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Siren: Blood Curse Chpt. 1-3

Lass' die Sirenen singen...

Der Kampf ist Survival-typisch grobschlächtig, träge und intensiv geraten. In einer Mission verliert Howard seine Begleitung, die junge Miyako, die Ihr vor dem Opfertod in Sicherheit bringen müsst. Durch die Augen der Shibito sieht er, dass sie sich in einem alten klapprigen Schuppen verrammelt, durch deren Ohren hört er Miyakos Schreie. Was er ebenfalls mitbekommt ist, dass die Shibito mit vereinten Kräften versuchen, in diesen Schuppen zu kommen.

Während dieser dramatischen Szenen kauerte ich knapp hundert Meter entfernt bis zu den Knien im Schlamm eines Reisfeldes unter einem blutroten Himmel – mit nichts weiter als den bloßen Händen bewaffnet. Fast schon in Panik rannte ich durch die von Nebelschwaden durchzogene und unheimlich zerklüftete Landschaft, bis ich endlich ein Beil fand, das an einen Baumstumpf lehnte. Am belagerten Verschlag angekommen, näherte ich mich schwerem Puls und fast ohne zu atmen von hinten den Shibito und zerlegte den ersten mit einem brutalen Hieb ins Kreuz – die anderen, längst in Rage geratenen Untoten bemerkten mich noch nicht, doch die Angst blieb.

Mit einem dumpfen Klatscher fiel auch der zweite dämonische Reispflücker in den Schlamm, bevor ich mich mit schon schmerzhaft regloser Miene dem letzten Shibito zuwandte. Gerade als dieser die Tür eintrat und Miyako schreiend zusammenzuckte, holte ich aus und versenkte mein schartiges Werkzeug in der Hinterseite ihres Angreifers. Miyako war gerettet, Howard stand blutüberströmt da – und ich war mir sicher, gerade das intensivste und schockierendste Spielerlebnis seit der Blütezeit der Horrorgames erlebt zu haben.

Sam Monroe ist auf der Suche nach seiner Tochter und fragt mal eben nach dem Weg.

Das Zusammenspiel von nervenzerreissendem Sound, gespenstischem Setdesign, den gutturalen Shibitostimmen und der exzellenten Visualisierung von Gefahr erzeugt regelmäßig schrecklich-zeitgemäße Horrorstimmung. Und daran hat der Verzicht auf Bildschirmanzeigen einen großen Anteil. Nähert sich ein Shibito, beginnt das Bild sich zu verfärben – wie eine Filmrolle, die stellenweise überbelichtet wird und kurz davor ist, vom Projektor verkokelt zu werden – und der stampfende Herzschlag des Protagonisten treibt auch den Puls des Spielers in die Höhe. Alles wirkt unheimlich unmittelbar und wie aus einem Guss. Sollte man aber doch einmal die Orientierung verlieren, kann man immer noch im Pausenmenü die exzellente 3D-Karte einsehen.

Siren hat noch so viel mehr zu bieten. Das Episodenformat, das das Tempo der Story auf konstant hohem Niveau hält, sorgt mit den sich überkreuzenden Handlungssträngen für einiges an Abwechslung. Wenn Sam Monroe eine Pistole findet, spielt sich das eben ganz anders, als wenn man unter den Zöpfen von Vorschülerin Bella Mutterseelenallein durch ein zombieverseuchtes Krankenhaus huschen muss und zum Verrecken den richtigen Weg einfach nicht findet.

Außerdem hat das Spiel eine ebenso eigenwillige wie interessante Art, Euch zu belohnen. So erhaltet Ihr etwa nach einem Abschnitt das Handy von Reporterin Melissa. Schaut Ihr es Euch im Archiv-Unterpunkt des Hauptmenüs an, entdeckt Ihr auf der Mailbox noch drei gespeicherte Nachrichten, die Ihr abhören könnt. Howards Schülerausweis hingegen enthält einen dezenten Hinweis auf dessen Weblog, der unter der genannten URL tatsächlich im Internet zu finden ist.

Schusswaffen kommen bislang eher selten zum Einsatz. Das genaue Zielen übernimmt der Charakter für Euch.

Diese Gimmicks statten die Charaktere bis hierhin auf tolle Art und Weise mit Hintergrund aus, anstatt ihn plump in die Haupthandlung des Spieles zu quetschen. Viele Dialoge offenbaren dadurch im Nachhinein sogar noch eine tiefere Bedeutung. Einfach toll.

Wer es also bis hierhin noch nicht gemerkt hat: Ich bin bislang schwer begeistert von Siren: Blood Curse. Bei einigen Sachen merkt man ja erst, wie sehr sie einem gefehlt haben, wenn sie wieder auftauchen. Ich jedenfalls habe nach den ersten drei Kapiteln von Sonys Horrorballade zum No-Brainer-Preis wieder richtig Lust auf bitterböse, todgruselige Überlebensspiele bekommen – ja ich fühlte mich sogar angenehm daran erinnert, wieso ich dieser Sorte Spiele damals überhaupt verfallen bin. Technik, Aufmachung und Inhalt stimmen einfach – und das ist in dieser Preisklasse alles andere als selbstverständlich.

Die Meinung zur Vollversion lest Ihr rechtzeitig zum EU-Start. Die Chancen stehen allerdings ziemlich gut, dass sich an dem Neuner da unten nichts mehr ändern wird. Wer’s nicht runterlädt, um zumindest die ersten drei Episoden auszuprobieren, hat entweder keine PS3, ist unter 18 oder Vorsitzender der Shibito-Rechtsbewegung. Eine andere Entschuldigung für Horror-Liebhaber zählt nicht.

Siren: Blood Curse erscheint am 24. Juli.

9 / 10

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