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Men of War

Russische Strategie-Überraschung

Aber nicht nur beim Schwierigkeitsgrad zeigt best way Nerven, auch die Bedienung ist suboptimal. Auf dem Schlachtfeld tummeln sich nämlich nicht nur steuerbare Einheiten, sondern zudem jede Menge NPC-Charaktere. Leider ist nur auf der Mini-Karte ersichtlich, welche davon Euch gehören. Beim Truppen-Management geht so einiges daneben. Obendrein reagieren die Einheiten nicht immer so, wie Ihr es wollt. Treffen sie auf Gegner oder ein unbekanntes Hindernis, bleiben sie einfach stehen. Angesichts der gewaltigen Einheiten-Masse eine sehr nervige Angewohnheit.

Ähnlich enttäuschend wirkt auf den ersten Blick die Grafik. Insbesondere die Einheitenmodelle können mit der großen Konkurrenz nicht mithalten. Animationen, Detailreichtum und Spezialeffekte sind auf den ersten Blick äußerst dürftig. Doch kommt etwas Bewegung in die Sache, ändert sich dieser Eindruck schlagartig. Kaum wird geschossen, bricht nämlich die Hölle los. Physikalisch korrekt wird leichte Deckung durchschlagen, prallen Gewehrkugeln von Stahloberflächen ab und Granatentreffer hinterlassen matschige Krater. Selbst das geniale Company of Heroes muss bei dieser brachialen Action den Hut ziehen.

Auch die Karten entpuppen sich beim zweiten Blick als echte Hingucker. Gerade was die Farbauswahl und die Abwechslung angeht, kann sich das oft viel zu braune Company of Heroes eine Scheibe abschneiden. Blühende Wiesen, knallrote Häuser und senfgelber Sand machen jedes einzelne Szenario zu einer Augenweide. Bei Nacht sorgen Scheinwerfer für klare Farbakzente und die wunderschönen Explosionen mit anschließend brennenden Wracks sorgen für eine aufregende Beleuchtung. Jede Gebäude lässt sich mit andauerndem Beschuss dem Boden gleich machen und Panzer überrollen so ziemlich alles, was nicht schnell auf dem Weg springt. Selbst Wracks werden von Treffer korrekt durch die Gegend geschoben, anstatt einfach zu zerbröseln.

Die Stealth-Missionen spielen sich leider unspannend.

Besonders ins Auge gesprungen ist die Darstellung der Durchschlagskraft. Wenn Ihr selbst mit einem Geschütz auf einen Panzer zielt, wird angezeigt, ob die Panzerung durchschlagen wird oder nicht. Der Direkt-Steuer-Modus bekommt so eine wichtige Bedeutung, denn die KI-Schützen ballern auch mit einer Wasserpistole auf einen schweren Tank, egal ob es sinnvoll ist oder nicht.

Legt Ihr wie angesprochen selbst Hand an, könnt Ihr Eure Ziele so viel besser auswählen. Entscheidend dabei: Ihr müsst Armor-Piercing-Geschosse nutzen. Wer auf hochexplosives Material zur Infanterie-Abwehr setzt, ist schneller Geschichte als er Scheisse sagen kann. Deckung und Kaliber bekommen so eine ganz neue Bedeutung, da echte Brummer selbst Betonwände durchschlagen. Abseits der bockschweren, aber wirklich erstklassigen Einzelspieler-Kampagnen liefert best way zusätzlich einen umfangreichen Multiplayer-Modus mit. Neben der Möglichkeit, jede Mission per Gamespy auch im CoOp zu bestreiten, werden diverse Spielmodi benutzt, die theoretisch jede Menge Spaß bereiten.

Leider wird der Titel von einem halben Dutzend unterschiedlicher Anbieter auf den Markt gebracht, die es nicht alle mit dem Updaten so genau nehmen. Durch dieses Versions-Wirrwarr ist es gar nicht so einfach, vernünftige Partner zu finden. Schade eigentlich, denn sonst macht der Titel im Multiplayer jede Menge Spaß.

Häuser-Kämpfe fallen dank schlechter Übersicht unnötig kompliziert aus.

Vor allem die gewaltigen 8vs8-Schlachten begeistern mit einer brachialen Schlachtfeldatmosphäre. Doch selbst im 2vs2-Modus sorgen die Capture the Flag, Attack/Defend und Goldrush-mäßigen Eskort-Missionen für viel Abwechslung vom üblichen Ressourcen-Kampf. Dank der Möglichkeit, Verteidigungs-Stellungen aufzubauen, bekommt der Mehrspieler eine Facette, den die Kampagne so nicht bietet. Auch die Japaner sucht Ihr im Einzelspieler-Modus vergeblich. Best way hat sie mit einem Patch nachgeliefert und so die Anzahl der unterschiedlichen Parteien auf vier erhöht. Und das alles zum Budget-Preis. Überraschend erstklassig für einen russischen Entwickler.

Nach S.T.A.L.K.E.R. der erste russische Titel, der hält, was er verspricht. Innovativ sind einige, wie zum Beispiel Cryostasis, doch normalerweise vermiesen Bugs und spielerische Unzulänglichkeiten die Spielerfahrung. Men of War ist hier eine Ausnahme, auch wenn man mit ein paar kleinen Problemen leben muss. Die Präsentation ist höchstens mittelmäßig, die Sprachausgabe katastrophal und die Bedienung viel zu kompliziert. Dafür ist der Titel rein spielerisch erstklassig, gibt sich mit einem Mittelklasse-PC zufrieden und kommt relativ fehlerfrei daher.

Wenn best way noch an diesen Baustellen arbeitet, könnten sie Relic mit der nächsten Auflage ernsthaft gefährlich werden. Momentan verwehren die erwähnten Probleme aber noch höhere Wertungsregionen. Taktik-Profis sollten sich aber nicht davon verunsichern lassen und trotzdem zuschlagen. Sie bekommen einen echtes Taktik-Meisterwerk geliefert, das durch seine Spieltiefe, seine Detailverliebtheit und seine wirklich brachiale Schlachtfeld-Inszenierung punkten kann.

Men of War erscheint am 29. Mai 2009 exklusiv für den PC.

8 / 10

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