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Expeditions: A Mudrunner Game schafft im Test eine Sache, die kein anderes Spiel schafft

Für das Wissen, gegen die Gier.

Selten lagen Anspannung und Entspannung näher beieinander. Ein Spiel ohne Gleichen, wenn man die sehr ähnlichen Vorgänger außen vorlässt.

Vielleicht ist es Glück, dass ich erst mit Snowrunner zu dieser Serie gekommen bin. Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob dieser dritte Anlauf mich genauso tief in seine verlockenden Schlammlöcher und Gerölllawinen hineinziehen würde, wäre ich schon seit Mudrunner ein Fan der Serie. Denn, und das muss man ehrlich sagen, der Spielablauf von Moment zu Moment ist in Expeditions schon verdammt ähnlich.

Ihr bekommt ein Ziel auf für vier Räder denkbar schwierigem Terrain und sucht euch dann euren Weg. Möglichst, ohne dass euch der Sprit ausgeht oder ihr euch öfter auf das Dach dreht, als ihr euch wieder aufzurichten in der Lage seid. Ich liebe dieses Den-Weg-zum-Ziel-erklären noch genauso sehr, wie vor mittlerweile… Gründgütiger… vier Jahren, als ich Snowrunner verfiel. Seid ihr euch nicht sicher, ob ihr das noch zum dritten Mal braucht, kann ich euch das aber nicht verdenken.

So Zen... bis die Todesangst kommt...

Nun ist das hier aber mein Test dieses Spiels und mein Antrieb, sich etwas anderem als Expeditions zuzuwenden, ist so abgesoffen, wie der Motor meines Cotco Canyon SR-i in einem Teich, dessen Tiefe ich mal wieder unterschätzt hatte. Einmal mehr komme ich unterwegs im Auftrag diverser Firmen und Organisationen in Arizona oder den Karpaten vom Hundertsten ins Tausendste. Nicht nur bringen beide Gebiete bringen vier große Maps mit, die sich angenehm unterschiedlich spielen, sie stecken auch voller verlockender Angebote, Kopf und Kragen zu riskieren.

Ich entdecke Ausgucke, Sehenswürdigkeiten, gefährliche Climbs und Aidrops noch und nöcher. Ich überlege, ob ich auf dem letzten Bisschen Treibstoff oder mit lädierten Getriebe noch eine optionale Nebenaufgabe absolviere und welche das wohl sein könnte. Nur um dann freilich ein im Schlamm havariertes Fahrzeug zu entdecken, das ich nur zu gern meiner Sammlung hinzufügen würde. Schaffe ich es noch, das bis ins Lager zurückzuschleppen?

Expeditions: A Mudrunner Game in Bildern

Es gibt also immer was zu tun. Und selbst, wenn die Lösung stets in einer Kombination aus gewagten Reifendruckeinstellungen, feinfühliger Winden-Arbeit mit smart platzierten Ankerpunkten besteht; aus smarter Getriebe-Ausreizung und umsichtiger Beobachtung der direkten Umgebung, macht mir Expeditions seit über 20 Stunden schon unverändert viel Spaß. Dazu muss es gar nicht mal groß mit Neuerungen daherkommen. Die detaillierte Simulation der Fahrzeuge und der Untergründe, auf denen sie unterwegs sind, garantiert trotz des behäbigen Tempos spannende Touren, für die man durchweg bei wachem Verstand sein muss.

Dennoch sehe ich die paar Änderungen gern: Die neue Drohne etwa hilft dabei, Orientierung zu gewinnen (warum gib es eigentlich keinen Kompass!?), wenn man sich nicht sicher ist, welche von zwei möglichen Routen eine Anhöhe hinauf die bessere ist. Das Gelände aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, ist unfassbar wertvoll fürs Vorankommen. Und dass man auf den Karten Lager und Versorgungsstätten errichten kann, die man mit Fundstücken füllt oder an denen man sich mit Verbrauchsgegenständen versorgt, hält fleißige Erkunder elegant im Spiel, anstatt sie ins HQ zurückzuschicken. Es gibt noch ein paar mehr neue Gadgets (Sonar zur Bestimmung der Wassertiefe!), aber im Kern ist das das Wichtigste.

