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Tekken 6

Rückkehr einer Legende

Recht peinlich wird es, wenn ihr die Kampagne startet. „Wir legen auf diesen Spielmodus besonderen Wert. Für uns ist er das Herzstück der Konsolenversion“, hatte Chef-Entwickler Katsuhiro Harada noch auf der Spielemesse gamescom im August gegenüber Eurogamer betont, als es um diesen Bonus zur Spielhallenfassung ging. Allerdings unterbietet bereits die Optik des vermeintlichen Herzstücks die der Zweikampfarenen noch einmal deutlich.

Die Szenerie mit dem Wohlfühlfaktor einer ostdeutschen Plattensiedlung ließe sich vielleicht noch verschmerzen, aber auch der Spielablauf ist letztlich nur eine unkomfortabel steuerbare Kopie von Durchlaufprügler Final Fight – mit Klongegnern und eng begrenzten Level-Schläuchen. Unterbrochen wird das etwa 40 Akte währende Trauerspiel mit extrem vielen, extrem langen und extrem komplizierten Zwischensequenzen. Wofür? Mal ehrlich, die Story von Prügelspielen interessiert doch die meisten Zuschauer genauso brennend wie die eines Pornofilms ...

Nur wer die Kampagne abschließt, darf bei den Gefechten seiner Spielfiguren lustige Comic-Lautworte wie „Blam!“, „Pow!“, „Bam!“ aktivieren. Dummerweise lassen sich in besagter Kampagne die meisten Kostüm-Alternativen sowie Abspannvideos für eure Kämpfer freispielen. Auch viele Erfolge liegen hier begraben. Schwamm drüber. Denn der Rest des Spiels bietet gewohnte Tekken-Qualität. Offline dürft ihr antreten gegen andere Spieler, Teams, die Uhr, so viele Gegner ihr mit einer Energieleiste besiegt und gegen Geistercharaktere. Ihres Zeichens computergesteuerte Gegner mit individuellen Namen, zum Beispiel Ebenbilder eurer Bekannten aus der Freundesliste.

Nur in der Kampagne dürft ihr den Riesenroboter NANCY-MI647J steuern.

Im Arcade-Modus lassen sich die neun Levels des Spielhallenoriginals nachspielen. Inklusive des Endkampfs gegen den Riesendämon Azazel. Das Besondere an diesem Tekken-Teil ist, dass ihr von Beginn an jede der 40 spielbaren Figuren wählen dürft. Ein Pluspunkt, denn wer etwa gerne mit Bosscharakteren wie Jin Kazama antritt, kann das jetzt jederzeit. Kein mühevolles Freispielen mehr, keine bösen Überraschungen bei Auswärts-Kämpfen.

Die sechs Neuzugänge der Kämpferriege fügen sich erfreulich harmonisch ins Gesamtbild ein. Alisa ist ein Cyborg, der fliegen und den Kopf in eine Bombe und die Arme in Kettensägen verwandeln kann. Bob reimt sich nicht nur auf Blob, sondern auch die Körperfülle des Karate-Meisters passt wie Faust aufs Auge. Leo, die Kämpferin mit dem deutschen Migrationshintergrund, ist eine Alleskönnerin, mit der sich leicht Gegner in der Luft jonglieren lassen. Der spanische Macho Miguel hat ordentlich Wumms in Füßen und Fäusten. Etwas weniger durchschlagkräftig kommt Handyjunkie Lars daher, ein weiterer Abkömmling des Tekken-Altmeisters Heihachi. Der letzte Neuzugang ist nicht nur optisch einer der ansprechendsten: Zafina verrenkt sich grazil, ihre Bewegungen erinnern an einen Mix aus Schlange und Spinne. Sexy und auch irgendwie beängstigend.

Der Online-Modus von Tekken, inklusive Ranglistenspielen und Freundschaftsmatches, ist allerdings ein zweischneidiges Schwert. Je nach Verbindung laufen die Zweikämpfe zwar oft sehr gut, manchmal aber auch im Schneckentempo – Verbindungsaussetzer inbegriffen. Hier hat die Xbox 360 mehr zu kämpfen als die PS3. Für Experten ist das etwas bedauerlich, aber ein Patch befindet sich angeblich bereits in Arbeit. Vielleicht wird dann auch der fehlende Kooperativ-Modus für die Kampagne mitgeliefert, das könnte dem Langweiler doch noch etwas Auftrieb verschaffen.

Schönes Detail: Die Figuren hinterlassen Spuren im Schnee.

Nichtsdestotrotz: Tekken 6 liefert vom abwechslungsreichen Figurenkader bis hin zum erstklassigen Kampfsystem ein tolles Prügel-Gesamt-Paket. Allerdings ist das Spiel, zumindest für Um- oder Neueinsteiger, ein Spätzünder, dessen hohes Niveau sich erst nach einer Weile erschließt. Die verkorkste Kampagne sollte man nicht überbewerten. Solche Bonusspielmodi gab es bereits früher, nur wurden diese damals nicht zum Herzstück des Spiels hochgeredet und aufwendig mit tausend Zwischensequenzen in den Sand gesetzt - keine Ahnung, welcher Floh Bandai Namco da gebissen hat.

Die Hauptsache ist, dass Tekken weiterhin gekonnt seine Qualitäten zur Schau stellt. Sein stimmiges Kampfsystem, das nach wie vor das alte Haudrauf-Flair verbreitet und aufreibende Vs-Rangeleien für viele, viele Abende bietet. Klasse auch, dass alle Kämpfer von Anfang an zur Verfügung stehen. Wenn jetzt noch der Online-Modus etwas zuverlässiger funktioniert, bin ich mehr als zufrieden. Tekken 6, du bist mein Geld wert!

Tekken 6 ist erhältlich für PlayStation 3 und Xbox 360, gegen Aufpreis auch als Limited Edition oder mit Arcade Stick.

8 / 10

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