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Toy Story 3: Das Videospiel

Weckt das Kind in dir!

Ihr findet, die Bank sollte Drachenfenster und Stahltüren haben, um etwas abschreckender auf die früher oder später aufkreuzenden Banditen zu wirken? Oder möchtet ihr eurem Rathaus einen „Findet-Nemo“-Anstrich verpassen und entsprechende Flossen an die Seiten heften? Kein Problem. Natürlich dürft ihr wahlweise auch eine uniforme Spießerkolonie zusammenstellen oder die gesamte LEGO-Bevölkerung in einen Gothic-Kult verwandeln. Je mehr Kapseln man sammelt, desto größer ist der Wunsch, sich in der Stadt auszutoben. Auch wenn die meisten Änderungen nur den Look beeinflussen. Und wer wollte nicht schon immer mal eine gigantische knallbunte Auto-Rennbahn mit Loopings und eigenen Highscore-Herausforderungen im Tal nebenan haben?

Zugegebenermaßen erreicht der Titel in keiner der vielen Einzeldisziplinen, an die er sich wagt, die Königsklasse. Der Aufbauaspekt ist ein wenig eingeschränkt, was die Platzierung der Gebäude angeht, die Jump’n’Run-Steuerung erreicht nie die vollendete Kontrollierbarkeit eines Super Mario (aber was tut das schon?) und das Handling der paar Fahrzeuge ist ebenfalls sehr simpel. Aber Toy Story 3 versagt auch in keinem Bereich. Es glänzt zwar nicht, funktioniert aber immerhin problemlos. Und den Rest erledigen der Charme der Welt und ihrer Figuren, der große Umfang und der geradezu süchtig machende Abwechslungsreichtum, den der Job des Sheriffs von Woodys Roundup nun mal mit sich bringt.

Der Story-Modus bliebe da beinahe links liegen, wenn nicht auch hier das eine oder andere schicke Leveldesign locken würde. Ein Kinderzimmer aus der Sicht eines 15 cm kleinen Spielzeugs ist schon interessant anzuschauen und die Fantasie-Konstrukte, in denen einige Kinder mit unseren Helden spielen, schaffen Platz für etwas durchgeknalltere Aufgabenstellungen und Umgebungen.

Toy Story 2010: Ein ganz normaler Tag in Woodys Roundup

Besonders zum Schluss wird ein, zweimal geschickt Gebrauch von unterschiedlichen Fähigkeiten Woodys, Buzz‘ und Jessies gemacht. Die zahlreichen Sammelgegenstände und versteckten Spielzeug-Kapseln und Dorfbewohner stellen auch in der Kampagne eine sehr effektive Verzahnung mit Woodys Roundup dar und sorgen letztlich dafür, dass man den soliden, aber kurzen Modus bis in die hinterste Ecke durchforstet.

Dass es keinen Game-Over-Bildschirm und reichlich Rücksetzpunkte gibt, zieht einigen für jüngere (oder ältere) Spieler potentiell frustrierenden Stellen im Verlauf der Geschichte vielleicht nicht besonders elegant, dafür aber endgültig die Zähne. Wer selber nicht zockt, aber verspielten Nachwuchs hat, findet hier einen Titel, den er dank des etwas ruckeligen, aber letztlich gut umgesetzten lokalen Drop-In-Koops (auch in Woodys Roundup verfügbar!) zusammen spielen kann. Warum der Titel von der USK als „ab 12 Jahren“ eingestuft wurde, ist mir schleierhaft.

Technisch fährt Toy Story 3 nicht ganz die Spitzenleistung auf, die Pixar in Sachen Film zu leisten weiß. In Woodys Roundup kann es in wuseligeren Phasen zu Bildrateneinbrüchen kommen und einige Texturen werden sichtbar erst nach und nach feiner gezeichnet, um schließlich ein mittelmäßiges Niveau zu erreichen. Dafür ist wird der Titel in Sachen Animationen und Gestaltung der Vorlage mehr als nur gerecht. Der grandiose Slapstick, den man von der Reihe gewohnt ist, zündet hüben (Woodys Roundup) wie drüben (im Story-Modus) einfach glänzend und strapaziert die Gesichtspartien, die für das Hochziehen der Mundwinkel verantwortlich sind, ganz ordentlich.

Toy Story 1990: Ein ganz normaler Tag bei Alex im Garten.

Der einzige echte Wehrmutstropfen ist, dass die deutsche Synchronisation mal wieder mit dem englischen Original nicht mithalten kann. Wer des Angelsächsischen mächtig ist, freut sich dagegen über Tonnen spritziger Sprachausgabe und Dialoge auf allerhöchstem Niveau. Wenn Jessie auf Englisch ganz beiläufig fragt, ob es Zufall ist, dass „a checkers board checkered“ ist, bleibt kein Auge trocken. Eine echte Überraschung war für mich, dass Tom Hanks und Tim Allen nicht wie im Film Woody und Buzz sprechen. Das habe ich nämlich gelesen, nicht etwa im Spiel gemerkt - so echt klingen die „Sound-Alikes“ und so gut sprechen sie ihre Rollen.

Letzten Endes macht Toy Story 3: Das Videospiel das Beste aus seiner Lizenz. Ein Film über Spielzeuge bekommt ein Spiel über die Faszination des Spielens an sich und weckt damit auch in einem gestandenen Spieleredakteur jenseits der 30er noch den kleinen Jungen, der er mal war. Schon die etwas gewöhnliche, aber solide gemachte Kampagne zeigt mit ausgestecktem Finger beinahe allen Filmspielen der letzten Jahre wortlos den Weg in die Grabbelkiste. Toy Story 3 bringt alt und jung zum Lachen, zum Staunen und regt an, die Spielwelt zusammen zu entdecken. Damit ist es eines der überraschendsten und liebenswertesten Spiele des Sommers. Wer hätte das gedacht?

Toy Story 3 ist bereits für PC, Xbox 360, PlayStation 3, Wii, DS und PSP erhältlich. Wir testeten die PS3-Version des Titels

8 / 10

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