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SBK 09: Superbike World Championship

Modifiziertes Vorjahresmodell

Da nicht jeder ein Diplom als Mechaniker vorweisen kann, agiert Ihr buchstäblich mit Eurem Team. Egal ob nun in der Meisterschaft oder an einem einfachen Rennwochenende – fahrt Ihr nicht, gewährt das Spiel einen Einblick in die eigene Garage. Mechaniker arbeiten an ihren Laptops, das eigene Moped steht mit überstülpten Heizdecken aufgebockt in der Mitte.

Das ist nicht nur atmosphärisch, sondern auch noch einmalig im Genre. Man fühlt sich als Teil des Teams und nicht als gelangweilter Cursor in einem sterilen und seelenlosen Menü. Wer mag, schraubt nun eigenhändig an seinem Gefährt herum, oder aber bittet seinen Ingenieur um Rat. Der nette Herr mit dem womöglichen Abschluss in Atomphysik hat nicht nur einiges über die Feinheiten der einzelnen Kurse zu verraten, sondern stellt auf Wunsch auch das Motorrad optimal auf Rennen oder Qualifying ein.

Bockt die Kiste trotzdem herum, wählt Ihr aus einem rudimentären Dialogsystem Euer Problem – in den Kurven übersteuert das Bike, das Hinterrad rutscht weg, es fehlt an Höchstgeschwindigkeit, etc. – und der als Ingenieur getarnte Atomphysiker macht sich an die Arbeit. Die Kehrseite der Medaille: Es geht bei größeren Einstellungen viel der eigentlich benötigten Trainingszeit verloren. Eigentlich deshalb, da es sich wohl auch in Italien herumgesprochen hat, dass Rennsimulationen in irgendeiner Form Realitätslücken aufweisen müssen.

Und damit meine ich nicht verkorkste Regenrennen wie in Race Pro. Im Gegenteil: Diese fühlen sich wie Schlittschuhfahren auf frisch polierten Eis an. Es sind kleinere Logiklücken wie etwa die Tatsache, dass Euch unendlich viele Reifensätze zur Verfügung stehen. Stürzt Ihr und beschädigt die Maschine, erzählt der Ingenieur etwas von schweren Beschädigungen, die eine gewisse Zeit zur Reparatur benötigen. Pustekuchen! Sobald Ihr in die Box zurückkehrt, ist Euer Maschinchen runderneuert und sofort einsatzbereit. Ohne Zeitverlust versteht sich.

Nur für Profis: In der Ego-Perspektive wird das Fahrgefühl noch intensiver.

Am unlogischsten ist aber, dass Euch während der Superpole-Session unendlich viele Versuche zur Verfügung stehen; zusätzlich fahren alle Biker gleichzeitig unterwegs. In der Realität ist hier Einzelzeitfahren mit jeweils nur einem Versuch angesagt. Solche Realitätslücken sind für ein Spiel mit offizieller Lizenz zwar nicht verzeihlich, spätestens nach dem ersten hart umkämpften Sieg drückt man aber gerne ein weinendes Auge zu – und hofft auf Besserung im etwaigen Nachfolger. Immerhin jubeln die drei schnellsten Fahrer auf dem Podest, während im Hintergrund ein Teil der Nationalhymne des Siegers gespielt wird.

Im Gegensatz zu MotoGP zieht sich während der Rennen das Starterfeld nicht allzu weit auseinander. Je nach Strecke ist sogar regelrechtes Pulkfahren angesagt, in dem jeder misslungene Überholversuch bittere Konsequenzen mit sich zieht. Das Spiel spricht während der Ladezeiten zwar von individuell angepasster Verhaltensmuster der einzelnen Fahrer, aufgefallen ist mir davon aber überhaupt nichts. Trotzdem fahren Eure Konkurrenten aggressiv, drücken und stoßen in einem gewissen Toleranzbereich, überholen aber auch taktisch klug und vollführen nachvollziehbare Fehler. So ist es eine wahre Genugtuung zu erleben, wie ein Suzuki-Pilot mit dem stärksten Motor im Fahrerfeld kurz vor Ende in der Ascari-Schikane von Monza den Asphalt küsst.

Neben der penetranten Werbung für das neue Alfa Romeo-Modell ist auch in SBK 09 der Herausforderungs-Modus erneut mit an Bord. Abseits einfacher Aufgaben wie lange Drifts oder schnellen Rundenzeiten sind es vor allem die Szenarien, die am meisten Spaß machen. Hierbei übernehmt Ihr beispielsweise in der vorletzten Runde eines Rennens die Kontrolle über Max Neukirchner und müsst trotz nachlassender Bremsen noch das Podium erreichen. Je nach Platzierung gibt’s als Präsent eine von vier Medaillen. Wer Platin erreicht, zieht eine Karte und bekommt so Bilder echter Grid Girls oder gar realer Rennszenen geschenkt. Oder aber – kein Witz – Bilder des neuen Alfa Romeo. Product placement at it's best.

Replays lassen sich leider nicht abspeichern.

Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, die Bewertung von SBK 09 – Superbike World Championship wäre leicht gewesen. Für den italienischen Entwickler Milestone ist es ein wahres Armutszeugnis, dass sich gegenüber dem Vorjahr bis auf zwei minimale Änderungen rein überhaupt nichts getan hat. Freilich, man könnte nun damit argumentieren, dass das HUD, das allgemeine Design sowie die Integration der Online-Meisterschaft neu wären. Sind sie auch, doch es wäre ein schlechtes Argument. Denn der Rest des Spiels, der ist nahezu identisch.

Und letztlich ist es genau dieser Punkt, über dem Ihr Euch im Klaren sein müsst. SBK 09 erinnert zu sehr an ein modifiziertes Supberike aus dem Jahr 2008. Optisch könnte es ein Facelifting vertragen und im inneren schlummert das alte, wenn auch noch immer hervorragende Gameplay. Bei den Realismuslücken müssen aber wie auch letztlich bei der Wertung beide Augen fest zugedrückt werden – und deshalb steht hier eine 7 und keine 6.

Die Superbikes rasen in die deutschen Händlerregale am 29. Mai 2009 für Xbox 360, PS3, PSP und PC.

7 / 10

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