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Forza Motorsport 4

Mein Auto und ich

So viel zur Kür. Fühlt sich eher wie Forza 3.5 an, ist es irgendwie auch. Turn 10 ist kein Wagnis eingegangen, sondern hat sich auf das konzentriert, was sie schon im Vorgänger so hervorragend beherrscht haben. Ähnliches gilt auch für den Pflichtteil, das Fahren an sich, nur dass man sich hier nochmals übertreffen konnte. Hierfür warf man all die gesammelten Daten aus den Vorjahren über Bord und ging eine Kooperation mit Reifenhersteller Pirelli ein, die mit vielen der im Spiel verfügbaren Fahrzeugen Reifentests durchführten. Diese Daten wurden dann von Turn 10 nahezu 1:1 übernommen, sodass sich die Reifen, eine wichtige und schier unberechenbare Komponente im Rennsport, wie auch in den Tests verhalten. Das Ergebnis ist nochmals eine Stufe besser als bereits in Forza 3. Es ist fällt deutlich einfacher, das Limit der Fahrzeuge zu finden und in diesem Bereich zu operieren.

Die Autos fühlen sich lebendig und nicht mehr so steril wie etwa in Forza 1 und 2 an. Tatsächlich ermuntert diese Lebhaftigkeit zum Übersteuern vieler der insgesamt 500 Fahrzeuge. Insbesondere die Heckantriebler sind in dieser Ausgabe eine wahre Freude zu fahren, da ihr durch präzises Gegenlenken trotzdem noch die volle Kontrolle über das Gefährt habt. Das hervorragend funktionierende Feedback tut hierbei sein übriges. Wenn ich da an den Lotus Elise oder Ford GT in Gran Turismo 5 denke und beide mit ihren Gegenparts in Forza Motorsport 4 vergleiche - ein Unterschied wie Tag und Nacht. In solchen Momenten erinnert das Spiel ein wenig an die Project-Gotham-Racing-Reihe, wenn es elegant im Drift durch die Kurven geht. Welch Ironie, dass tatsächlich einige ehemalige Bizarre-Creations-Mitarbeiter mittlerweile bei Turn 10 sitzen und eine Anzeige eure Kurvenfahrten oder Überholmanöver entsprechend bewertet. Fahrt ihr sauber, gibt es entsprechende Bonuszahlungen.

Blöd nur, dass man diese Freude am Fahren nicht sonderlich lang am Stück genießen kann. Länger als fünf bis sieben Runden gehen die einzelnen Rennen in der Karriere nie. Der ganze Schnickschnack mit der einblendbaren Live-Telemetrie, Reifenabnutzung und gleichzeitiger Veränderung des Fahrverhaltens über längere Zeit hat bei solch kurzen Sprintrennen keinen allzu großen Einfluss. Mit Motorsport hat das nicht sonderlich viel zu tun, aber solch eine Simulation möchte Turn 10s Renner schließlich auch nicht sein. Immerhin hat man wohl mein Flehen bis über den Teich gehört, denn dieses Mal gibt es deutlich mehr Veranstaltungen mit echten Rennwagen, also jenen R-Klasse-Fahrzeugen, die mir noch immer am meisten Spaß bereiten.

Forza Motorsport 4 - Infineon Raceway

Gleichzeitig hat man aber auch die von meiner Wenigkeit so geliebten Langstreckenrennen komplett entfernt. 500-km-Rennen? 2-Stunden-Rennen? Fehlanzeige. Gibt es nicht mehr. Boxenstopps spielen bei den Sprintrennen ebenfalls keine Rolle. Ihr könnt zwar reinkommen und die physisch gut funktionierenden Schäden reparieren lassen, was aufgrund der langen Stoppzeit aber nicht wirklich zu empfehlen ist. Optisch ist das Schadensmodell hingegen noch immer unter ferner liefen. Besser als bei Polyphonys Racer, mehr als einige Beulen und kleinere Blechschäden dürft ihr allerdings nicht erwarten. Selbst bei wahrhaftigen Horror-Crashes sehen die Autos noch relativ gut aus. Ich habe übrigens zwei Frontalzusammenstöße gebraucht, bis sich nichts mehr rührte.

Spaß machen die Rennen aber trotzdem. Selbstredend wegen der tollen Fahrphysik, aber auch wegen der aggressiven Gegner-KI. Packende Zweikämpfe sind möglich, oftmals allerdings auch mit leichten Berührungen. Finde ich persönlich nicht sonderlich schlimm, schließlich darf mit solchen Fahrzeugen auch mal mit härteren Bandagen gefahren werden. Trotzdem bleibt sie stets fair, fährt im Gegensatz zum Vorgänger einem nun nicht mehr so häufig ins Heck, macht nun deutlich menschlichere Fehler und rempelt sich auch mal gegenseitig von der Strecke. Side-by-side-Duelle sind möglich und sorgen für den entsprechenden Kick beim Fahren. Hier fährt keine Perlenschnur hintereinander, in Forza 4 wird gekämpft. Und sollte die KI oder aber auch ihr es doch mal übertreiben, was bei ihr ab und an mal vorkommt, spult ihr einfach bequem die Zeit nach Belieben zurück. Sicherlich nicht "get real", aber eine enorme Zeitersparnis, wenn ihr in der letzten Kurve der letzten Runde ins Kies segelt und zehn Minuten eures Lebens vergeudet sind.