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de Blob 2

Malen nach Zahlen

Ist man mit dem Spiel also erst einmal per du, flutscht der nasse Farbsack auch in den offen angelegten 3D-Städtchen relativ zügig und verhältnismäßig motivierend von einer der auf dem Radar markierten Hauptaufgaben zur nächsten. Die verschieden gestalteten Truppen Genosse Blacks werden dabei – wie einst von Sonic, nur einfacher – per halbautomatisierter Homing-Sprungattacke erledigt.

Auch hier kommt etwas zu spät ein gewisser Hauch an Taktik hinzu, wenn einzelne Elite-Truppen des monochromen Diktators nur in einem bestimmten Farbkleid bezwungen werden können. Doch hat man sich hier erst einmal mit der richtigen Sorte Pigmente ausgestattet (die von den Designern wohl wissend immer in direkter Nähe zu den Feinden platziert wurden), befriedet ihr auch Mobs dieser Sonderausführung binnen Sekunden mit gehaltenem linken Trigger und Dauerfeuer auf "A". Man klickt sich halt so durch.

Aber das ist auch nicht so besonders schlimm, denn Brot und Butter von de Blob ist heute wie schon beim Debüt das tolle Gefühl, hier eine trostlose Gegend wieder in den coolen Ort zu verwandeln, der sie mal war und die Umsetzung dessen kann man eigentlich nicht genug loben. Wenn man einen Häuserblock nach kurzer Überlegung in den vorgegebenen Farben gestaltet, um deren ebenfalls gebleichte Bewohner zu befreien, ist Prisma City ein Ort, an dem man es gut aushalten kann. Die Musik spielt hierbei eine große Rolle, wird doch jedes eurer lebensspendenden Graffitis je nach Farbe mit einem anderen Musik-Pattern untermalt, wodurch die Fortbewegung des Blob vom Spiel nicht nur visuell, sondern auch akustisch erstklassig quittiert wird.

Zugegeben, immer wieder steht dem gut gemachten und im positivsten Sinne familienfreundlichen Geschicklichkeitstest die unbeholfene Spielerführung auf den Füßen. Das Zeitlimit, das am oberen Bildschirmrand bis zum Lebensverlust herunterzählt, ist zwar sehr kulant, aber im Grunde ein ärgerliches Rudiment aus grauer Vorzeit, das dem ansonsten erbaulichen Spielablauf zum Nachteil gerät. Denn, wie man schnell feststellt, will de Blob 2 trotz des Overkills an verschiedenen Sammel-Items, die in der Welt verstreut sind, und der netten, aber alles andere als essenziellen Blob-Upgrades (mehr Farbe, mehr Leben, usw.) eigentlich nicht, dass ihr euch auf eigene Faust durch seine Welt bewegt. Zumindest nicht im ersten Durchlauf. Das wird auch durch die Tatsache unterstrichen, dass ihr einige Gebäude unter Umständen doppelt färben müsst, nur weil ihr euch vorher vielleicht schon in einer anderen Farbe auf ihnen ausgetobt habt.

Zurück zur Uhr: Natürlich verdient man sich an allen Ecken und Enden zusätzliche Sekunden hinzu. Aber das Zeitlimit ist niemals wirklich eine Herausforderung und um für Speed-Runner interessant zu sein, ist Blob ein etwas zu träger und unbeweglicher Protagonist. Wenn man an dieser Einschränkung scheitert, dann nicht, weil sie eine Herausforderung gewesen wäre, sondern weil man vergessen hat, auf die Uhr zu schauen, auf Pause zu drücken oder dergleichen. Es ist ziemlich frustrierend, wegen erkundungsbedingter, eigentlich lustiger Trödelei mit knapp drei Minuten auf der Uhr in den abschließenden 2D-Abschnitt zu gelangen und im letzten Raum - kurz vor dem Checkpoint - von dem Countdown niedergestreckt zu werden.

de Blob 2 - Launch-Trailer

Der verlorene Fortschritt seit der letzten automatischen Speicherung ist nicht zwangsläufig verheerend, für 15 verschwendete Minuten reichte es in den eigentlich so liebenswürdig zum Sightseeing animierenden Levels aber hin und wieder doch. In dieser Form ist die Uhr nichts weiter als ein Hemmschuh, der verhindern soll, dass man beim ersten Durchlauf alles sieht, mit dem Resultat, dass ich mir einfach nicht die Mühe gemacht habe, in geschaffte Level zurückzukehren. Auch die Kamera sorgt stellenweise für Verdruss, wenn man mal wieder eine Landung versaut hat, weil man gerade den Boden nicht sehen konnte. In diesem Zusammenhang ist außerdem erwähnenwert, dass die Feindaufschaltung für die Sprungattacke ab und an nicht wie gewünscht funktioniert, wenn Blob einen Gegner anvisieren möchte, der sich zwischen ihm und der virtuellen Linse befindet.

Doch der Kerngedanke und die Umsetzung von de Blob machen noch mehr als genug richtig, um als echte Empfehlung für verspielte Familien durchzugehen. Den an Super Mario Galaxy angelehnten Koop-Support kann man zwar getrost vergessen, der obligatorische, lokale Partymodus ist aber durchaus für ein paar nette Runden gut, während die Kampagne mit ihren exzellenten Animationssequenzen Jüngere bis zum M&Ms-farbenen Finale zuckersüß unterhält.

Um zu der Galionsfigur heranzuwachsen, die THQ so gerne in ihm sähe, ist de Blob 2 noch ein bisschen zu sehr "kleinster gemeinsamer Nenner". Hier braucht es vermutlich noch den einen oder anderen konsequent gestrafften Nachfolger, bis sich die Lockerheit und kreative Anarchie der Prämisse auch in der Struktur des Spiels widerspiegeln. Der Grundstein dafür ist bereits gelegt: Daran, dass der triefende Stressball genügend Charme besitzt, um selbst auf schwärzesten Killerspieler-Seelen ein paar bunte Flecken zu hinterlassen, besteht für mich jedenfalls kein Zweifel.

de Blob 2 erscheint am 25. Februar für Wii, PS3, Xbox 360 und Nintendo DS.

7 / 10

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