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Hour of Victory

Die Stunde der Niederlage

Da passt es wie Faust auf Auge, dass die Unterschiede zwischen den Charakteren minimal sind. Gerade Taggert ist in den meisten Abschnitten nutzlos, da seine Abkürzungen nur geringe Vorteile bringen und seine Stealth-Vorgehensweise bei schwer bewachten Zielen vorne und hinten nicht funktioniert. Abgesehen von den Spezialmissionen fährt man mit Lt. Ross am besten, weil dieser in den harten Gefechten am meisten aushält. Schön gelöst ist das Recover-System, dass dem Spieler nur dann wieder volle Lebensenergie zurück gibt, wenn er steht. Das erzeugt Spannung und sorgt immer wieder für nötige Verschnaufpausen.

Die Offiziere sind zwar nicht sonderlich intelligent, haben aber immer dicke Waffen am Mann.

Bei der großen Anzahl von Gegnern ist dies auch dringend notwendig. Leider entschied sich n-Fusion für das oft sichtbare Auftauchen von Gegnern mitten im Level. Da werden gegnerische Soldaten direkt vor die eigene Nase teleportiert oder in einen gerade frei geräumten Raum. Taktisches Vorgehen wird dadurch nahezu unmöglich, weil man ständig eine Salve in den Rücken bekommt.

Immerhin verhalten sich die Soldaten einigermaßen intelligent und sorgen durch ihr gutes Deckungsverhalten, ihre erstaunliche Treffsicherheit und den geschickten Einsatz von Handgranaten ständig für fordernde Feuergefechte. Nur manchmal hat die Künstliche Intelligenz einen Aussetzer und die schwach animierten Gegner reagieren erst bei direktem Beschuss. Die geplanten Squad-Taktiken sind aber dem Rotstift zum Opfer gefallen. Erschwerend kommt hinzu, dass es kaum Rücksetzpunkte gibt. So kommt es häufig vor, dass man auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad immer wieder den gleichen Levelabschnitt beackern muss, um voran zu kommen.

Die Boden-Texturen in Berlin wären auch auf der ersten Playstation möglich gewesen.

Auch die Grafik überrascht mit ihren zum Teil extrem hässlichen Texturen und ausdruckslosen Gesichtern. Es ist erstaunlich, wie es den Entwicklern gelungen ist, mit so einer mächtigen Grafikengine so viel Pixel-Krampf zu produzieren. Ständig werden Texturen zu spät in den Speicher geladen und Körper im Mauerwerk platziert. Besonders hässlich präsentiert sich das zerstörte Berlin. Gleichförmige Texturen und langweiliges Level-Design verwandeln die Next-Generation-Grafik in eine komplette Katastrophe. Nur in wenigen Abschnitten kann der Titel dank seiner Tiefenunschärfe und einigen erträglichen Bauten seinem Anspruch gerecht werden.

Leider enttäuscht Hour of Victory auch in den Fahrzeugsequenzen und im Mehrspielermodus. Das Aussteigen aus den Panzern ist gleichbedeutend mit dem eigenen Todesurteil. So quält man sich mit den Stahkolossen durch die Schlauchlevel und freut sich, wenn man endlich wieder zu Fuß unterwegs ist. Der Mehrspielermodus dagegen ist momentan nahezu unspielbar. Verbindungsabbrüche und leere Server machen die Partien zur Qual. Ohne Patch wird sich daran vermutlich auch in Zukunft nichts ändern. Ein Trauerspiel!

Hour of Victory ist Enttäuschung pur. Die Versprechen aus der Vorschau wurden nicht eingehalten und ein Großteil der Key-Features stark beschnitten. Das Spiel wirkt von vorne bis hinten unfertig und hätte noch monatelanges Feintuning benötigt, um als echter Hit-Kandidat ins Rennen zu gehen. Die vorhandenen Ressourcen wurden nicht ausgenutzt und am Ende sind die Käufer die Leidtragenden. Dies erfordert ein hartes Urteil, auch wenn einige Elemente immer wieder zum Weiterspielen antreiben.

Vor allem die Künstliche Intelligenz und die fordernden Feuergefechte sorgen in Kombination mit einer gesunden Portion Masochismus für eine skurrile Art von Motivation, sodass der Titel trotz dem gebrochenen Vertrauen zumindest eine Mindestpunktzahl verdient. Wirklich hart gesottene Spieler, die das Szenario lieben, sollten zumindest einen Blick darauf werfen. Falls sie dann am Ende sowohl die harten Gegner als auch die vielen Bugs bezwungen haben, kann sie in der Videospiel-Welt so schnell nichts mehr schocken.

Seitdem 29. Juni kann man dank Hour of Victory auf der Xbox 360 die eigene Leidensfähigkeit testen.

4 / 10

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