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Space Colony: Steam Edition - Test

Sims im Weltraum.

Firefly kann auch noch etwas anderes als Stronghold, wie dieses ordentliche Remaster zeigt. Einzig an der Langzeitmotivation hapert es.

Den Namen Firefly verbinden die meisten wohl mit der genialen, aber viel zu früh eingestellten Serie von Joss Whedon. Sucht ihr bei Google danach, besteht daran wohl kein Zweifel. Aber Firefly ist natürlich auch noch ein Entwicklerstudio, das man hauptsächlich wegen der Stronghold-Reihe kennt. Und obwohl sich die Londoner über die Jahre hinweg hauptsächlich bei den mittelalterlichen Strategiespielen verschrieben, versuchten sie sich nebenbei auch mal an etwas Anderem. 2006 veröffentlichte man etwa CivCity: Rome, drei Jahre zuvor Space Colony.

Und Letzteres greift man nun noch einmal auf und veröffentlichte es neu auf Steam. Ihr könnt euch das in etwa so vorstellen wie bei der HD Edition von Age of Empires 2 oder den Extended Editions von Age of Mythology und Rise of Nations. Es ist kein komplettes Remake, vielmehr bringt man den Klassiker in einer etwas aufgehübschten Fassung in das moderne PC-Zeitalter.

Aber was genau ist Space Colony eigentlich? Nun, falls euch das Spiel gänzlich unbekannt ist: Space Colony ist so etwas wie eine Mischung aus Aufbaustrategiespiel und Die Sims. Einerseits geht es darum, dass ihr eine Weltraumkolonie errichtet, und euch darum kümmert, dass diese nicht vor die Hunde geht. Und obendrein müsst ihr noch dafür sorgen, dass sich eure Bewohner beziehungsweise Arbeiter wohlfühlen.

Touristen spülen zusätzliches Geld in eure Kasse.

Also kümmert ihr euch neben elementaren Dingen wie Luft und Energie auch um die Nahrungsversorgung, müsst aber ebenso für Schlafgelegenheiten, Freizeitaktivitäten oder Tourismus sorgen. Dazu errichtet ihr beispielsweise Farmen mit Weltraumhühnern oder baut die Pflanzenwelt des jeweiligen Planeten ab, um eine grundlegende Nährstoffversorgung zu gewährleisten. Weiterhin beschäftigt ihr euch mit dem Abbau von Rohstoffen, die ihr wiederum verkaufen könnt, um den Ausbau eurer Kolonie zu bezahlen - irgendwie muss das Ganze ja finanziert werden.

Kurz gesagt: Alles muss ineinandergreifen, damit der Ablauf reibungslos funktioniert. Wenn es an Nahrung fehlt, bekommen eure Bewohner schon mal schlechte Laune oder werden leicht aggressiv. Mitunter hilft da nur ein kleiner Aufenthalt in der Arrestzelle, um die Gemüter wieder zu beruhigen. Jede Person verfügt übrigens über eine gewisse Fähigkeit, ihr könnt also nicht jedem x-beliebigen Charakter auch jede Arbeit zuteilen. Es ist allerdings möglich, sie bestimmte Grundfähigkeiten trainieren zu lassen, damit sie etwa Rohstoffe abbauen können, was aber wiederum Geld kostet.

Je glücklicher die Leute sind, desto besser und länger arbeiten sie. Es ist daher unabdingbar, dass ihr sie regelmäßig im Auge behaltet und euch um ihre Bedürfnisse kümmert. Mitunter wünscht ihr euch allerdings, dass das Spiel euch ein wenig besser darauf aufmerksam machen könnte. Ein kleines Symbol über dem Kopf eines Bewohners bemerkt man nicht immer auf den ersten Blick, eine kleine Warnung am Bildschirmrand wäre da schon nützlicher. Da hilft auch die neue Möglichkeit, die gesamte Karte im Blick zu haben, nur bedingt weiter.

Sogar Weltraumgolf könnt ihr eure Bewohner spielen lassen.

Space Colony bietet euch dabei verschiedene Spielmodi an, mit denen ihr euch je nach Lust und Laune beschäftigen könnt. Im Kampagnenmodus erwarten euch mehr als 80 Missionen, die sich in eine zivile und eine militärische Kampagne aufteilen. Gleichermaßen bringt man euch das Spiel und dessen Spielmechaniken damit Stück für Stück näher. In der zivilen Kampagne geht es mehr darum, Geld zu verdienen und sich um die Bewohner zu kümmern, während ihr es im militärischen Teil zusätzlich mit Außerirdischen zu tun bekommt und eure Kolonie schützen müsst, wozu euch beispielsweise Verteidigungsanlagen zur Verfügung stehen.

