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Achtung! Cthulhu Tactics - Test: Kampf gegen die Tentakelnazis

XCOM trifft auf 2. Weltkrieg trifft auf H. P. Lovecraft.

Rundentaktik im Stil eines XCOM ohne Strategieebene. Tolles Setting, spannende Kämpfe, aber langfristig fehlt der Tiefgang.

Falls ihr euch schon immer gefragt habt, was diese Nazi-Wunderwaffen gewesen sein sollen, von denen gegen Ende des zweiten Weltkriegs häufiger mal die Rede war: Es war nicht die V2, es waren nicht Ufos, es war die Geheimorganisation der Nachtwölfe, die mit okkulten Ritualen die Wesen aus den Werken von H.P. Lovecraft in unsere Welt holte! Das jedenfalls postuliert das Tabletop-Rollenspiel Achtung! Cthulhu, das mit Achtung! Cthulhu Tactics jetzt auch als Rundentaktikspiel für den PC verfügbar ist.

Ihr werdet relativ schnell in die Handlung geworfen, die sich im Wesentlichen darum dreht, dass ihr mit einem Squad aus vier Soldaten in den verfluchten Wald zieht, in dem die Nazis ihre Experimente durchführen. Ein Meta-Gameplay, wie man das aus XCOM in Form des Basisbaus kennt, gibt es hier nicht, ihr könnt eure Figuren lediglich zwischen den einzelnen Abschnitten aufleveln, genug Erfahrungspunkte vorausgesetzt.

Mag auf den ersten Blick kompliziert aussehen, meistens sind die Gefechte in Cthulhu Tactics aber ziemlich übersichtlich. (Achtung! Cthulhu Tactics - Test)

Das Gameplay findet demnach hauptsächlich im Wald selbst statt. Ihr bewegt alle vier Einheiten gleichzeitig über die Karte, bis ihr auf einen Feind trefft. Dann schaltet das Spiel in den Kampfmodus und ihr könnt alle Figuren auch einzeln bewegen. Wenn ihr schon mal XCOM gespielt habt, fühlt ihr euch direkt zu Hause. Jede Figur hat eine Reihe Action-Punkte, die ihr für all eure Aktionen verwendet, ganz egal, ob ihr euch nun bewegt, eine Waffe abfeuert oder eine Spezialfähigkeit benutzt. Im Idealfall sucht ihr Deckung hinter einer hüfthohen Mauer, um die Trefferchance eurer Gegner zu minimieren.

Zwischen dem für euch sichtbaren Bereich und dem Teil der Karte, den ihr gar nicht seht, gibt es eine Art Nebel des Krieges. Feinde, die dort agieren, seht ihr als Schatten. Ihr könnt sie zwar beschießen, die Trefferchance ist in diesem Fall aber meist relativ gering, weshalb ihr einen permanenten Drang verspürt, weiter nach vorne zu stürmen. Ebendas ist aber nicht immer eine gute Idee, weil ihr dann nämlich auf schwere Nahkämpfer treffen könnt, die eurer Gruppe möglicherweise schnell die Lichter ausblasen. Das stetige Abwägen zwischen behutsamem Vorgehen und schnellem Sturm der gegnerischen Reihen ist bei Achtung! Cthulhu Tactics noch wichtiger als bei anderen Rundentaktikspielen.

Zwischen den Missionen könnt ihr eure Ausrüstung ändern. (Achtung! Cthulhu Tactics - Test)

Das sind natürlich alles bekannte Systeme, aber gerade in den ersten paar Spielstunden hat Cthulhu Tactics wirklich viel Spaß gemacht. Es versucht, nicht übermäßig komplex zu sein, sondern beschränkt sich auf das Wesentliche und eben das macht das Spiel leicht zugänglich. Hinzu kommt, dass es im Gegensatz zu vielen anderen Genrevertretern relativ leicht ist. Neben den bloßen Lebenspunkten hat jede Figur auch einen Mut-Balken. Wird sie beschossen, wird erst dieser Balken dezimiert, bevor es wirklich an die Lebenspunkte geht und er lädt sich bei jedem Gefecht neu auf. Und selbst wenn ein Charakter mal getroffen wird, setzt ihr ihn einfach ein bisschen in den hinteren Reihen ein. Spätestens wenn das Level zu Ende ist, werden auch seine Lebenspunkte wieder geheilt.

