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Tomb Raider: Underworld

'Somewhere beyond the sea'

Neben der Erweiterung des Move-Repertoires unter der Design-Maxime ‘Was könnte Lara tun?‘ stand auch eine Überarbeitung des Kampfsystems an. Lara ist nun in der Lage, zwei Ziele gleichzeitig auf‘s Korn zu nehmen und verteilt Nahkampfattacken an nahestehende Gegner. Außerdem ist es möglich, sich mit einem Salto von Tigern, Riesenspinnen und Co. abzustoßen und dadurch etwas Raum zwischen sich und seinem Fressfeind zu bringen.

In der Praxis laufen die Ballereien auf dieselbe hektische Rückwärtsgang- und Seitwärtsrollerei hinaus, bei der man, blind auf die automatische Zielaufschaltung vertrauend, mehrere Pfunde Blei in seine Gegner pumpt. Dadurch wird die Wahl der Waffen - die nun vor einem Level erfolgen muss, was etwas dumm ist, weil man nie genau wissen kann, was einen dort erwartet - mindestens genauso egal wie die Wahl der Ziele.

Man zieht einfach den rechten Trigger, lässt Lara machen und konzentriert sich aufs Ausweichen. So war es bei Tomb Raider schon immer und man hat sich nie so richtig daran gestört. Aber nach acht Spielen (und vor allem bei der Masse an Third-Person-Spielen, die zeigen, wie man’s macht) wird es langsam Zeit, diesen Aspekt des Spieles neuzubauen – oder ihn ganz zu streichen. Mich würde es nicht stören.

Das wird besonders in einem zum Glück nur kurzen Gemetzel auf einem Frachtschiff deutlich. Hier stehen gute zwei Dutzend, anscheinend per Copy & Paste erstellter Leichtmatrosen an und unter Deck, die allesamt schwer bewaffnet sind, aber die KI-Routinen eines lobotomierten Orang-Utan spendiert bekommen haben.

Kleinere Hindernisse nimmt Frau Croft von ganz allein.

Durch dieses Szenario muss sich Lara schießen, daran führt kein Weg vorbei. Und während man das tut, ohne die Möglichkeit, die zahlreich vorhandene Deckung wirklich zu nutzen (was auch die Feinde nicht tun), wild Purzelbäume schlägt und sich wundert, wie viel kochendes Metall so eine Matrosenbrust eigentlich verträgt, weiß man nicht, ob man mit dem Finger zeigen und lachen oder einfach nur weinen soll.

Crystal Dynamics hält Euch mit diesem sinn- und spaßbefreiten Feuergefecht zum Glück nicht lange auf und versöhnt Euch direkt im Abschluss mit einem spektakulären Klettersegment im Bauch des stählernen Riesen. Doch man muss sich schon fragen, warum man sich hier nicht dafür entschieden hat, dem Spieler zumindest die Option zu geben, die Gegner mithilfe von Laras Aktrobatik zu umgehen. Diese Arnie-Nummer passt einfach nicht zu ihr.

Wo Nathan Drake sich mit Epic-artiger und fairer Zielsicherheit seiner intelligenten Gegner erledigt, bricht in Laras Unterwelt regelmäßig Hektik aus, wenn sie mal wieder von übergroßen Teilen der Fauna angesprungen wird. Uncharted-Fans könnten nun mit dem Finger zeigen und lachen, wenn dieser Vergleich nicht so sehr hinken würde. Drake ist ein flapsiger Actionheld in hübschen, aber engen Dschungel-Schläuchen, während Lara eine stille Entdeckerin in weitläufigen Tempeln ist.

Nicht nur die Qualität der Texturen erinnert an ein gewisses indiziertes Epic-Spiel.

Bei Tomb Raider liegt der Fokus ganz klar auf der Erkundung und der Entschlüsselung jahrtausender alter mechanischer Puzzles. Und hier, im Leveldesign, macht Crytal Dynamics Abenteur Uncharted eine mindestens genauso lange Nase.

Denn das kann Tomb Raider wie kein zweites Spiel. Es wirft Euch in staubige Anlagen und sagt Euch: „Macht mal! Findet dieses magische Etwas! Denn wie Ihr wisst, steht das Schicksal der Welt auf dem Spiel!“ Und so ist das größte Versäumnis dieser höchst atmosphärischen Mythologie-Verschwurbelung, dass sie viel zu plötzlich vorbei ist. Nach knapp 12 Stunden stand ich in der letzten Katakombe. Die sieht zwar überaus spektakulär aus, endet aber nach einer letzten Kletterpassage abrupt, ohne Euch einen Endgegner in den Weg zu stellen oder finales Rätsel unter Einsatz Eures Lebens von Euch zu fordern. Stattdessen überlässt es Crystal Dynamics einer Filmsequenz, den Deckel auf das bis dahin tolle Abenteuer zu pappen.

Tomb Raider-Fans kann das nicht vom Kauf abhalten. Underworld ist alles, was sie erwarten. Alles, was sie wollen. Und vor allem die gelungene und lange überfällige zweite Hälfte von Legend. Es ist nur nicht besser als Anniversary. Aber mal ehrlich: Was ist das schon?

Tomb Raider: Underworld ist ab heute für PC, PS3 und Xbox 360 erhältlich.

8 / 10

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