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NFL Tour

Mittelmaß, oft abwertend

So verkommt eine Runde NFL–Tour zu einem spielbaren, aber sehr billigen Hin und Her der Offense, ohne taktische Tiefe. Und da praktisch alle wirklich wilden Moves aus der NFL Street–Zeit gekippt wurden, gibt es auch für das Jackass-Publikum nicht viel zu sehen. Ein Hüpfer an die Außenbande, um einem Tackle zu entgehen oder ein rabiater Tackle in selbige Bande, das war es auch schon so ziemlich.

Wenig hilfreich zur Aufwertung sind die praktisch nicht vorhandenen Spielmodi, was für die EA-Profis sehr ungewöhnlich ist. 'Play Now' kann sich wohl kaum als Modus bezeichnen und auch 'Exhibition' ist keine Feature, sondern eine Selbstverständlichkeit. Daneben kauern noch sehr verschüchtert zwei primitive Minispielchen, die die 360-Eigner nur für die Achievements angucken werden, bevor Ihr Euch dem halbherzigen Tour-Modus zuwenden. Hier bastelt Ihr aus so wenigen Optionen einen eigenen Spieler, dass Ihr Euch fragen werdet, warum Ihr Euch diese Arbeit überhaupt antun müsst.

Das minimale Customizing – gerade mal vier Gesichter und ein halbes Dutzend Werte, sonst nichts - wird danach aber die geringste Eurer Sorgen mit Eurem Schützling sein. Er bringt nichts Eigenes in das Spiel mit ein und verbessert sich nur durch Eure Siege, nicht dadurch, dass er trotz einer verlorenen Runde ein paar gute Interceptions oder Tackles hatte.

Stretching-Übungen während eines Spieles.

So schafft man keine Persönlichkeit und Ihr schleift Euch etwas unmotiviert durch die Städtetour, die die wichtigeren Stationen der NFL-Lizenz abspult. Am Ende kann selbst die sicher nicht billige Lizenz kaum viel reißen: Ohne Helme, Rüstungen und den restlichen Accessoires könnten die Athleten sowieso irgendwer sein. Wie die Dolphins sehen sie sicher nicht aus.

Einen Lichtblick bietet Euch der solide Mehrspieler-Online-Modus. Solide im Sinne davon, dass es kaum Lags gibt. Und das gegen einen Menschen die Versäumnisse der KI nicht ganz so sehr auffallen. Plötzlich macht der Einsatz verschiedener Spielzüge einen Sinn. Für eine Runde zweier Football-Unerfahrener, die nicht Madden 08 spielen, reicht es allemal. Viele scheinen aber nicht in diese Kategorie zu fallen, wie ich an der langen Wartezeit auf eine Runde merken musste.

Gefolgt von einer Runde Breakdance.

Den letzten Sargnagel für das Begräbnis im unteren Durchschnitt liefert dann die allgemeine Erscheinung des Spiels. Es ist HD, das heißt aber nicht, dass die Modelle der Spieler oder Arenen über PS2-Niveau liegen würden. Staksige Animationen, Spieler, die wie Zombies beim Siegestanz gegen die Wände rennen, oder das lieblose, um nicht zu sagen hingeschluderte Menü machen keine Lust auf mehr. Und wann ich das letzte Mal ein Sportspiel sah, in dem ich keine der Tasten umbelegen konnte, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht mehr.

Den krönenden Abschluss bilden die Kommentare des Sprechers. Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass ich nach zwei Spielen alle Zeilen kannte. Alle. Eine davon lautet ungefähr so: „Ich wurde nur für wenige Zeilen bezahlt und deshalb wiederhole ich mich jetzt.“ Seltsamer Humor. Konnte ich irgendwie nicht drüber lachen.

Und so könnt Ihr NFL Tour prinzipiell spielen, Spaß wird es Euch aber kaum machen. Mittelmaß, ganz sicher abwertend. Was bei den Street-Titeln noch ein gelungenes Abspecken auf die Basics war, verkommt hier zu einer Totreduktion auf das, was nötig ist, um es noch als Football-Spiel zu verkaufen. Spielzüge, die keine Auswirkungen haben, billiges Passen, eine gehirntote Defense und Buttonsmashing als Dauerzustand. Bitte, EA Big, beerdigt die Tour irgendwo klammheimlich und schickt uns in 2009 zurück in die Streets.

NFL Tour ist für PS3 und Xbox 360 erhältlich.

4 / 10

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