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Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots

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Besonderes Lob verdient dagegen eines der unauffälligeren neuen Werkzeuge des grummeligen Veteranen. Neuerdings umgibt ihn in ein transparenter Ring, der sich als dynamisches Gefahrendiagramm entpuppt. Ein Gegner, der in 15 Metern Entfernung arglos seine Patrouille verrichtet, erzeugt auf diesem visualisierten siebten Sinn einen kleinen Hügel in der entsprechenden Richtung, während einer der furchteinflößenden Gecko-Roboter hinter Euch einen bedrohlichen Zacken in das Diagramm schlägt.

Dem in Snake Eater eingeführten Camouflage-Element hat Kojima endlich die Giftzähne gezogen. Nachdem man in MGS 3 alle fünf Schritte ins Menü wechselte, um an seiner Tarnung herumzufummeln, verrichtet die intelligente Octo-Camo ihr ansehnliches Wechselspiel jetzt automatisch, wenn Snake sich an die zu kopierende Fläche anschmiegt – eine sehr willkommene Entschlackung der Schleichmechanik, die das Schleichen deutlich komfortabler macht.

Eine ähnliche Art der Spionage-Optimierung findet Ihr in Eurem mechanischen Sidekick, dem Metal Gear Mk. II. Mit seiner Hilfe kundschaftet Ihr getarnt die nähere Umgebung aus und verteilt hier und da betäubende Stromschläge - so lange die Batterien reichen. Nicht lebensnotwendig, hin und wieder aber sehr praktisch.

Cutscenes von 90 Minuten? Stimmt nicht ganz. Einige wenige mögen sich vielleicht so anfühlen. Diese hier gehört aber ganz betimmt nicht dazu.

Auch die Steuerung ist mit einigen Verbesserungen, aber ebenso einigen weniger gelungenen Änderungen, insgesamt fast noch dieselbe: Geduckte Fortbewegung ist jetzt zum Glück kein Tabu mehr und man legt sich seltener unbeabsichtigt auf den Bauch (obwohl man eigentlich wegrennen wollte). Dafür muss nun für fast alle Interaktionen mit der Umgebung die Dreiecks-Taste betätigt werden, was ab und an zu Verzögerungen führt oder dazu, dass man sich an einen Gegenstand lehnt, anstatt die nahe Leiter zu nehmen oder auf eine Kiste zu klettern.

Hin und wieder passieren aber immer noch Dinge, die man so nicht wollte (etwa ein Wurf statt eines Würgegriffes) oder Kollisionen, die bewirken, dass Ihr entdeckt werdet und nicht selten sterben müsst, um die Situation noch einmal angehen zu können. Trotz dieser Irritationen wähnt man Snake in Sachen Fortbewegung nun endlich im neuen Jahrtausend.

Viel Gewese wurde im Vorfeld darum gemacht, ob Kojima nun mit der Performance der PS3 zufrieden war oder nicht. Fakt ist: Metal Gear Solid 4 sieht toll aus. Ob es so gut aussieht wie es aussehen könnte, ist natürlich eine andere Frage. Gelegentlich hat Snake mit Einbrüchen der Framerate zu kämpfen. Und ein paar Texturen sind wirklich alles andere als hochaufgelöst. Das Gesamtbild, vor dem sich die toll modellierten virtuellen Schauspieler bewegen, spielt aber ohne jeglichen Zweifel in der obersten Liga. Dass man hier ein echtes Mammutprojekt vor sich hat, in dem unglaublich viel Geld und kreatives Potential stecken, merkt man zu jeder Sekunde.

Zahlreiche Effekte, etwa hier die Unschärfe, geben MGS 4 einen überaus kinoreifen Look.

Was bleibt mir sonst noch zu sagen über ein Spiel, das Kojima Productions einzig und allein seinem scheidenden Helden gewidmet hat? Eines, das einiges besser, das Meiste aber eigentlich genauso gut macht wie seine Vorgänger? Nun, es startet nicht so stark, wie man es gewohnt ist und bleibt in den ersten beiden Akten eine Spur zu gemächlich.

Hier gibt es weniger Szenario-Paukenschläge in Form eines Halo-Jumps vor einem gleißenden Sonnenaufgang über dem russischen Urwald, keinen 50 Meter hohen Metall-Godzilla, der sich in einer Armlänge Entfernung seinen Weg durch die stählernen Eingeweide eines gigantischen Tankers schneidet. Stattdessen haben wir anfangs die Kojima-Ausgabe der Tagesthemen – blutig , dramatisch und technisch eindrucksvoll zwar, aber eben nicht so fantasievoll wie zuvor.

Doch das ist nicht so schlimm. Die Mechanik gefällt nach wie vor und die Zwischensequenzen glänzen wie gewohnt, bis das Spiel in den Akten drei bis fünf schließlich Spannung, Pathos und tolle Boss-Momente auffährt, die einem das Herz bis zum Hals schlagen lassen.

Da kann man Kojima auch verzeihen, dass er zuletzt dem Herr der Ringe 3-Syndrom unterliegt und noch nach über 30 Stunden Brutto-Spielzeit gleich mehrmals den optimalen Zeitpunkt für den Schluss verpasst. Ein Spiel vieler Enden eben. Genießt es.

Die (Pflicht-)Installationszeiten für jeden einzelnen der fünf Akte betragen acht, drei, drei, zwei, und eine Minute.

8 / 10

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