und ohne Euch irgendetwas zu verraten, die Handlung enthält genug Dramatik und Wendungen, um Vergleiche mit hochwertiger Konkurrenz nicht scheuen zu müssen. Blue Dragon hängt sie jedenfalls jeden Tag ab. Selbst wenn es einen Vorsprung bekommt.

Alles ist dabei. Ein Prinz, eine Prinzessin, mehrere Könige, eine Piratenbraut, Luftschiff-Cid, ein verlorener Freund, der Euch in der Stunde größter Not beisteht, ein böses Imperium, Rebellen, Liebe, Verrat, Rache. In Stichpunkten aufgelistet hat Shakespeare auch kaum mehr im Repertoire. Und vor allem zeigen Eure Recken Persönlichkeit, wenn sie miteinander plauschen und nicht länger als rein Eurer Phantasie überlassene Entitäten auftreten.

Es ist gut, den Behemot in der 'Defeated'-Kategorie abheften zu können.

Ein eigenes kleines Notizbuch ist dabei mehr noch als im ersten Teil von essentieller Wichtigkeit, solltet Ihr ein paar Tage pausieren. Kein Questlog wird Euch daran erinnern, wo Ihr eigentlich gerade hin wolltet und auch das eigentlich schicke und seinerzeit innovative System der Schlüsselwörter wird Euch dann mehr verwirren als unterstützen. Interessante Worte markiert das Spiel und bietet sie an, wenn Ihr mit NPCs ein Schwätzchen haltet. Den meisten fällt dazu letztendlich nicht viel ein, trotzdem gibt es Euch die Illusion von mehr Storyinteraktion. Und schon das ist keine schlechte Sache. Zumal die Texte, trotz einiger grammatikalischer Aussetzer, spritzig zu lesen sind.

Und last but not least bietet der zweite Teil eine große Neuerung, die uns bis heute verfolgt, inzwischen eigene Spiele bekam und sich als Plüschtier auf dem Regal genauso gut macht wie auf den Schlachtfeldern von Tactics: Der Chocobo! Unser gelber gefiederter Freund verbirgt sich gut, aber wie immer lohnt sich die Suche. Versprochen.

Final Fantasy II fiel schon damals „dank“ des neuartigen, aber leider fehlgeleiteten Steigerungssystems gegenüber dem Vorgänger ab und daran hat sich nichts geändert. In fast allen anderen Punkten kann das Spiel punkten, aber solltet Ihr nicht zum ganz harten Kreis der Fans gehören und einfach nur mal probieren wollen: Nehmt Teil 1.

Oder sucht Euch gleich eines der zahllosen Rollis der letzten beiden Dekaden, wo gute Story und Levelaufstiege zusammen angeboten werden. Weder die nette Geschichte noch die Chocobos wiegen die unendliche Mühe auf, die Euch das Leveln bereiten wird. Aus gutem Grund verabschiedete sich Square in Teil 3 davon und kam nie wieder darauf zu sprechen...

Final Fantasy I und II sind exklusiv, zumindest in der Anniversary-Ausgabe, für die PSP zu haben. In englischer Sprache und deutschem Handbuch, wie die Packung auf der Rückseite sehr kleinlaut verkündet. Also wirklich nur für Englischkundige.

6 / 10

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