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The Golden Compass

Beleidigung für alle Sinne

Pan verfügt über vier unterschiedliche Tier-Formen, mit denen er Lyra zusätzliche Fähigkeiten verleiht. Als Hermelin entdeckt er Story-relevante Punkte und hilft ihr, über Balken zu balancieren. In Form eines Faultiers könnt Ihr Euch mit seiner Hilfe von Stange zu Stange schwingen, mit dem Falken über Abgründe gleiten und mit der Wildkatze einen Sprint einlegen und klettern. Klingt alles recht nett, allerdings ist der Einsatz dieser Fähigkeiten leider nur an speziell vorgegebenen Stellen möglich. Wie bei kaum einem anderen Spiel verblasst somit die Illusion einer lebenden Welt schon nach wenigen Minuten.

Im Jordan College verkommt der Titel obendrein zu einer Mini-Spiel-Sammlung, die vielleicht gerade noch so für Kinder in Ordnung geht, aber die ältere Fangemeinde dieser recht erwachsenen Thematik vor den Kopf stoßen wird. Wobei: Für Kinderhände ist das Ganze vielleicht auch nicht zu empfehlen, da sich die Spielchen mitunter schwer meistern lassen. Und was zum Beispiel das Einfangen von grünen Bällen mit Lyras einmaliger Rhetorik zu tun hat, erschließt sich wahrscheinlich nur den Entwicklern. Besonders ernüchternd ist neben der lieblosen Umsetzung mit all ihren inhaltlichen und technischen Fehlern der fehlende Bezug zur Geschichte. Die Erzählstruktur wird wie eingangs erwähnt fast vollkommen aufgelöst und durch viel zu viele Filmsequenzen angereichert. Der Titel spoilert dadurch massenhaft magische Momente, ohne der Story gerecht zu werden.

Wild wechselt das Spiel ununterbrochen das Genre, lässt Euch Vogeldreck auf einem Schiff entfernen, verzweifelt einen Weg zu einer Katze finden und landet am Ende doch wieder in der Arktis. Wie entfesselt bombardieren die Entwickler Euch ständig mit neuen, halbherzigen Spielideen, die nahezu jeden Abschnitt quälend in die Länge ziehen. Diese Konzeptlosigkeit wird nur durch die vielen Fehler übertroffen, die für ungewollte Blick unter das Texturkleid sorgen. Die Kamera geriet dabei einmal so außer Kontrolle, dass ein Weiterspielen praktisch unmöglich war. Auf dem Schiff in die Arktis verschwand sie im Boden und statt Lyra war nur Wasser und seltsame Polygongebilde zu sehen, die wahrscheinlich ein Schaufelrad darstellen sollten.

Schwache Texturen, hässliche Modelle.

In dem Durcheinander von halbherzigen Ideen und technischen Problemen gehen die wenigen guten Ideen vollkommen unter. So ist es Shiny gelungen, zumindest den Einsatz des Alethiometers einigermaßen sinnvoll auf den Bildschirm zu bannen. Mit diesem Gerät, dem Goldenen Kompass, kann Lyra die Zukunft voraussagen und sich so wichtige Fragen beantworten. Doch um das komplexe Gerät zu verstehen, müsst Ihr die dargestellten Symbole entziffern, deren Bedeutungen überall in der Spielwelt verstreut sind. Mit etwas Fantasie gelingt es, Zusammenhänge zu erahnen und so wichtige Fragen zu beantworten. Leider versteckt sich diese Funktion tief im unübersichtlichen Tagebuch, das bei der Suche nach der nächsten Aufgabe kaum behilflich ist.

Übrigens wäre die Grafik auch ohne die massiven Clipping- und Kamera-Fehler eine Katastrophe. Tanja meinte im Vorbeigehen nur: "Warum spielst du die Xbox 1-Version?" Der absolute Höhepunkt des Horror-Kabinetts ist aber die Darstellung der wunderhübschen Nicole Kidman aka Mrs. Coulter. Die Entwickler haben die australische Schönheit so sehr verunstaltet, dass man die Dame kaum noch wieder erkennt. Nur mit viel Phantasie. Schlackernde Ärmchen, magersüchtiges Antlitz - die volle Riege der Hässlichkeit.

Irgendwie erinnert mich das Schiff an das Spiel.

An dieser Stelle erst einmal eine Entschuldigung an meine fleißigen Kollegen. Wenn Boogie und Beowulf nur ansatzweise so katastrophal waren, habe ich Golden Compass wirklich verdient. Das Spiel ist solch ein Reinfall, dass es mir schwer fällt, die Dramatik in Worte zu fassen. Am Ende bleibt mir nichts anderes übrig, als magere 2 Punkte zu ziehen, die es einmal für das Alethiometer und für den süßen Pan gibt. Der Rest ist ein übles Machwerk, vor dem selbst Hardcore-Fans schreiend Reißaus nehmen sollten.

Investiert die 60 Euro lieber in den Kino-Besuch und die drei Bücher. Ihr werdet damit deutlich billiger und besser unterhalten. Das Thema Shiny ist übrigens damit endgültig für mich gestorben. Es ist ihnen gelungen, selbst die Katastrophe von Enter the Matrix zu unterbieten und einem viel versprechenden Thema den Todesstoß zu versetzen. Bei mir persönlich haben sie damit den letzten Rest Hoffnung zerstört. Earthworm Jim, ruhe in Frieden.

The Golden Compass ist im Handel für alle gängigen Systeme erhältlich. Wir haben uns die Xbox 360 und die PS3 Fassung angeschaut, die keine nennenwerten Unterschiede aufweisen.

2 / 10

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