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Folklore

Eine Frage der Kunst?

Hier beginnen leider auch die ersten spieltechnisch ernsten Probleme von Folklore. Die Auswahl in den Menüs und die Belegung der Buttons mit den Feen funktioniert zügig und unproblematisch. Sobald Ihr aber dieses Menü wieder verlasst, legt das Spiel eine teilweise sekundenlange Pause ein. Normalerweise wäre dies ein ärgerlicher, aber letztlich zu vernachlässigender Schönheitsfehler. In einem Spiel, dessen Essenz aber darauf abzielt, über 50 verschiedene Feen immer neu zu nutzen und kombinieren, wird es Euch sehr schnell mehr als nur ein wenig nerven.

Häufig genug werdet Ihr Euch dabei ertappen, Kämpfe bewusst schlechter auszutragen, indem Ihr eigentlich dafür weniger geeignete Kräfte nutzt, nur um nicht wieder die Umschaltpause ertragen zu müssen. Aber auch von diesem Manko abgesehen zeigt sich Folklore alles andere als untadelig.

Dass die Wege vollkommen gradlinig und mit nur wenigen Ablenkungen versehen sind, lässt sich im Rahmen der stringenten Erzählweise verstehen und akzeptieren. Dass der generelle Ablauf der Kämpfe, dem mit Abstand wichtigstem spielerischem Element von Folklore, schnell in Monotonie ausartet, wiederum nicht.

Viel zu wenige der Begegnungen erfordern zum Überleben wirklich eine halbwegs strategische Herangehensweise, in den meisten Fällen stürmt Ihr einfach wie die Rache der Man of Aran für den Niedergang der Fischerei auf die Lichtung und drescht auf die erstbeste Fee ein. Wenige Schläge später werdet Ihr den Sixaxis schnell nach oben reißen - so werden die Feenessenzen geraubt - und wendet Euch dem nächsten Wesen zu.

Ellen in Doolin....

Diesen sich stets wiederholenden Ablauf könnte man jedem beliebigen Action-Adventure vorwerfen. Was das Problem bei Folklore hingegen so immanent macht, ist die zwar große Anzahl der Kräfte, aber letztlich in spielerischer Anwendung nur wenig differenzierte Anwendung. Sofern eine Gruppe nicht gerade über Immunität gegen Eure soeben angewendete Kraft verfügt, wählt Ihr meist die zwei besten verfügbaren und wandert den Abschnitt ab. Ihr könntet wechseln, nur die wirkliche Notwendigkeit besteht halt nicht.

Auch die Levelaufstiege bieten nur wenig mehr als höhere Lebens- und Kraftenergie. Zusätzliche, über die Feenanwendung hinausgehende Fertigkeiten sind leider komplette Fehlanzeige. Lediglich die vorhandenen Feenkünste verbessern sich von Zeit zu Zeit, nur kann dies nicht mit der Befriedigung konkurrieren, das Schwert der mächtigen Zerstückelung entdeckt zu haben.

Zum Glück rehabilitieren sich die Action-Abschnitte, in denen Ihr den größten Teil der ca. 20 Stunden Spielzeit verbringen werdet, teilweise durch das, was Folklore von Anfang an am Besten konnte: Atmosphäre und Präsentation.

...und Ellen in Arcadia. Für ein irisches Dorf wäre dieses Outfit wohl auch ein wenig zu viel.

Obwohl das Spiel die PS3 sicher an keiner Stelle an die Grenzen Ihrer Leistungsfähigkeit treibt, kommt man nicht umhin, in der mit einer unglaublichen Verliebtheit zum Detail gestalteten Welten abzutauchen. Sowohl Farbwahl als auch Gestaltung passen stets zu dem surrealen und düsteren Grundton von Arcadia und Doolin und variieren geschickt in den verschiedenen Welten. Und traurigerweise ruckeln alle auch ein ganz klein wenig...

Zum Abschluss wäre es ein Leichtes, Folklore als ein relativ monotones, lineares und schlichtes Monstersammelspielchen abzutun. Es wäre auch kein Problem, das Gros von Fellinis Filmen wegen eher schwacher Grundplots und überzogener Charaktere in ein Schämeck zu befördern. Oder zu fragen, warum das Bild einer Suppendose Kunst sein soll. Es ist halt immer eine Frage des Standpunkts und der eigenen Bereitschaft mit einem Werk umzugehen.

Mit seinem schlichten und farblosen Ablauf, den Mängeln beim Feenwechseln und den zu gleichartig designten Kräften, erreicht Folklore spielerisch bestenfalls das gehobene Mittelmaß. Trotzdem werden sich einige von Euch durch die Versatzstücke keltischer Mystik und die geschickten Erzählstile inspiriert fühlen und Folklore als etwas weit Größeres in Erinnerung behalten, als nur ein weiteres Action-Rollenspiel. Ihr müsst Euch nur darauf einlassen. Eben so wie es bei jeder Art von Kunst sein sollte.

Folklore ist für die PS3 ab sofort erhältlich.

7 / 10

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