Jedenfalls müsst ihr in der Kampagne stets ein paar spezifische Aufgaben erfüllen, um die Mission erfolgreich abzuschließen. Ganz zu Beginn sind das noch simple Dinge, wie das Sammeln von einigen wenigen Nährstoffvorräten oder die Zuteilung einer Person zu einem bestimmten Beruf. Manchmal kann das eine echte Herausforderung sein, denn auch in kritischen Situationen folgen die Bewohner vornehmlich ihren Bedürfnissen. So könnte es passieren, dass einer von ihnen, der gerade ein Verteidigungsgeschütz bedient, mitten im Kampf eine Essenspause einlegt - was in dem Fall aber eher schlechtes Design statt eine Herausforderung darstellt.

Alles in allem motiviert euch die Kampagne zwar mit ihren Zielen, nimmt aber wiederum nicht wahnsinnig viel Zeit in Anspruch. Aber es gibt ja noch mehr. Einerseits den Sandbox-Modus, in dem ihr frei Schnauze drauflos baut. Ihr wählt einen von mehreren Planeten und schaut dann zu, wie eure Kolonie wächst und gedeiht. Im Galaxie-Modus springt ihr von Planet zu Planet und von System zu System, wo ihr wiederum verschiedene Missionen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen erfüllt.

Das Problem im Sandbox-Modus ist, dass eigentlich relativ wenig passiert. Und genau das ist der Vorteil der Kampagne. Hier habt ihr Ziele, Motivation. Im freien Spiel lässt die Motivation irgendwann nach und es gibt eigentlich keinen echten Grund mehr, um noch weiterzumachen. Wie in den Stronghold-Spielen gibt es übrigens auch hier einen Karteneditor, mit dem ihr eigene Planetenoberflächen und sogar Kampagnen erstellen könnt. Und dank des Steam Workshops findet ihr diese einfacher und bequemer, als das bislang möglich war. Es ist natürlich nicht das einzige Steam-Feature, das seinen Weg in die Neuveröffentlichung gefunden hat. Ob nun Achievements, Sammelkarten oder die Steam Cloud, das Übliche ist dabei.

Je nach Mission verteidigt ihr eure Kolonie gegen Aliens.

Was die technische Qualität der Steam Edition betrifft, gibt es wenig zu bemängeln, wobei das wiederum davon abhängt, was ihr erwartet. Den Entwicklern sind schließlich Grenzen gesetzt, was das Aufhübschen eines 2D-Spiels anbelangt, denn ab einem bestimmten Punkt müsste man alles wohl komplett neu aufbauen. Aber da kein Engine-Wechsel vorgesehen war, bleibt es bei hochauflösenderen Texturen und 2D-Sprites, die Animationen wurden verbessert und ihr könnt natürlich in einer höheren Auflösung spielen. Man merkt dem Spiel seine Wurzeln an und manch einer würde sicherlich argumentieren, dass es dadurch seinen ursprünglichen Charme behält, aber hässlich ist es im Gegenzug auch nicht - okay, vielleicht ein paar der Charakterporträts, aber der Rest ist in Ordnung.

Die Steam Edition von Space Colony ist eine interessante Reise in die Vergangenheit, genauso wie es schon andere Remaster vor ihr waren. Aber ob es über einen gewissen Nischenkreis hinaus noch ansprechend ist? Für ein modernes Spiel fehlen Space Colony weiterhin hier und da einige Komfortfunktionen, zum Beispiel eine bessere Übersicht über bestimmte Probleme der Kolonie, die man in modernen Spielen einfach erwartet. Dinge, die zum Beispiel offensichtlicher und nicht ausschließlich anhand von Symbolen erklärt werden.

Obendrein mangelt es dem Spiel besonders im Sandbox-Modus doch an Langzeitmotivation. Vor allem die Kampagne wird euch eine Weile bei Laune halten, aber irgendwann stellt sich einfach eine gewisse Form von Routine ein, die mitunter in Langeweile umschlägt, während das immer gleiche Musikgedudel im Hintergrund schnell zu nerven anfängt. Space Colony ist kein schlechtes Spiel, mehr Abwechslung hätte ihm jedoch nicht geschadet. Letzten Endes ist es ein Titel, den ihr nicht zwingend besitzen müsst, denn egal ob ihr nun eher den Aufbaupart mögt oder euch lieber um die Bewohner kümmert, für beides gibt es mittlerweile bessere Alternativen. Wenn ihr aber auch früher schon Gefallen daran gefunden habt, könnt ihr in die Steam Edition sicher wieder die eine oder andere Stunde investieren - selbst wenn es nur aus nostalgischen Gründen ist.

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