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Dark Messiah of Might & Magic

Stimmig, packend, Action in Reinkultur!

Mischen possible!

Das zweite „Wie“ macht sich bei der Verteilung der Skillpunkte bemerkbar, die Ihr für gelöste Abschnitte (pro Kapitel gibt’s davon mehrere) oder Rätsel einheimst. Die gern genommene Phrase „je stärker die Spezialisierung, umso stärker der Charakter“ ist hier jedoch hinfällig. Ein voll ausgestatteter Magier, Krieger oder Assassine ist vielleicht an einigen Stellen der absolute Bringer, macht aber durch die vielen, verschiedenen Aufgaben kaum Sinn. Denn was nützt es, wenn Ihr besonders kräftig das Schwert schwingt, aber minutenlanges Draufkloppen beim Zyklopen kaum bis keine Wirkung zeigt? Erst ein Pfeil oder Zauberspruch in eine empfindliche Stelle weiter oben hilft - zumindest für kurze Zeit.

Um den Zyklopen in die Knie zu zwingen, muss man die Schwachstelle kennen.

Andersherum kann der Assassine so viel Schleichfertigkeit besitzen, wie er will. Ist ein Raum zu hell beleuchtet, fällt er trotzdem auf. Und Fallen entdecken lohnt sich auch nur bedingt, da einige fiese Fallen so oder so zuschlagen. Beispielsweise ein dickes Fass, das die Treppe runter rasselt und Euch zerquetscht. Kurz gesagt: Mischen macht mächtig. Allein schon, weil es eine Handvoll Fähigkeiten gibt, die das Abenteuer ungemein erleichtern, sich aber auf die drei Skillbäume verteilen - Giftresistenz, um nicht beim Kampf gegen Spinnen und Zombies im Nachteil zu sein; der erste Ausbau in Bogenfertigkeit, weil das Zielen mit dem Seilbogen sonst zur Pfriemelei verkommt; Telekinese, da manche Objekte außerhalb der Reichweite stecken; Heilung, wenn gerade keine Tränke zur Hand sind.

Allerdings könnt Ihr Euch auch mit Gegengiftfläschchen zuschütten, zu Essbarem greifen und die Gegenstände mit den entsprechenden Schriftrollen zu Euch zaubern. Die Wahl liegt wie immer bei Euch. Eine Fähigkeit lege ich aber persönlich jedem sehr ans Herzen: Stealth, Stufe 1. Sobald Ihr ganz ruhig stehen bleibt, zeigen sich versteckte Bereiche leuchtend blau an. Und manchmal hört man sogar ein dumpfes Brummen aus den Boxen, das auf einen verborgenen Bereich hindeutet – selbst, wenn der sich erst hinter der nächsten Ecke befindet.

Viel zu rätseln

In verstecken Plätzen warten nette Überraschungen.

Was den Spielverlauf noch eine gehörige Portion Extra-Spaß beschert, sind zweifelsohne die zahlreichen kleinen und großen Rätsel. Deshalb ein Rat von mir an dieser Stelle: Lauft nicht nur schnurstracks durch die Straßen, Gänge oder Örtlichkeiten. Schaut auch mal nach links und rechts. Denn in jedem Abschnitt gibt es mindestens einen versteckten Raum, ein verborgenes Fach oder einen Geheimgang zu entdecken. Und das von Beginn an. Teilweise ist es sehr offensichtlich und man kann schon durch die fehlenden Stücke einer Wand etwas auf der anderen Seite schimmern sehen. Bei den schwierigeren Knobeleinlagen kommt man einem Geheimnis aber erst dann auf die Spur, wenn man sich intensiv mit der Umgebung beschäftigt. Beispielsweise indem man scheinbar nutzlose Objekte auf anderen platziert – schwups, ein Einsatz im Boden öffnet sich. Oder man schießt sich mit dem Seilbogen einen Weg zu einer hoch gelegenen Nische und hangelt sich Strick für Strick zum Glück. Oder in den Tod. Der Einsatz lohnt sich trotzdem: Neben allerlei Tränken (Steinhaut-, Heil-, Manatränke etc.) und Schriftrollen, belohnt Euch die Suche mit Rüstungen, Ringen oder eindrucksvolle Waffen mit besonderen Effekten. Mitunter Frostdolche, die den Gegenspieler mit dem ersten Hieb einfrieren und dem zweiten zerstückeln, einen Bogen mit vergifteten Pfeilen oder das stattliche Schwert Souldrinker, das den Feinden die Lebenskraft entzieht und Sareth zufügt.