Die neue Lust an der ungestörten Natur

Vor allem aber bestimmt ein Sinneswandel den Eindruck, den man von Expeditions gewinnt: War man in Snowrunner in erster Linie noch Erfüllungsgehilfe der Industrie – und damit letztlich verantwortlich dafür, diese schönen Gegenden zu verunstalten, hat Expeditions mehr Freude am Erhalt und Genuss der Natur. Ihr unterstützt neben ein paar Unternehmen insbesondere Paläontologen, Tierforscher und Touristikverbände bei ihrer Arbeit. Der Name impliziert das ja schon, aber mit Ausnahme von ein paar errichteten Brücken und Aufträgen, in denen es etwa um Bodenproben für den Bergbau geht, stehen eure Expeditionen im neuen Spiel klar im Zeichen des Wissens. Ich fand das sympathisch und es half mir, diese Gegenden mehr zu genießen.

Und was für Gegenden es sind! Ich liebe jeden einzelnen der insgesamt acht Landstriche in zwei verschiedenen Ländern. 74 Expeditionen gibt es, abseits des Tutorial-Gebiets, und jede Map steckt voller kleinere Aufgaben und Verträge. Bis man alles getan hat, was man soll – und gesehen hat, was man wollte – dürften hier locker 40 Nettostunden ins Land ziehen.

Wo das Spiel weniger erfolgreich ist? Die neuen Minispiele, mit denen man die Missionsziele letzten Endes erfüllt, indem man etwa mit der Drohne Gegenstände ortet oder Ortschaften scannt, sind eher trivial. Schlimm ist das nicht, denn sie binden eure Aufmerksamkeit selten länger als zwanzig Sekunden. Ich fand nur, dass sie wenig zum eigentlichen Spiel beitragen, was ich hier nicht unerwähnt lassen will. Ansonsten sieht das Spiel in der getesteten PC-Version fantastisch aus und performt auch zu meiner vollen Zufriedenheit.

Expeditions: A Mudrunner Game Fazit

Wie schon seine Vorgänger schlägt auch Expeditions die hirnverbiegende, weil eigentlich unmögliche Balance zwischen Enstpannung und Anspannung geradezu perfekt. Versinkt man in einem Moment noch komplett relaxt und zufrieden in der Schönheit, langsam durch dramatische Panoramen zu rollen, geht einem in Sekundenbruchteilen das Gesäß auf Grundeis. Etwa, weil die optimistische Bestückung des Aufliegers mit Reserven und die höhergelegte Federung eine bisher immer bequem genommene Steigung zur dramatischen Wackelpartie machen.

Vom versteinerten Abwägen, wie man einen Schotterhügel voller physikalisch perfekt simulierter Naturbremsklötze wohl am besten runterschlittert, zum “Scheiß drauf, wir lassen uns mit der Winde von der Klippe baumeln!” ist es oft nur ein Atemzug. Und dass man im Anschluss an solche fahrerischen Heldentaten sofort wieder im Cozy-Game-Modus ist, als hätte man nicht gerade sein Leben riskiert, ist ein Schleudertrauma sondergleichen. Nur eben von der guten Sorte. Wenn es so was gibt.

Was es auf jeden Fall nicht gibt, ist etwas Vergleichbares wie die Mudrunner-Serie – habt ihr damit noch keine Erfahrung, solltet ihr Expeditions auf jeden Fall eine Chance geben.

Expeditions: A Mudrunner Game
PROCONTRA
  • Spannender Mix aus Entspannung und Anspannung
  • Packend simuliertes Fahrverhalten
  • Schöner, neuer Entdecker-Ansatz
  • Wunderhübsche Landschaften
  • Gigantischer Umfang
  • Inhaltlich sehr ähnliches Grund-Gameplay wie in Snowrunner
  • Minispiele für Gerätschaften nicht besonders unterhaltsam
  • Warum kein Kompass?

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