Das ist nicht unbedingt der Großzügigkeit der Entwickler geschuldet, sondern der Tatsache, dass es neben den vier vorgegebenen Einheiten keine weiteren gibt, die ihr optional einsetzen könnt. Im Gegensatz zu XCOM, wo ihr ständig neue Kräfte rekrutiert, seid ihr hier darauf angewiesen, diejenigen, die ihr habt, einsatzfähig zu halten. Ich vermute, dass das mal anders gedacht war, wofür auch die vorhandenen Kämpfer selbst sprechen. Unter ihnen gibt es zwei, die vor allem auf Nahkampf und den Einsatz der Shotgun spezialisiert sind, dafür aber keinen einzigen Scharfschützen. Das schränkt eure taktischen Möglichkeiten natürlich ein und führt dazu, dass ihr die meisten Kämpfe mit der immer gleichen Taktik bestreitet. Zwar könnt ihr mit Erfahrungspunkten die Skills der Figuren in unterschiedliche Richtungen entwickeln, allzu umfangreich sind die Möglichkeiten aber nicht. Neben eurer Hauptwaffe könnt ihr noch eine Handwaffe, einen Aufsatz und einen Gegenstand eurer Wahl tragen - beispielsweise Medikit, Handgranate oder ein bisschen Schnaps, um den Mut zu steigern. Klar, das lässt sich alles taktisch einsetzen. Aber es ändert eben nicht viel am großen Ganzen.

Shoggothe - einer der ersten nichtmenschlichen Gegner, dem ihr begegnet. (Achtung! Cthulhu Tactics - Test)

Nun ließe sich dieser Umstand ja nutzen, um die Charaktere selbst ein bisschen tiefer auszugestalten, also ihre persönlichen Geschichten zu erzählen. Die Anlagen dazu sind da, so wird etwa Ariane Dubois als Mitglied der französischen Resistance eingeführt. Nur: Das Spiel macht nichts daraus, die Akteure bleiben blass, woher sie kommen, spielt für den Fortgang der Geschichte keine Rolle. Die Handlung wird daher hauptsächlich durch die kurzen Texte erzählt, die ihr zu Beginn jeder Mission bekommt. Darüber hinaus bleibt Achtung! Cthulhu Tactics im Wesentlichen eine Abfolge von Taktikkämpfen, die nur schwer über die etwa zehn Spielstunden tragen, die das Spiel dauert.

Vermutlich hätte ich das Spiel insgesamt noch weniger attraktiv gefunden, wäre da nicht das trashige Szenario. Kämpft ihr ganz am Anfang noch ausschließlich gegen menschliche Soldaten, trefft ihr bald auf schleimige Blobs - Shoggothe genannt. Die kriechen über die Map und sehen bedrohlich aus.

Neue Gegnertypen werden in kurzen Einblendungen vorgestellt und wenn ihr zum ersten Mal einen "Servitor der Schwarzen Sonne" trefft, beschrieben als "verderbtes Scheusal, das Verbündete widerstandsfähig macht", kommt schon Atmosphäre auf, jedenfalls wenn man mit den Kreaturen und Welten des H.P. Lovecraft etwas anfangen kann und auch für Fantasy-Nazi-Trash ein bisschen was übrig hat. Auch das wuchtet den Spaß aber leider nicht in vollem Umfang über die komplette Spielzeit, zumal ihr irgendwann feststellt, dass sich all die Wesen mit gefährlichen Namen auch innerhalb einer Runde mit der Shotgun wegblasen lassen, wenn ihr nur richtig steht.

Nahkampfangriffe sind in Cthulhu Tactics sehr mächtig. (Achtung! Cthulhu Tactics - Test)

Achtung! Cthulhu Tactics ist kein komplett schlechtes Spielerlebnis, aber es wirkt letzten Endes unfertig, als hätten die Entwickler da noch fünf Stunden mehr und vor allem anderen Content dranhängen wollen, aber einfach keine Zeit oder kein Geld mehr für die Umsetzung gehabt. Es wirkt wie mittendrin abgeschnitten - ungenutztes Potenzial ist an jeder Ecke auszumachen und es hat mich im Spielverlauf fast ein wenig traurig gemacht, sie so brachliegen zu sehen. Achtung! Cthulhu Tactics arbeitet mit einem tollen Szenario, köchelt es aber auf relativ einfache Rundentaktikkämpfe herunter und liefert kaum etwas drumherum. Sollten die Entwickler in den nächsten Monaten nicht noch ein paar umfangreiche kostenlose DLCs liefern, ist die Cthulhu-Wunderwaffe gescheitert.


Entwickler/Publisher: Auroch Digital/Ripstone - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: 24,99 Euro - Erscheint am: PC erhältlich, Konsolen später dieses Jahr - Getestete Version: PC - Sprache: deutsche Texte, englische Sprachausgabe - Mikrotransaktionen: Nein

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Achtung! Cthulhu Tactics

PS4, Xbox One, PC, Nintendo Switch

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Über den Autor
Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

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