Die ein oder andere Klinge dürft Ihr sogar selber schmieden. Und zwar genau in der Art und Weise, die auch heutzutage noch in einigen Orten praktiziert wird. Ihr packt eine Metallbar in einen dafür vorgesehenen Kessel über dem Feuer, heizt den Kohlen mit einem Blasebalg kräftig ein, gießt das flüssige Metall in eine Form und kühlt das Ganze unter einem Strahl kaltem Wasser ab. Anschließend steht die Bearbeitung der Klinge an, bis hin zur Anfertigung des Griffes. Findet Ihr dann ein seltenes Stück Metall, lässt sich ein Schwert mit Effekt herstellen.

Mal zu schön, mal zu holprig!

Die holde Maid begleitet Euch ab und an im Abenteuer.

Die Grafik ist wirklich ein Hingucker. Allerdings verdutzt die Gestaltung der großen Stadt in den ersten Minuten etwas. Jeder Raum ist bis in die kleinste Ecke blitzeblank geschrubbt und wirkt so zu sauber, zu künstlich. Gerade im Mittelalter setzt man doch schmutzige Straßen mit Viehzeug, erodierende Steine in den Mauerstücken, schlichtweg mehr herunter gekommenes Ambiente voraus. Glücklicherweise hält der Eindruck nicht lange an und man durchforstet weniger geleckte Stellen. Spinnenweben hängen von den Decken, Erzadern zeichnen sich schimmernd an den Höhlenwänden ab, Motten flattern einem plötzlich aufgescheucht ins Gesicht. Und schippert man dann in einem Boot über kristallklares Wasser, betrachtet die gewaltigen Berghänge und die detaillierten Gesichtszüge der Mitstreiter, ist es um einen vollends geschehen.

Selbst ein Fehler ist hier gut inszeniert.

Weniger schön gestalten sich dann allerdings die Abstürze, mit denen man ein wenig kämpfen muss. Es sind zwar nicht übermäßig viele – im gesamten Spielverlauf gab es bei mir genau sieben davon -, aber die lauern einem grundsätzlich im unpassendsten Moment auf. Im schlimmsten Falle, wenn das Spiel in einen nächsten Abschnitt lädt und man dummerweise vorher nicht die Schnellspeicherungs-Taste drückt. Im neuen Abschnitt speichert das Spiel eigenständig, aber das nützt einem in der Situation dann kaum bis gar nichts. Ruckler und sonstige Fehler gibt es dann allerdings nicht zu beklagen. Die Ladezeiten hielten sich im moderaten Bereich (einige Sekündchen), die Performance war durchgehend flüssig. Oh, einen netten Fehler hab ich dann doch gefunden, aber der war eher lustig als tragisch. Ein dickes, fettes, rotes Error-Zeichen im vorletzten Level – das könnte Kultstatus entwickeln. So wie seinerzeit das Bild des Entwicklers in einem dummerweise indizierten Klassiker.

Ein kleiner Hinweis zum Mehrspielermodus: Den konnte man mit der vorliegenden Testversion leider nicht unter die Lupe bringen. Sobald die Verkaufsversion auf meinem Tisch liegt, liefere ich noch die entsprechende Begutachtung nach. In diesem Sinne: Wir sehen uns auf den Servern.

Dark Messiah of Might & Magic ist meine persönliche Kaufempfehlung des Monats. Kein anderes Spiel hat mich so packend unterhalten und mich immer wieder neu beeindruckt. Die perfekte Mischung aus innovativer Kampfgestaltung und teils kniffliger Rätselkost zieht einen so schnell in den Bann, dass man gar nicht merkt, wie die Stunden vorbei rauschen. Allerdings gibt es Stellen, die mich dann wieder nicht so vom Hocker hauen. Etwa der recht anspruchslose Kampf mit dem Zyklopen, der ständig einen Hals-Streck-Tanz aufführt. Oder gewisse Situationen, die plötzlich und unerwartet zum Tode führen. Im ersten Augenblick weiß man gar nicht, was jetzt eigentlich geschehen ist und schaut dümmlich aus der Wäsche. Kurze Zeit später ist man zwar schlauer, aber der Spielspaß hat einen deutlichen Knacks erhalten. Bis auf diese kleineren Mankos ist Dark Messiah aber sein Geld mehr als wert. Punktum: Wer sich diesen Titel nicht zulegt, verpasst einen beeindruckenden Trip durchs böse Mittelalter.

In diesem Video-Interview erfahrt Ihr mehr über den Soundtrack. Einen schönen Einblick in das Spiel bekommt man mit dem Launch-Trailer.

9 / 10

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